Isophya pienensis
Maran, 1954
DE:
Pieniner Plumpschrecke
EN:
Pieninsky' Plump Bush-cricket
No synonym!
Morphologie
Isophya pienensis ist eine kleine und schlanke Vertreterin der Gattung Isophya. Die Färbung entspricht der Gattung, wobei die grüne Grundfarbe meistens etwas kräftiger punktiert ist und die Tiere daher eher dunkler wirken als andere Isophya-Arten. Der weisse Hinteraugenstreif verläuft über den Halsschild auf den Flügelunterrand, wo er in einem gelblich-weissen Fleck oder Band ausläuft. Im hinteren Teil des Halsschildes ist die weisse Linie auf der innenseite rotbraun gesäumt. Der Halsschild ist beim Männchen im hinteren Bereich leicht erhöht und der sichtbare Teil der Vorderflügel entspricht etwa der Halsschildlänge. Die Flügelflächen sind mehr oder weniger ausgedehnt rötlich-braun und die mässig kräftigen Cubital-Adern (Cu 2 und Cu 2a) sind auffallend dunkel gefärbt. Die Gesangsader weist 180-210 Zähnchen auf. Der Halsschild der Weibchen ist hinten höchstens leicht erhöht und der sichtbare Teil der Flügel entspricht etwa der halben Halsschildlänge. Die Cerci des Männchens werden hinter der kräftigen Basis kontinuierlich schmaler, sind hinter der Hälfte nach innen gebogen und enden relativ stumpf mit einem feinen Endzahn, der am oberen Rand lokalisiert ist. Die mittelmässig grosse Legeröhre der Weibchen ist gleichmässig, fast sichelförmig nach oben gebogen.
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♂ 19-22 mm
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♀ 19-25 mm
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Ovipositor 9-11 mm
Gesang
Der leise Gesang von Isophya pienensis besteht aus langgezogenen Einzelsilben von 300-400 ms Dauer. Die Silben werden einzeln oder in Gruppen von 2-3 Einzelsilben mit unterschiedlich langen Pausen dazwischen vorgetragen. Ein klares Muster scheint zu fehlen. Der Gesang klingt wie "Pffiuuu-pffiuuu-pffiuuu", was allerdings aufgrund des grossen Ultraschallanteils sehr leise ist - ähnlich wie bei Isophya kraussii, allerdings ohne "Tick"-Laut bei der Flügelschliessung. Die Impulsfolge der Einzelsilbe ist zu Beginn und am Schluss etwas dichter. Zu Beginn jeder Silbe ist die Lautstärke am höchsten, nimmt anschliessend ab und kann gegen den Schluss wieder etwas zulegen, was bei keiner anderen Isophya-Art in Österreich beobachtet werden kann. Das Frequenzspektrum zeigt ein Maximum zwischen 20 und 30 kHz.
Ausschnitt aus dem Spontangesang von Isophya pienensis - AT, Niederösterreich, Hardegg an der tschechischen Grenze, 25 °C Zimmertemperatur, Aufnahme vom 12.07.2010, gesammelt am 30.06.2010
Ausschnitt aus dem Spontangesang eines anderen ♂ von Isophya pienensis - AT, Niederösterreich, Hardegg an der tschechischen Grenze, 25 °C, Zimmertemperatur, Aufnahme vom 12.07.2010, gesammelt am 30.06.2010
Zwei Einzelsilben von Isophya pienensis mit zunehmender Lautstärke am Schluss jeder Silbe - AT, Niederösterreich, Hardegg an der tschechischen Grenze, 25 °C, Zimmertemperatur, Aufnahme vom 12.07.2010, gesammelt am 30.06.2010
Einzelsilbe von Isophya pienensis - AT, Niederösterreich, Hardegg an der tschechischen Grenze, 25 °C, Zimmertemperatur, Aufnahme vom 12.07.2010, gesammelt am 30.06.2010
Ausschnitt aus dem Spontangesang von Isophya pienensis, Feldaufnahme - AT, Niederösterreich, Hardegg, 18 °C, 30.06.2010
Ausschnitt aus dem Spontangesang von Isophya pienensis, einzelne Silbe, Feldaufnahme - AT, Niederösterreich, Hardegg, 18 °C, 30.06.2010
Verbreitung
