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Stenobothrus nigromaculatus

(Herrich-Schäffer, 1840)

(Herrich-Schäffer, 1840)

DE:

Schwarzfleckiger Heidegrashüpfer

Gefleckter Heidegrashüpfer

EN:

Black-spotted Toothed Grasshopper

FR:

Le Sténobothre bourdonneur

Le Criquet bourdonneur

IT:

Stenobotro nigromaculato

Observation.org

Orthoptera.Speciesfile.org

IUCN Red List

Synonyme

Stenobothrus bulgaricus Ramme, 1933 | Stenobothrus insolitus Tarbinsky, 1928 | Stenobothrus nigromaculatus var. istriana Krauss, 1879 | Oedipoda luteicornis Fischer von Waldheim, 1846 | Stenobothrus nigro-maculatus [sic] Herrich-Schäffer, 1840 | Acridium stigmaticum Brisout de Barneville, 1848

Morphologie

Die Grundfarbe von Stenobothrus nigromaculatus ist grün, bräunlich oder gräulich und ähnlich variabel wie bei den anderen Stenobothrus-Arten. Ein typisches Merkmal des Männchens sind die langen, hellen Fühler, die wie bei Pseudochorthippus parallelus an der Spitze leicht erweitert und nach aussen abgewinkelt sind. Die hellen Halsschild-Seitenkiele sind nur leicht nach innen gebogen und schwarz gesäumt. Die braunen Flügel sind schmal. Beim Männchen erreichen sie die Hinterknie, beim Weibchen enden sie deutlich vor den Hinterknien. Am Ende sind sie bei beiden Geschlechtern spitz verrundet. Das erweiterte Medialfeld von Stenobothrus nigromaculatus reicht bis zum Ende des zweiten Drittels des Flügels, ist regelmässig quergeadert und vor allem beim Weibchen mit unregelmässigen, schwarzen Flecken durchsetzt. Diese Flecken sind beim Männchen schwach ausgeprägt und können bei beiden Geschlechtern ganz fehlen. Das helle Stigma hebt sich nie so kontrastreich von der Flügelfarbe ab wie dies bei Stenobothrus lineatus der Fall ist. Das Hinterleibsende ist bei den Männchen oft kräftig orange gefärbt. Bei den Weibchen ist es weniger intensiv gefärbt.

  • ♂ 10-20 mm
  • ♀ 18-25 mm

Gesang

Der mässig laute Spontangesang von Stenobothrus nigromaculatus besteht aus meistens 3-4 dichten Versen, welche leise beginnen und in der Hälfte oder kurz vor Ende die maximale Lautstärke erreichen. Ein Vers dauert 1-2 s, besteht aus 90-200 Silben und endet abrupt. Häufig hört man Wechselgesänge, wobei das eine Männchen exakt die Pause des anderen ausnützt. Wenn mehrere Männchen beieinander sind, können sich für mehrere Sekunden richtige Chöre bilden. Es folgen dann Pausen, bis wieder ein Männchen einen nächsten Chor auslöst. Beim minutenlang anhaltenden Werbegesang wechseln sich leise, ca. 1,5 s dauernde Verse (Abwärtsbewegung der Beine) mit 5-7 kratzenden Lauten (Aufwärtsbewegung) ab. Er endet mit 2-8 deutlich lauteren Versen.

Spontangesang von Stenobothrus nigromaculatus, bestehend aus vier Versen - CH, VS, Turtmann, 30 °C.

Spontangesang von Stenobothrus nigromaculatus, bestehend aus sechs Versen (eine solch hohe Versanzahl wird nur selten geäussert) - CH, VS, Cambioula bei Euseigne, 23 °C.

Antwortgesang von zwei ♂♂ von Stenobothrus nigromaculatus - DE, Baden-Württemberg, Mahlstetten, 31 °C (Aufnahme Bruno Keist).

Ausschnitt aus dem Werbegesang von Stenobothrus nigromaculatus. Er kann über Minuten anhalten - CH, TI, Isone, 20 °C, kaum Sonne.

