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Antaxius pedestris

(Fabricius, 1787)

(Fabricius, 1787)

DE:

Atlantische Bergschrecke

EN:

Common Mountain Bush-cricket

FR:

L' Antaxie marbrée

IT:

Grillastro screziato

Observation.org

Orthoptera.Speciesfile.org

IUCN Red List

Synonyme

No synonym!

Morphologie

Die Grundfarbe von Antaxius pedestris varriiert von ockerbraun bis grau. Die Männchen sind dunkel, grau bis braun und in der Regel sehr kontrastreich gezeichnet. Die Weibchen sind einheitlicher, meist etwas heller, zeigen aber eine grössere farbliche Variabilität. Auffallend ist der helle, breite Saum am Unterrand der Halsschild-Seitenlappen, der bei den Weibchen gegen den Kopf diffus ausläuft und gegen die dunkle Halsschildzeichnung scharf abgegrenzt ist. Am Hinterrand der Halsschild-Oberseite befinden sich oft zwei helle Flecken. Der sichtbare Teil der männlichen Flügel ist etwa halb so lang wie der Halsschild. Sie weisen eine dunkle Fläche sowie einen hellen Endfleck auf. Die Flügel des Weibchens ragen kaum unter dem Halsschild hervor. Die hellen Cerci der Männchen sind charakteristisch geformt, gegen die Innenseite abgeplattet und laufen in drei Spitzen aus. Die abgeplattete Innenseite wird erst mit der Imaginalhäutung ausgebildet. Die Legeröhre des Weibchens ist annähernd körperlang, gerade und an der Spitze oberseits abgeschrägt.

  • ♂ 15-22 mm
  • ♀ 15-23 mm
  • Ovipositor 13-19 mm

Gesang

Anataxius pedestris beginnt in der Abenddämmerung zu singen. Die Gesangsaktivität erreicht ihr Maximum erst bei völliger Dunkelheit. Die Männchen singen meistens gut versteckt inmitten eines Strauches. Der Gesang ist deshalb ein gutes Mittel, die Art nachts aufzuspüren. Der leise Spontangesang besteht aus 2 verschieden Silbentypen. Typischerweise äussern die Männchen eine Folge von 3-10 lauteren, 0,8-4 (0,5-8) s dauernden Versen aus 8-60 Makrosilben, bevor eine grössere Pause von 10-30 s folgt. Die Verse beginnen mit 1-5 leiseren Silben bevor sie die maximale Lautstärke erreichen. Das Frequenzspektrum zeigt sein Maximum bei ca. 30 kHz. Zwischendurch werden kürzere Verse aus 3-10 Mikrosilben eingestreut, bei denen die Amplitude der Flügelbewegung deutlich kleiner ist. Dabei wird der Körper in schnelle Vibrationen versetzt. Es können mehrere solche Schüttelverse aneinander gereiht werden, oft werden sie aber einzeln in den Pausen zwischen einer Versfolge aus Makrosilben erzeugt. Der Körper wird auch lautlos in Vibrationen versetzt, wobei hier die Schüttelbewegungen grösser und langsamer sind als bei den stimmhaften Schüttelversen.

Spontangesang von Antaxius pedestris - CH, TI, Arzo, 18°C, nachts. 

Einzelner Vers aus Makrosilben aus dem Spontangesang von Antaxius pedestris - CH, TI, Arzo, 18°C, nachts.

Einzelner Vers aus Mikrosilben aus dem Spontangesang von Antaxius pedestris - CH, TI, Arzo, 18°C, nachts.

Video: Wolfgang Forstmeier

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet von Antaxius pedestris ist auf die zentral- und westeuropäischen Alpen begrenzt. Von Südfrankreich reicht es bis nach Vorarlberg und nach Nordtirol in Österreich. In der Schweiz befindet sich der Verbreitungsschwerpunkt in der Südschweiz, wobei isolierte Vorkommen am Calanda bei Chur und bei Sent im Unterengadin sowie im Rhoneknie im Kanton Wallis zu finden sind. 2013 wurde ein isoliertes Vorkommen im Berner Oberland entdeckt. In den letzten Jahren wurden regelmässig Tiere in Deutschland festgestellt, wobei es sich um verschleppte Individuen handeln dürfte. Ob sich vereinzelt lokale Vorkommen etablieren konnten, ist aktuell nicht gesichert.

This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.


Phänologie & Lebensweise

Ausgewachsene Tiere können von Mitte Juli bis in den November beobachtet werden.
Die ersten Larven sind bereits Anfang Mai aktiv. Die nachtaktive Art findet man bei Dunkelheit gut mit einer Taschenlampe auf Gebüschen sitzend. Die Männchen versetzen ihre Sitzwarte sowohl während dem Singen als auch in den Gesangspausen immer wieder in Schwingung. Dies erreichen sie, indem sie mit dem gesamten Körper vibrieren. Dieses Verhalten ist von verschiedenen Langfühlerschrecken bekannt und dient wahrscheinlich den Weibchen neben dem Gesang als zusätzliche Orientierungshilfe.


Lebensraum

Antaxius pedestris besiedelt warme, strukturreiche Lebensräume. Es werden langgrasige Halbtrocken- bis Trockenrasen genauso wie Waldränder oder Waldlichtungen besiedelt. Die Krautschicht ist gut entwickelt und wird oft durch offene Bereiche wie Schutthalden, Geröllhalden, Wege oder Trockensteinmauern durchbrochen. Die Tiere sonnen sich gerne auf Sträuchern oder Stauden. Man findet sie oft in Brennesselfelder, Brombeergebüschen oder in Adlerfarnfluren.


Gefährdung & Schutz

Trotz des beschränkten Verbreitungsgebietes in der Schweiz wird Antaxius pedestris lediglich als potenziell gefährdet eingestuft. Dies liegt in erster Linie daran, dass die bevorzugten Lebensräume nur geringfügig von menschlichen Aktivitäten tangiert werden. Eine längerfristige Gefahr besteht durch die Nutzungsaufgabe extensiver Bewirtschaftungsformen. Das Auslichten geschlossener Waldränder und periodisches Entbuschen ist für die Art förderlich.

Rote Listen
  • CH:
    NT (Potenziell gefährdet)
  • DE:
    Abwesend
  • AT:
    DD (Ungenügende Datengrundlage)
  • Europa:
    LC (Nicht gefährdet)

Ähnliche Arten

Verwechslungsgefahr besteht mit der ähnlichen Antaxius difformis. Deren Männchen weisen allerdings grössere Flügel auf, die auf der Oberseite stets ocker gefärbt sind. Die Cerci des Männchens sind dunkel, kleiner und tragen nur einen Innenzahn. Die Weibchen lassen sich eindeutig an der Legeröhre unterscheiden. Sie ist bei Antaxius difformis kürzer und leicht nach oben gebogen. Antaxius difformis singt tagsüber Antaxius pedestris in der Nacht. Aufgrund der Halsschildzeichnung werden die Antaxius-Arten oft mit Pholidoptera aptera oder Pholidoptera fallax verwechselt. Diese haben lange, schmale Cerci, die nie abgeflacht sind.

Antaxius difformis

Rhacocleis annulata

Pholidoptera aptera

Pholidoptera fallax