Das Hauptverbreitungsgebiet von Isophya pienensis erstreckt sich von der Zentralslowakei über den Süden Polens in den Karpatenbogen in der Ukraine und Rumänien bis nördlich von Brasov. Westlich des Hauptverbreitungsgebiets sind verschiedene Inselvorkommen in der Tschechischen Republik und in Österreich bekannt. In Österreich ist die Art aus dem Grenzgebiet zur Tschechischen Republik bei Hardegg im Thayatal und ebenso in einem isolierten Vorkommen in den Hainburger Bergen im Grenzgebiet zur Slowakei bekannt. Die Höhenverbreitung reicht von der Ebene bis auf über 1500 m ü. M. im Hauptverbreitungsgebiet.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Ausgewachsene Individuen von Isophya pienensis können im Juni und Juli beobachtet werden. Wie die meisten Isophya-Arten ist auch Isophya pienensis eine frühe Art mit einer kurzen phänologischen Zeitspanne. Larven können bereits ab Mitte April auftreten.
Lebensraum
Isophya pienensis zeigt eine deutliche Bindung an Laubwälder und ist als eine der wenigen Isophya-Arten auch im geschlossenen Wald anzutreffen. Bevorzugt werden lichtere Waldbereiche und Waldränder mit saumartigen Strukturen. Dazu gehören gebüschreiche Waldsäume, Hochstaudenfluren, krautreiche Waldlichtungen und verbrachendes Grünland. Die Art hält sich gerne auf Nesseln, Brombeeren und anderen krautartigen Pflanzen auf.
Gefährdung & Schutz
Über das Vorkommen und die Populationsentwicklung von Isophya pienensis ist allgemein eher wenig bekannt. Selbst im Hauptverbreitungsgebiet deuten Beobachtungen darauf hin, dass grössere Verbreitungslücken vorhanden sind und die Vorkommen nicht nur in der Tschechischen Republik sowie in Österreich stark fragmentiert sind. Aus diesem Grund wurde die Art in der Roten Liste für Europa als potenziell gefährdet eingestuft. In Österreich zeigten Feldbeobachtungen der letzten Jahre, dass die Art in ihrem Lebensraum durchaus individuenstark vertreten ist und der Lebensraum keiner unmittelbaren Gefährdung ausgesetzt ist.
Rote Listen
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CH:Abwesend
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DE:Abwesend
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AT:NE (Nicht beurteilt)
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Europa:NT (Potenziell gefährdet)
Ähnliche Arten
Allgemein sind sich alle Isophya-Arten sehr ähnlich. Unter Berücksichtigung der bekannten Verbreitung in Österreich kommen jedoch nur Isophya costata, Isophya kraussii, Isophya modestior im Verbreitungsgebiet von Isophya pienensis vor. Isophya kraussii ist Isophya pienensis in Grösse und Habitus sehr ähnlich. Das beste Unterscheidungsmerkmal ist der Gesang, der bei Isophya kraussii in langen Serien von kurzen, schnell aneinander gereihten Silben geäussert wird, während der Gesang von Isophya pienensis aus Einzelsilben oder gruppierten Silben mit langen Unterbrüchen dazwischen besteht. Zudem ist ein "Tick"-Laut am Ende der Silben für Isophya krausii charakteristisch. Isophya costata ist grösser und vor allem ist der Stirngipfel deutlich breiter. Aber auch der Gesang von Isophya costata kann als sehr gutes Unterscheidungsmerkmal gegenüber Isophya pienensis herangezogen werden. Isophya costata äussert die charakteristischen Einzelsilben, die wie ein "Cost-ta-ta-ta-ta" klingen, in langen Folgen aneinander gereiht. Isophya modestior unterscheidet sich von Isophya pienensis durch die kräftigeren Cubital-Adern bei den Männchen, die mindestens teilweise grün gefärbt sind.