Video: Wolfgang Forstmeier

Verbreitung

Stenobothrus nigromaculatus kommt von Spanien über Frankreich und Mitteleuropa bis weit nach Asien hinein vor. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft durch den Norden Frankreichs, Deutschlands und Polens, wobei die Nord- und Ostsee nirgends erreicht wird. Auf der Balkanhalbinsel ist die Art weit verbreitet und kommt bis Griechenland und in die Türkei vor. In der Schweiz beschränkt sich das Verbreitungsgebiet auf das Wallis und Tessin, wobei Stenobothrus nigromaculatus bis in Höhen von 3000 m vorkommt. In Deutschland ist die Verbreitung zerstreut und lückig.

This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.


Phänologie & Lebensweise

Ausgewachsene Tiere findet man von Juni bis September.
Im Wallis ist Stenobothrus nigromaculatus etwas früher anzutreffen als andere Grashüpfer. Die Larven durchlaufen 4 Stadien und ernähren sich vorwiegend von Süssgräsern. Bei der intensiven Balz werben die Männchen teilweise minutenlang vor einem Weibchen. Der Werbegesang wird durch imposante Bewegungen der Antennen und Schleuderbewegungen der Hinterschienen begleitet.


Lebensraum

Stenobothrus nigromaculatus ist wärme- und trockenheitsliebend. Die Tiere halten sich gerne in niederwüchsigen Bergrasen auf, sind aber auch in krautigen und dichten Wiesen zu finden. Bevorzugt werden beweidete Trocken- und Halbtrockenrasen, Magerrasen, trockene, steppenartige Landschaften und Heiden mit offenen Bodenstellen. Die Art scheint auf eine minimale Feuchtigkeit angewiesen zu sein, da beispielsweise die Felsensteppen im Wallis nicht besiedelt werden. Beschattete und feuchte Bereiche werden ebenfalls gemieden.


Gefährdung & Schutz

In der Schweiz wurde Stenobothrus nigromaculatus als verletzlich eingestuft. Gründe dafür sind die Isolation der Walliser Populationen und die Bedrohung der Lebensräume durch Bewässerung und Verbuschung von Wiesen und Weiden. Die Art reagiert empfindlich auf Intensivierung durch Bewässerung, Düngung oder mehrfache Mahd. Wie Erfahrungen aus verschiedenen Gebieten zeigen, ist eine traditionelle Beweidung die beste Fördermassnahme. Durch das Auflichten und Entbuschen von einwachsenden Waldrändern kann Stenobothrus nigromaculatus zusätzlich gefördert werden.

Rote Listen
  • CH:
    VU (Verletzlich)
  • DE:
    2 (Stark gefährdet)
  • AT:
    EN (Stark gefährdet)
  • Europa:
    LC (Nicht gefährdet)

Ähnliche Arten

Stenobothrus nigromaculatus kann mit Stenobothrus lineatus und Stenobothrus stigmaticus verwechselt werden. Stenobothrus lineatus hat breite, dunkle Flügel mit einem hellen Stigma. Die Flügel nehmen im hinteren Teil deutlich an Breite zu und sind länger als bei Stenobothrus nigromaculatus. Bei Stenobothrus stigmaticus sind vor allem die Männchen kleiner. Ältere Weibchen können zum Teil sehr ähnlich aussehen. Das beste Unterscheidungsmerkmal ist das Medialfeld im Vorderflügel. Dies ist bei Stenobothrus stigmaticus kaum erweitert, nicht quergeadert und reicht nicht bis ins zweite Drittel des Flügels. Aufgrund der nach aussen gebogenen Fühlerspitzen der Männchen kann Stenobothrus nigromaculatus mit Pseudochorthippus parallelus verwechselt werden. Dieser ist in der Regel einheitlicher gefärbt, hat kein erweitertes Medialfeld und auch keine dunklen Flecken auf den Flügeln. Der Spontangesang von Stenobothrus nigromaculatus kann mit den Gesängen von Chorthippus albomarginatus und Chorthippus brunneus verwechselt werden. Deren Verse sind aber kürzer und leiser.

Stenobothrus fischeri

Stenobothrus lineatus

Stenobothrus stigmaticus

Stenobothrus rubicundulus

Pseudochorthippus parallelus