Poecilimon gracilis
(Fieber, 1853)
DE:
Zierliche Buntschrecke
EN:
Slender Bright Bush-cricket
Poecilimon mavrovi Karaman, 1958 | Isophya toelgi Ebner, 1908 | Isophya tölgi Ebner, 1908
Morphologie
Poecilimon gracilis zählt zu den mittelgrossen und schlanken Arten der Gattung. Die Grundfarbe ist ein kräftiges, glänzendes Grün. Besonders die Männchen sind farblich variabel und können mitunter sehr bunt sein, speziell im Süden des Verbreitungsgebietes. Die Weibchen sind meistens einheitlich grün gefärbt. Auffallend ist bei den Männchen vor allem der Halsschild, welcher am Hinterrand stark sattelförmig aufgebogen und von oben betrachtet gegen den Hinterleib v-förmig ausgerandet ist. Der Hinterrand oder zumindest die Hinterecken sind häufig intensiv und kräftig braunrot gefärbt. Bei bunten Tieren verläuft ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes schwarzes Band von den Augen über den Halsschild auf den Hinterleib und manchmal bis zu den Cerci. Die schwarze Längszeichnung ist auf der Oberseite häufig hell gesäumt. Die Flügel der Männchen sind gelblichbraun und auf den Flächen oben dunkler. Die Flügel der Weibchen sind sehr stark reduziert und werden vom Halsschild vollständig verdeckt. Die kräftigen Cerci der Männchen sind gelb bis orangebraun gefärbt, im letzten Viertel stark nach innen gebogen und enden stumpf in einem deutlichen Endzahn. Die Legeröhre der Weibchen ist relativ kurz und kräftig.
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♂ 17-20 mm
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♀ 15-23 mm
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Ovipositor 8-10 mm
Gesang
Der leise Gesang besteht aus lang gezogenen, reibend raspelnden Silben, die wie "sssssss-schiop" tönen. Sie werden in kurzen Abständen von 2-10 s (1-2 s) mehr oder weniger regelmässig aneinander gereiht, können aber auch in unregelmässigen Abständen mit längeren Pausen erzeugt werden. Manchmal scheint es, als würden zwei Silben gruppiert. Die einzelnen Silben bestehen aus zwei getrennten Impulsgruppen, wobei die Lautstärke im Verlauf der ersten Gruppe stetig zunimmt. Nach einer kurzen Pause folgt die wesentlich lautere und kürzere Impulsfolge, die als scharfes "schiop" zu hören ist.
Gesang von Poecilimon gracilis. Die Silben werden mehr oder weniger regelmässig aneinandergereiht - AT, Kärnten, Neuhaus, 24.06.2010
Drei Silben aus dem Gesang von Poecilimon gracilis. Die Silben werden mehr oder weniger regelmässig aneinandergereiht - AT, Kärnten, Neuhaus, 24.06.2010
Einzelne Silbe aus dem Spontangesang von Poecilimon gracilis - AT, Kärnten, Neuhaus, 24.06.2010
Einzelne Silbe aus dem Spontangesang von Poecilimon gracilis - AT, Kärnten, Neuhaus, 24.06.2010
Verbreitung
Poecilimon gracilis ist eine typische Art des Westbalkans und eine der wenigen Arten der Gattung, deren Verbreitungsareal bis ins südliche Österreich reicht. So liegen in den Karawanken in Kärnten die nordwestlichsten Ausläufer des Verbreitungsgebiets. Von hier erstreckt sich das Vorkommen über den Westbalkan bis in den Norden des griechischen Festlands im Dreiländereck zwischen Albanien und Mazedonien. Im Gebirge ist die Art bis in Höhen über 2000 m zu finden.
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Phänologie & Lebensweise
Ausgewachsene Tiere können von Ende Juni bis in den September beobachtet werden.
Lebensraum
Poecilimon gracilis besiedelt eher etwas feuchtere und schattige Lebensräume mit einer wüchsigen Krautschicht. Dabei werden häufig Saumstrukturen wie Staudenfluren entlang von Waldrändern, Hecken, Strassen, Wegen und Waldlichtungen besiedelt. Auch findet man die Art in wüchsigen Bergwiesen. Meistens halten sich die Tiere auf grossblättrigen Stauden wie Himbeeren oder Brombeeren auf. Im Gegensatz zu vielen anderen Heuschrecken findet man Poecilimon gracilis auch auf Sträuchern im Wald.
Gefährdung & Schutz
Aufgrund des grossen Verbreitungsgebietes, der Häufigkeit und der besiedelten Lebensräume gilt Poecilimon gracilis in Europa als nicht gefährdet. Obwohl das Verbreitungsgebiet auf österreichischer Seite relativ kleinräumig ist, besteht aufgrund der offenbar guten Bestandssituation und der kaum bedrohten Habitate höchstens eine potenzielle Gefährdung. Zum Zeitpunkt des Erscheinens der aktuell gütigen Roten Liste Österreichs lagen für eine Einstufung jedoch noch zu wenige Beobachtungsdaten vor.
Rote Listen
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CH:Abwesend
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DE:Abwesend
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AT:DD (Ungenügende Datengrundlage)
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Europa:LC (Nicht gefährdet)
Ähnliche Arten
Poecilimon gracilis kann mit vielen Vertretern der Gattungen Poecilimon, Isophya und Barbitistes verwechselt werden. Insbesondere die Weibchen können Bestimmungsschwierigkeiten verursachen. Am nördlichen Verbreitungsrand kann Poecilimon gracilis mit Poecilimon ornatus verwechselt werden. Poecilimon ornatus ist wesentlich grösser und plumper und bei den Männchen ist der Halsschild-Hinterrand nicht so stark sattelförmig aufgeworfen. Neben dem deutlich grösseren Körper fällt bei den Weibchen von Poecilimon ornatus besonders die längere und dadurch schlanker wirkende Legeröhre auf. Im Verbreitungsgebiet in Kärnten kann Poecilimon gracilis zudem vor allem mit Isophya brevicauda verwechselt werden. Die Männchen von Poecilimon gracilis unterscheiden sich von den Isophya-Arten anhand der charakteristischen Halsschildform, die von oben betrachtet am Hinterrand v-förmig ausgerandet ist. Die Weibchen der Gattung Isophya unterscheiden sich von denjenigen von Poecilimon gracilis durch den kontinuierlich geschwungenen Unterrand der Legeröhre. Den Lebensraum teilt Poecilimon gracilis regelmässig mit Leptophyes boscii, die jedoch deutlich kleiner und schlanker und der Halsschild der Männchen am Hinterrand weniger sattelförmig aufgeworfen ist. Die Legeröhre der Weibchen von Leptophyes boscii ist am Ende nicht gezähnt.