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Bicolorana bicolor

(Philippi, 1830)

(Philippi, 1830)

DE:

Zweifarbige Beissschrecke

EN:

Bicolor Meadow Bush-cricket

Two-coloured Bush-cricket

FR:

La Decticelle bicolore

IT:

Grillastro bicolore

Observation.org

Orthoptera.Speciesfile.org

IUCN Red List

Synonyme

Decticus abbreviata Serville, 1838 | Decticus sieboldii Fischer, 1849 | Locusta viennensis Marschall, 1836 | Metrioptera bicolor (Philippi, 1830)

Morphologie

Wie der Name bereits andeutet, ist Bicolorana bicolor zweifarbig. Die Grundfarbe ist ein sattes, helles Grün mit einer glasig glänzenden Oberfläche. Die Halsschildseiten sind einheitlich grün. Über den gesamten Rücken verläuft vom Kopf bis zum Hinterleibsende ein braunes Längsband. Bereits bei den Larven ist die Farbkombination; brauner Rücken und grüne Körperseiten ausgeprägt. Die Schienen der Beine und die Knieregion sind in der Regel bräunlich, auch bei den Larven. Auf der Aussenseite des Hinterschenkels verläuft ein dunkler Längsstreifen. Die Flügel der Männchen überragen die Hinterleibsmitte und sind am Ende stumpf abgerundet. Die männlichen Cerci sind leicht nach innen gebogen und im letzten Fünftel mit einem kurzen Innenzahn besetzt. Die schmalen Flügel der Weibchen erreichen nur knapp die Hinterleibsmitte. Langflügelige Individuen kommen bei beiden Geschlechtern vor. Die Legeröhre ist kurz, schmal und dunkel gefärbt. Sie ist an der Basis stark aufwärts gebogen. Die weibliche Subgenitalplatte ist spitz zulaufend und am Ende schmal v-förmig ausgerandet.

  • ♂ 14-17 mm
  • ♀ 15-18 mm
  • Ovipositor 5-7 mm

Gesang

Der Spontangesang von Bicolorana bicolor ist mässig laut und besteht bei hohen Temperaturen aus kurzen, 3-silbigen Versen, die schnell aneinander gereiht werden. Es werden 15-25 Verse pro s geäussert. Der Gesang kann minutenlang anhalten, wird aber meistens in unregelmässigen Abständen kurz unterbrochen. Dadurch entsteht ein abgehacktes Sirren. Der Gesang klingt ratternd und hart. Anfang und Ende der Strophen sind abrupt. Bei tiefen Temperaturen sind die Strophen oft sehr kurz, ähnlich wie man es von Roeseliana roeselii kennt. Es werden z.T. nur noch 1-7 Verse pro s erzeugt, sodass der Gesang dem von Metrioptera brachyptera gleicht. Das Frequenzspektrum zeigt ein Maximum bei ca. 13-20 kHz.

Spontangesang von Bicolorana bicolor bei hohen Temperaturen - AT, Niederösterreich, Ebergassing, 30 °C, sonnig.

Spontangesang von Bicolorana bicolor aus kürzeren Strophen bestehend - CH, TI, Mt. Generoso, 23 °C, wechselhaft.

Spontangesang von Bicolorana bicolor. Bei tieferen Temperaturen werden oft kürzere Strophen erzeugt - CH, TI, Mt. Generoso 20 °C, leicht regnerisch.

24 dreisilbige Verse aus dem Spontangesang von Bicolorana bicolor - AT, Niederösterreich, Ebergassing, 30 °C, sonnig.

Video: Wolfgang Forstmeier

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet von Bicolorana bicolor reicht von den Ostpyrenäen und Frankreich bis in den Osten Russlands. Die nördliche Verbreitungsgrenze befindet sich in Dänemark und Südschweden (Malmö). Südlich reicht das Areal bis in die Abruzzen in Italien und in Bulgarien in die Umgebung von Sofia. Der Verbreitungsschwerpunkt in der Schweiz befindet sich im Jura; von Genf bis Schaffhausen, im Bündner Rheintal und im Tessin. Im Mittelland sind die Vorkommen verstreut. In Deutschland kommt die Art vorwiegend in der südlichen Hälfte und im Nordosten vor. Die Verbreitung in Österreich konzentriert sich hauptsächlich auf Ostösterreich, den Nordosten und Südöstereich.

