Poecilimon ornatus
(Schmidt, 1850)
DE:
Grosse Buntschrecke
Südliche Buntschrecke
EN:
Ornate Bright Bush-cricket
Barbitistes fieberi Ullrich, 1853 | Poecilimon greini Harz, 1977 | Poecilimon pancici Karaman, 1958 | Poecilimon mistshenkoi marzani Peshev, 1980 | Poecilimon mistshenkoi tinkae Peshev, 1980 | Poecilimon mistshenkoi vlachinensis Peshev, 1980
Morphologie
Poecilimon ornatus gehört zu den grossen und plumpen Vertretern der Gattung Poecilimon. Farblich ist die Art sehr variabel, wobei die Grundfarbe meistens Grün oder Gelbgrün ist. Die Weibchen sind nur selten so bunt wie die Männchen und häufig einheitlich grün gefärbt. Am Nordrand des Verbreitungsgebietes sind intensiv gefärbte Tiere selten. Eine verbreitete Farbvariante ist von zwei gelben sowie schwarzen Längsbinden gezeichnet, die vom Halsschild über den Rücken bis zu den Cerci verlaufen. Der Halsschild ist besonders bei den Männchen in der hinteren Hälfte sattelförmig aufgeworfen. Bei den Weibchen ist die hintere Hälfte des Halsschildes höchstens leicht erhöht. Die gelblichen Flügel der Männchen ragen etwa um die halbe Halsschildlänge darüber hinaus. Bei den Weibchen sind nur die Flügelränder unter dem Halsschild sichtbar. Die kräftigen und langen Cerci der Männchen sind hell, gelblich und im letzen Drittel ca. 90° nach innen gebogen, wo sie kontinuierlich in den Endzahn auslaufen. Die lange Legeröhre der Weibchen ist auf der Unterseite gerade, im letzten Viertel leicht nach oben gebogen und an der Spitze mässig stark gezähnt.
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♂ 21-33 mm
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♀ 22-30 mm
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Ovipositor 13-21 mm
Gesang
Der Gesang ist sowohl für die Bestimmung als auch für den Nachweis der Art ein wichtiges Kriterium. Poecilimon ornatus lässt sich nur anhand des Gesangs sicher von Poecilimon affinis unterscheiden, welche weiter südlich auf dem Balkan vorkommt. Der Gesang von Poecilimon ornatus besteht aus sehr kurzen "Zzzp"-Lauten, die meistens in regelmässigen Abständen (3-15 s) geäussert werden. Eine Einzelsilbe dauert zwischen 10 und 20 ms und ist etwa 10 m weit hörbar. Das Maximum des Ferquenzspektrums liegt bei 20 kHz. Die Weibchen antworten in sehr kurzer Folge auf den Gesang des Männchens.
Spontangesang von Poecilimon ornatus - GR, Epirus, Mt. Smolikas, 20.07.2011
Vier einzelne Silben aus dem Spontangesang von Poecilimon ornatus - AT, Kärnten, Neuhaus, 24.06.2010
Einzelne Silben aus dem Spontangesang von Poecilimon ornatus - AT, Kärnten, Neuhaus, 24.06.2010
Einzelne Silbe aus dem Spontangesang von Poecilimon ornatus - GR, Epirus, Mt. Smolikas, 20.07.2011
Verbreitung
Poecilimon ornatus besiedelt ein grosses Verbreitungsareal und dringt weit nach Norden vor. Die westliche Verbreitungsgrenze wird im Nordosten Italiens erreicht. Entlang der Alpensüdseite reicht die nördliche Verbreitungsgrenze bis nach Kärnten. Nach Süden dehnt sich das Areal über den Westbalkan bis nach Nordgriechenland aus. Die Nachweise in Österreich beschränken sich auf die Karawanken im Grenzgebiet zu Slowenien. Die Art kommt von der Ebene bis auf knapp über 2000 m ü.M. im Gebirge vor.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Poecilimon ornatus ist eine frühe Art. Ausgewachsene Tiere können bereits im Mai beobachtet werden. Im Gebirge kann die Art bis Ende September angetroffen werden. Aufgrund der sehr versteckten Lebensweise ist Poecilimon ornatus oft nicht einfach zu finden. Selbst wenn man den Gesang rundherum hört, kann die Suche lange dauern. Einerseits sind die Tiere gut getarnt, andererseits sitzen sie beim Singen oft gut verdeckt im Gebüsch. Immer wieder kann man die Art auch in der Krautschicht antreffen. Bei der geringsten Störung verstummen die Tiere und lassen sich zu Boden fallen, wo sie in der Vegetation verschwinden. Ideal ist die Suche kurz nach einem Regenschauer, wenn sich die Tiere auf dem Blattwerk sonnen.
