Stenobothrus stigmaticus
(Rambur, 1838)
DE:
Kleiner Heidegrashüpfer
EN:
Lesser Mottled Grasshopper
FR:
Le Sténobothre nain
IT:
Stenobotro nano
Acridium parvulus Herrich-Schäffer, 1840 | Chorthippus ramburi Fieber, 1852
Morphologie
Stenobothrus stigmaticus gehört zu den kleinsten Grashüpfern in Mitteleuropa und ist kleiner als die drei häufigen Stenobothrus-Arten. Die Grundfarbe ist grün, kann aber auch braun sein. Vom Kopf verlaufen typischerweise zwei helle Linien über die Halsschild-Seitenkiele und die Knickkante der Vorderflügel. Die Halsschild-Seitenkiele sind gerade bis leicht nach innen gebogen. Dies ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem ähnlichen Omocestus haemorrhoidalis. Die schmalen Flügel erreichen knapp die Hinterknie, überragen sie aber nicht. Sie sind gleich breit oder schmaler als die Hinterschenkel hoch sind. Am Unterrand des Vorderflügels befindet sich meistens eine helle Linie. Das für die Gattung Stenobothrus charakteristisch erweiterte Medialfeld ist bei Stenobothrus stigmaticus nur undeutlich ausgeprägt und weist oft dunkle Flecken auf. Die Hinterleibsspitze kann beim Männchen mässig orange-rot gefärbt sein.
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♂ 11-15 mm
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♀ 15-20 mm
Gesang
Die Lautäusserungen von Stenobothrus stigmaticus sind leise. Der Spontangesang besteht aus einzelnen Versen, die in unregelmässigen Abständen vorgetragen werden, manchmal folgen sich zwei Verse kurz aufeinander. Ein Vers dauert ca. 2,2 s und ist aus 25-40 Silben aufgebaut. Er beginnt leise, erreicht die maximale Lautstärke aber schon kurz nach Beginn. Der Werbegesang ist ähnlich dem Spontangesang, die Verse sind mit 3-5 s und 50-70 Silben etwas länger. Dabei wird ein Hinterbein intensiver bewegt als das andere, wie etwa bei Omocestus viridulus. Dieses Hinterbein wird am Schluss sehr weit nach oben bewegt und erzeugt am Ende des Verses ein lauteres „zick“. Während des Umherstreifens in der Vegetation erzeugen die Männchen oft Gehlaute.
Spontangesang von Stenobothrus stigmaticus, drei Verse - CH, JU, La Chaux-des-Breuleux, 24 °C (Aufnahme Bruno Keist).
Spontangesang von Stenobothrus stigmaticus, fünf Verse, die Pausen zwischen den einzelnen Versen sind verkürzt - FR, Ariège, Col de Port, 25 °C.
Spontangesang von Stenobothrus stigmaticus, einzelner Vers - CH, JU, La Chaux-des-Breuleux, 24 °C (Aufnahme Bruno Keist).
Verbreitung
Stenobothrus stigmaticus kommt von Spanien über ganz Frankreich, Deutschland und den Balkan bis nach Westasien vor. Eine auffällige Verbreitungslücke befindet sich in grössten Teilen von Italien und der Schweiz. In der Schweiz ist das Vorkommen auf den Jura beschränkt, in Deutschland ist die Art bis auf den nördlichsten Teil überall lokal anzutreffen. Nördlich der Donau im Raum Nürnberg sind besonders viele Vorkommen bekannt.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Ausgewachsene Tiere von Stenobothrus stigmaticus findet man von Anfang Juli bis Ende Oktober.
Die Eier werden in den Boden oder in den Wurzelfilz unmittelbar über dem Boden abgelegt. Die Larven schlüpfen gegen Ende Mai und durchlaufen als Männchen 4 und als Weibchen 4-5 Stadien.
Lebensraum
Stenobothrus stigmaticus ist eine typische Art extensiv genutzter, sonniger Wiesen und Weiden. Die Vegetation ist niederwüchsig und von offenen Bodenstellen durchzogen. Die Art besiedelt sowohl kalkreiche als auch kalkarme Magerrasen und Zwergstrauchheiden. In den Pyrenäen konnten wir die Art in teilweise dichten Heidegebieten und auf Berggipfeln beobachten, die dem Wind ausgesetzt sind.
Gefährdung & Schutz
Stenobothrus stigmaticus ist in der Schweiz an den wenigen bekannten Standorten auf die traditionelle Weidenutzung angewiesen. Eine Intensivierung der Bewirtschaftung, wie auch eine Nutzungsaufgabe, kann zum lokalen Verschwinden der ohnehin vom Aussterben bedrohten Art führen. Eine Fördermassnahme ist die Beweidung durch Rinder oder Schafe.
Rote Listen
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CH:CR (Vom Aussterben bedroht)
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DE:3 (Gefährdet)
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AT:EN (Stark gefährdet)
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Europa:LC (Nicht gefährdet)
Ähnliche Arten
Stenobothrus stigmaticus ist Omocestus haemorrhoidalis aufgrund der Grösse und der Flügel sehr ähnlich. Omocestus haemorrhoidalis unterscheidet sich aber durch die stark nach innen geknickten Halsschild-Seitenkiele deutlich. Stenobothrus nigromaculatus unterscheidet sich deutlich in der Grösse und durch das Medialfeld im Vorderflügel, das weit über die Flügelmitte hinaus reicht, breiter und regelmässig quergeadert ist. Der Spontangesang von Stenobothrus stigmaticus kann mit demjenigen von Pseudochorthippus parallelus verwechselt werden. Dessen Verse sind durchschnittlich etwas kürzer und lauter, die einzelnen Silben sind besser herauszuhören. Im Gesang von Chorthippus vagans folgen sich die Silben deutlich langsamer. Der Gesang des morphologisch sehr ähnlichen Omocestus haemorrhoidalis ist ein in der Lautstärke anschwellendes Schwirren. Es fehlt der für Stenobothrus stigmaticus typische kratzende Charakter.