Chorthippus apricarius
(Linnaeus, 1758)
DE:
Feld-Grashüpfer
EN:
Locomotive Grasshopper
FR:
Le Criquet des adrets
IT:
Cortippo apricario
Stenobothrus finoti Saulcy, 1887 | Stauroderus intricatus Navás, 1908
Morphologie
Die Grundfarbe von Chorthippus apricarius ist einheitlich graubraun bis ocker mit wenig kontrastreicher Zeichnung. Die Halsschild-Seitenkiele sind winklig einwärts gebogen und meist dunkel gesäumt. Die Flügel des Männchens erreichen die Hinterknie oder überragen diese leicht. Beim Weibchen sind die Flügel kürzer und erreichen knapp die Hinterknie. Für Chorthippus apricarius ist das stark erweiterte Medialfeld bei beiden Geschlechtern charakteristisch. Es ist beim Männchen regelmässig quer geadert und weist beim Weibchen eine feine, netzartige Aderung auf. Die Flügel sind ockerfarben bis glasig und auf der Oberseite sowie im Medialfeld oft mit unregelmässigen, dunklen Flecken überzogen. Bei den Weibchen sind die Flügel oft etwas dunkler. Die Hinterknie und -schienen sind gelblich bis bräunlich.
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♂ 13-15 mm
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♀ 17-21 mm
Gesang
Der leise bis mässig laute Spontangesang von Chorthippus apricarius erinnert an das Geräusch einer Dampflokomotive und besteht aus 10-35 s dauernden Strophen, die zögerlich leise beginnen, bis kurz vor Schluss in der Lautstärke anschwellen und schliesslich abrupt enden. Die 50-150 Verse beginnen jeweils mit einem markanten „tick“, dem zwei schabende Silben folgen. Der Werbegesang besteht aus Strophen, die leiser beginnen und länger andauern. Zwischendurch werden immer wieder einzelne, unterschiedlich lange, schabende Laute erzeugt.
Spontangesang von Chorthippus apricarius - DE, Bayern, Gungolding, 23 °C, sonnig.
Werbegesang von Chorthippus apricarius - DE, Bayern, Gungolding, 23 °C, sonnig.
Ein ♂ von Chorthippus apricarius erzeugt den Werbegesang vor einem ♀. In der Pause zwischen den Strophen kommt ein zweites ♂ dazu und beide erzeugen kurze Laute, die als Rivalengesang zu verstehen sind - FR, Hautes-Alpes, Chabottes bei Gap, 20 °C, sonnig.
Sieben Verse aus dem Spontangesang von Chorthippus apricarius - DE, Bayern, Kipfenberg, 23 °C, sonnig.
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet von Chorthippus apricarius erstreckt sich von den spanischen Pyrenäen über Süd- und Westfrankreich und von Mitteleuropa bis Südschweden, wo die Art ihre nördliche Arealgrenze erreicht. Im Süden kommt sie bis nach Griechenland und in die Türkei vor. Die östliche Verbreitung reicht bis in die Mongolei und nach China. In der Schweiz beschränken sich die Vorkommen auf den Jura, die Westalpen und Graubünden. In Deutschland ist Chorthippus apricarius weit verbreitet, weist allerdings in der westlichen Hälfte grössere Verbreitungslücken auf.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Chorthippus apricarius kann von Mitte Juni bis Ende Oktober beobachtet werden.
Die Eier werden an vegetationslosen Stellen in sandigen, erdigen, oft lockeren Boden abgelegt. Häufig werden dazu auch Erdhügel anderer Tiere wie z.B. Maulwurf oder Ameisen zur Eiablage verwendet. Die Larven schlüpfen im Folgejahr ab Mitte Mai und durchlaufen 4 Stadien.
Lebensraum
Chorthippus apricarius bevorzugt trockene und warme Lebensräume mit kalkhaltigem Untergrund. Dazu gehören Magerrasen und -wiesen, Saumgesellschaften an Wegen und Äckern, Weiden und Brachland. Ein typischer Lebensraum sind abgeerntete Getreidefelder und deren Randstrukturen. Die Vegetation ist oft gut entwickelt und teilweise sehr dicht mit einem hohen Anteil an Süssgräsern. Im Osten Europas werden bevorzugt die Tieflandsteppen besiedelt, in Südeuropa Bergwiesen.
Gefährdung & Schutz
Obwohl Chorthippus apricarius nicht gefährdet ist, kann die Art in kleineren Naturräumen für den Naturschutz von hoher Bedeutung sein. So gilt sie in Baden-Württemberg als vom Aussterben bedroht, in Bayern als gefährdet und im Kanton Schaffhausen als sehr selten. Trotz der Affinität zu einer dichten Krautschicht benötigt Chorthippus apricarius offenen Boden für die Eiablage. Die Gefährdungsursachen sind neben der Verbuschung in der intensiven Ackerlandnutzung und dem Entfernen ungenutzter Saumstrukturen zu suchen. Zur Förderung sollten Ackersaumstrukturen erhalten und ausgedehnt werden und Stoppelfelder zumindest im Randbereich über den Winter stehen bleiben.
Rote Listen
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CH:LC (Nicht gefährdet)
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DE:V (Vorwarnliste)
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AT:LC (Nicht gefährdet)
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Europa:LC (Nicht gefährdet)
Ähnliche Arten
Chorthippus apricarius gleicht im Habitus sehr stark den anderen Chorthippus-Arten, unterscheidet sich aber durch das stark erweiterte Medialfeld deutlich. Aufgrund des erweiterten Medialfelds, das für die Gattung Chorthippus einzigartig ist, wird Chorthippus apricarius oft mit den Arten der Gattung Stenobothrus oder mit Stauroderus scalaris verwechselt. Letzterer ist deutlich grösser und hat dunkle Flügel. Die Arten der Gattung Stenobothrus unterscheiden sich von Chorthippus apricarius durch das nicht erweiterte Präcostalfeld, die deutlich kontrastreichere Zeichnung und die vorwiegend grüne Grundfarbe. Der Spontangesang kann mit demjenigen von Gomphocerippus rufus verwechselt werden.