Lebensraum
Poecilimon ornatus besiedelt mesophile, wüchsige Wiesen, Waldränder und Waldlichtungen. In der Ebene ist die Art immer wieder in gebüschreichen Trockenwiesen und in extensiven Weideflächen anzutreffen. In Istrien besiedelt sie in der Ebene auch sommertrockene Lebensräume, die im Spätfrühling jedoch ausreichend Feuchtigkeit bieten. In den Karawanken werden hauptsächlich blütenreiche Hochstaudenfluren (v. a. Schlagflächen), krautreiche Almwiesen und Latschengebüsche bewohnt.
Gefährdung & Schutz
Aufgrund des grossen Verbreitungsgebiets und ihrer Häufigkeit ist Poecilimon ornatus in Europa nicht gefährdet. Lokal kann Überweidung eine Gefährdung darstellen, wobei eine Verdrängung in Randbereiche entlang von Wäldern beobachtet werden kann.
Rote Listen
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CH:Abwesend
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DE:Abwesend
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AT:DD (Ungenügende Datengrundlage)
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Europa:LC (Nicht gefährdet)
Ähnliche Arten
Im Norden des Verbreitungsgebiets von Poecilimon ornatus kann die Art aufgrund der Grösse vor allem mit Polysarcus denticauda verwechselt werden. Die beiden Arten kommen häufig gemeinsam vor, wobei sich besonders die Weibchen ähnlichsehen. Ein einfaches Unterscheidungskriterium der beiden Arten ist die Färbung der Fühler. Bei Poecilimon ornatus sind die Fühler abwechselnd hell-dunkel und bei Polysarcus denticauda einfarbig oder zumindest kontrastlos. Beim Weibchen von Poecilimon ornatus ragen die Vorderflügel häufig wenig weiter unter dem Halsschild hervor als bei Polysarcus denticauda und die etwas schlankere, am Ende insgesamt stumpfere Legeröhre ist im Vergleich mit der Körpergrösse etwas länger. Polysarcus denticauda ist nur selten so bunt gefärbt wie Poecilimon ornatus und die Grundfarbe ist eher Graugrün. Die Männchen von Polysarcus denticauda können an der langen Subgenitalplatte, die deutlich zwischen den Cerci nach oben reicht, unterschieden werden. Der langanhaltende Gesang von Polyssarcus denticauda unterscheidet sich komplett von den sehr kurzen "Zzzp"-Lauten von Poecilimon ornatus.
Besondere Schwierigkeiten kann die Unterscheidung der Weibchen der Gattungen Isophya, Barbitistes und Poecilimon bereiten. Im Zweifelsfall lohnt es sich, nach männlichen Tieren zu suchen. Die Arten der Gattung Isophya lassen sich anhand der Form der weiblichen Legeröhre von Poecilimon ornatus unterscheiden. Diese ist bei den Isophya-Arten auf der Unterseite kontinuierlich geschwungen. Bei den Männchen der Isophya-Arten liegen die Vorderflügel grösstenteils frei und sind nicht vom Halsschild verdeckt, zumindest die verdickte Geangsader ist bei den Isophya-Arten immer freiliegend. Die Arten von Barbitistes sind deutlich kleiner und die Flügelflächen sind rötlich gefärbt, was bei Poecilimon ornatus nie vorkommt. Ebenfalls zu Verwechslungen kann es mit Poecilimon gracilis kommen. Die Art ist jedoch kleiner und schlanker, der Halsschild bei den Männchen am Hinterrand stärker sattelförmig aufgeworfen und von oben betrachtet, am Hinterrand v-förmig ausgeschnitten. Die hinteren Halsschildecken und manchmal auch der ganze Hinterrand sind intensiv rot gefärbt. Vorsicht bei der Bestimmung ist auf dem Balkan geboten. Dort kommen mehrere Arten der Poecilimon ornatus-Gruppe vor, die sich sehr ähnlich sind, insbesondere Poecilimon affinis.