Decticus albifrons
(Fabricius, 1775)
DE:
Südlicher Warzenbeisser
EN:
Mediterranean Wart-biter
FR:
Le Dectique à front blanc
Decticus aeolicus Guarino, 1935
Morphologie
Decticus albifrons ähnelt dem etwas kleineren Decticus verrucivorus. Die Art hat einen grösseren Kopf, längere Extremitäten, insbesondere Hinterbeine, sowie längere, kontrastreicher gezeichnete Flügel. Die Grundfarbe ist im Gegensatz zu derjenigen von Decticus verrucivorus immer bräunlich bis gräulichgelb; nur frisch gehäutete Imagines weisen an den Körperseiten grünliche oder gelbliche Stellen auf. Die Seitenlappen des Halsschilds sind breit hell umrandet, wobei die Umradnung vorne und hinten oft dunkel gesäumt und der Unterrand meist gräulich marmoriert ist. Die Flügel sind ausgesprochen lang, überragen die Hinterknie deutlich und sind kontrastreich schwarz-weiss gefleckt. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal gegenüber Decticus verrucivorus ist die Form der Cerci der Männchen. Sie sind bei Decticus albifrons in der zweiten Hälfte leicht nach innen geknickt und besitzen an der Basis einen kräftigen Innenzahn. Die Legeröhre der Weibchen ist gerade und nur am Ende leicht nach oben gebogen sowie schwach gezähnt. Der lateinische Name "albifrons" (weissstirnig) bezieht sich auf den hellen Vorderkopf.
-
♂ 29-41 mm
-
♀ 32-42 mm
-
Ovipositor 22-28 mm
Gesang
Der Spontangesang von Decticus albifrons besteht aus Einzelsilben, die in meist leicht unregelmässigen Abständen geäussert werden. Diese Unregelmässigkeit scheint arttypisch zu sein, was bei Heuschrecken selten vorkommt. Bei hohen Temperaturen werden 7–10 Silben pro Sekunde erzeugt, bei tieferen nur noch 3–5. Gestörte Tiere können über längere Perioden nur Einzelsilben erzeugen. Beim Öffnen der Vorderflügel entsteht ein leises Geräusch, beim Schliessen ein deutlich lauteres. Das Frequenzspektrum zeigt ein Maximum bei ca. 8–10 kHz, also im hörbaren Bereich. Der Gesang von Decticus albifrons gleicht etwas demjenigen von Decticus verrucivorus. Er ist ähnlich laut, und die einzelnen „zick“-Laute klingen schärfer, weil die einzelnen, für uns als Einheit hörbaren „zick“-Laute im Gegensatz zu denjenigen von Decticus verrucivorus nur aus einer Silbe bestehen. Anhand des Gesangs verrät sich die Art bereits aus 50–100 m. Daran kann man die Art sogar aus dem fahrenden Auto auf Artniveau bestimmen.
Ausschnitt aus dem Spontangesang bei hohen Temperaturen - FR, Corse-du-Sud, Plage du Taravu, 30°C.
Ausschnitt aus dem Spontangesang von Decticus albifrons bei warmen Temperaturen - FR, Haute-Corse, Olmeta-di-Tuda, 22°C.
Ausschnitt aus dem Spontangesang von Decticus albifrons bei tiefen Temperaturen - FR, Haute-Corse, Ghisonaccia, 25°C, Abenddämmerung.
5 Sekunden aus dem Spontangesang von Decticus albifrons bei hohen Temperaturen - FR, Corse-du-Sud, Plage du Taravu, 30°C.
5 Sekunden aus dem Spontangesang von Decticus albifrons bei hohen Temperaturen - FR, Corse-du-Sud, Plage du Taravu, 30°C, Mittag.
1 Sekunden und 8 Silben aus dem Spontangesang von Decticus albifrons bei hohen Temperaturen - FR, Corse-du-Sud, Plage du Taravu, 30°C, Mittag.
Verbreitung
Das grosse Verbreitungsgebiet von Decticus albifrons ist auf Südeuropa (inklusive der Kanarischen Inseln und Madeira) beschränkt. Die Art ist weit verbreitet und teilweise sehr häufig. Sie fehlt nur auf dem Zentralbalkan. Hin und wieder gelangen Einzeltiere bis in die Südschweiz, ob durch passive Verschleppung mit Zügen oder Autos oder durch aktiven Flug, ist fraglich. Die letzten beiden gesicherten Funde in der Schweiz betreffen je ein Männchen bei Caslano (Luca Pagano) im Jahr 2024 und bei Arzo (Christian Roesti) im Jahr 2018. In Frankreich ist die Art in der südlichen Hälfte weit verbreitet und im Süden häufig.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Adulte Tiere treten von Juli bis Oktober auf (Schwerpunkt: Juli und August). Die Männchen steigen zum Singen gerne in der Vegetation hoch, damit ihr Gesang möglichst weit trägt. Bei Annäherung lassen sie sich in die Vegetation fallen und sind dort trotz der Grösse nur schwer auffindbar. Häufig findet man sie erst, wenn sie davon fliegen.
Gefährdung & Schutz
Decticus albifrons ist im Mittelmeeraum häufig und nicht gefährdet. Er besiedelt auch stark gestörte Lebensräume wie Strassenböschungen, Strassenkreisel und industrielles Brachland.
Rote Listen
-
CH:NE (Nicht beurteilt)
-
DE:Abwesend
-
AT:Abwesend
-
Europa:LC (Nicht gefährdet)
Ähnliche Arten
Decticus albifrons kann mit Decticus verrucivorus verwechselt werden; insbesondere braune Tiere sind sich ähnlich. Die Verwechslungsgefahr ist besonders im Südosten Europas gross, z. B. in Rumänien oder Griechenland, wo Decticus verrucivorus längere Flügel besitzt, teils ähnlich lang wie bei Decticus albifrons. Im Süden von Frankreich und Italien haben Decticus verrucivorus, seine Unterarten und andere Decticus-Arten dagegen eher kürzere Flügel als die Nominatform Decticus verrucivorus. Im Zweifelsfall müssen die Cerci der Männchen mit dem bei Decticus albifrons nahe an der Basis gelegenen Innenzahn verglichen werden; bei Decticus verrucivorus liegt der Innenzahn in der Mitte des Cerci. Die Legeröhre der Weibchen ist unterschiedlich geformt; bei Decticus albifrons ist sie gerade, manchmal fast leicht nach unten gebogen und nur am Ende in die Spitze gebogen. Die Subgenitalplatte ist bei Decticus verrucivorus dreieckig, bei Decticus albifrons dagegen trapezförmig. Im Unterschied zu den farblich ähnlichen Platycleis-Arten ist Decticus albifrons deutlich grösser, fast doppelt so gross wie die grösste Platycleis-Art (Platycleis falx) und die Legeröhre ist körperfarben und nicht schwarz.