This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.


Phänologie & Lebensweise

Ausgewachsene Tiere von Bicolorana bicolor treten ab der zweiten Junihälfte bis Anfang Oktober auf.
Die Eiablage erfolgt in Grasstängel. In der Regel umfasst die Entwicklung einen einjährigen Zyklus. Je nach Zeitpunkt der Eiablage kann die Entwicklung auch zweijährig sein. Die Larven können ab Mai beobachtet werden und durchlaufen 7 Stadien. Die Männchen steigen in der Vegetation oft an einem einzelnen Grashalm in die Höhe, damit der Gesang möglichst weit hörbar ist.


Lebensraum

Bicolorana bicolor besiedelt trockenwarme, langgrasige Wiesen. Es sind dies vorwiegend Halbtrocken- und Trockenrasen. Die bevorzugte Vegetation ist hochwüchsig.


Gefährdung & Schutz

Die intensive Nutzung des Grünlands und die Verbuschung bei Aufgabe der Bewirtschaftung sind die grössten Gefährdungsursachen für Bicolorana bicolor. Zur Förderung und Erhaltung bestehender Vorkommen ist eine unveränderte Bewirtschaftung der Lebensräume beizubehalten. Die Ausdehnung von Gehölzen zu Lasten des Grünlands sollte durch periodische Eingriffe unterbunden werden. Förderlich für die Art ist eine gestaffelte Mahd mit Altgrasinseln, da sich die Art stark vertikal orientiert. Altgrasinseln, die über den Winter stehen bleiben, sind für die Entwicklung der Eier notwendig. Eine extensive Beweidung kann für die Art mittelfristig förderlich sein, auch wenn sie während der Beweidung die bestossenen Flächen eher meidet. Für eine Vernetzung von Lebensräumen reichen besonnte Böschungen oder Heckensäume, die extensiv bewirtschaftet werden. Es ist bekannt, dass Bicolorana bicolor Strecken von bis zu 300 m zurücklegen kann. Das regelmässige Auftreten von langflügeligen Exemplaren und deren erhöhte Mobilität ermöglichen die Besiedlung neuer Lebensräume.

Rote Listen
  • CH:
    VU (Verletzlich)
  • DE:
    V (Vorwarnliste)
  • AT:
    NT (Potenziell gefährdet)
  • Europa:
    LC (Nicht gefährdet)

Ähnliche Arten

In Mitteleuropa können ausgewachsene Tiere von Bicolorana bicolor einfach und sicher anhand der Färbung bestimmt werden. Die Farbmerkmale, hellgrüne Grundfarbe mit braunem Rücken und einfarbigen Halsschild-Seitenlappen, sind sehr konstant. Etwas Vorsicht ist bei den Larven geboten, wobei sich Bicolorana bicolor von den Roeseliana-, Metrioptera- und Platycleis-Arten schon früh durch die oben genannten Merkmale farblich gut unterscheidet. Der Gesang von Bicolorana bicolor kann vor allem im US-Detektor an die Gesänge der Conocephalus-Arten erinnern. Die Strophen von Bicolorana bicolor beginnen und enden jedoch abrupt. Die Conocephalus-Arten wechseln zwischen Versen unterschiedlicher Silbenzahl und eine Strophe endet oft mit tickenden 1-silbigen Folgen, was bei Bicolorana bicolor nie vorkommt. Im Vergleich zu Roeselina roeselii und Roeseliana azami, die gleichmässig schwirren, rattert Bicolorana bicolor regelrecht. Vor allem im US-Detektor gleichen Verse von Bicolorana bicolor bei tiefen Temperaturen dem Gesang von Metrioptera brachyptera bei hohen Temperaturen, da die Verswiederholungsrate ähnlich ist.

Roeseliana roeselii

Roeseliana azami

Metrioptera saussuriana

Metrioptera brachyptera

Conocephalus dorsalis