Celes variabilis
(Pallas, 1771)
DE:
Pferdeschrecke
EN:
Black Grasshopper
FR:
L' Oedipode caussenard
Oedipoda affinis Kittary, 1849 | Celes variabilis arbonarius Uvarov, 1917 | Gryllus rhodoptilus Charpentier, 1825 | Gryllus subcoerulipennis Charpentier, 1825
Morphologie
Die Männchen von Celes variabilis sind dunkelbraun bis fast schwarz gefärbt und eine Fleckenzeichnung ist nur schwach erkennbar. Die Weibchen sind bräunlich bis gräulich mit einer kontrastreichen Punkt- und Fleckenzeichnung auf dem ganzen Körper. Der Halsschild-Mittelkiel ist bei beiden Geschlechtern erhöht und etwa in der Mitte durch die Quernaht (Sulcus) eingekerbt. Die Flügel reichen bei beiden Geschlechtern bis zu den Knien oder überragen diese leicht. Vor allem bei den Weibchen sind ein bis zwei dunkle Querbinden auf den Vorderflügeln ausgebildet. Die Hinterflügel sind bei beiden Geschlechtern intensiv rosa bis rot gefärbt und die Spitzen sind angebräunt. Am Vorderrand reicht oft ein keilförmiger Fleck bis zur Hinterflügelbasis. Die Hinterschienen sind variabel gefärbt und können hell, dunkel bis annähernd schwarz sein. Besonders auf der Hinterschenkel-Innenseite befindet sich unterhalb des dunklen Knies ein heller Ring, der auf der Aussenseite nur schwach ausgebildet sein kann.
-
♂ 16-26 mm
-
♀ 23-28 mm
Gesang
Im Flug erzeugen die Männchen von Celes variabilis ein leises Flugschnarren.
Verbreitung
Das Hauptverbreitungsgebiet von Celes variabilis befindet sich im Südosten Europas und erstreckt sich bis in die Mongolei. Die westlichsten Vorkommen sind aus den spanischen Pyrenäen und aus Südfrankreich bekannt. Aus Italien ist lediglich ein rezentes Vorkommen bei Pordenone nördlich von Venedig bekannt. Die nördlichsten Vorkommen befinden sich in Ostösterreich und in Ungarn. In Österreich war die Art bis Mitte des letzten Jahrhunderts aus dem Osten Niederösterreichs und dem nördlichen Burgenland von über 20 Standorten bekannt. Aktuell kommt Celes variabilis nur noch an einem Fundort im Steinfeld in Niederösterreich vor, wobei es sich bei der Lokalität um einen für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Truppenübungsplatz handelt. Ältere Meldungen aus Deutschland werden stark angezweifelt. Auf dem südlichen Balkan, dem griechischen Festland und in der Türkei ist die Art teilweise verbreitet. Insgesamt besteht das Verbreitungsgebiet aus stark isolierten kleinen Inseln. Selbst in grösseren Arealen auf dem Südbalkan sind die Vorkommen häufig nicht zusammenhängend. Die Höhenverbreitung reicht von der Ebene bis auf 1800 m in den griechischen Bergen.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Ausgewachsene Tiere von Celes variabilis können von Ende Juni bis Oktober beobachtet werden. Larven sind bereits im April anzutreffen.
Allgemein ist über die Ökologie der Art wenig bekannt.
Lebensraum
Celes variabilis ist äusserst wärmeliebend und stellt in diesem Punkt höchste Ansprüche an den Lebensraum. Besiedelt werden Steppen mit einer sehr lückigen und niederwüchsigen Krautschicht. Dazu gehören extensive bis mässig intensive Weidegebiete, Randbereiche von Schotterflächen, Wegränder und ältere, teilweise bewachsene Geschiebeflächen. Neben vegetationslosen Stellen sind häufig grössere Bereiche mit Moosen und Flechten überwachsen. Am Fundort in Niederösterreich, einem Truppenübungsplatz, werden hauptsächlich die regelmässig entstehenden Brandflächen von der Art genutzt.
Gefährdung & Schutz
Trotz des verinselten Gesamtverbreitungsgebiets und lokaler Bestandsrückgänge besiedelt Celes variabilis besonders in Osteuropa noch grössere Areale, weshalb die Art in Europa lediglich als potenziell gefährdet eingestuft wurde. Seit den 1950er Jahren erfuhr sie im Osten Österreichs drastische Verluste. Wurde sie davor noch an verschiedenen Fundorten als sehr zahlreich beschrieben, ist Celes variabilis heute nur noch von einem einzigen Standort bekannt. Die grösste Gefährdungsursache für Celes variabilis geht von der Intensivierung der Landnutzung (Ackerbau und Grünlandnutzung) aus, z. B. durch die landwirtschaftliche Nutzbarmachung von Steppenlandschaften, aber auch von einer zu extensiven Beweidung, wobei die Krautschicht zu stark verfilzt. Eigenen Beobachtungen zufolge ist die Art gegenüber einer starken Beweidung mit Rindern oder Schafen relativ tolerant.
Rote Listen
-
CH:Abwesend
-
DE:Abwesend
-
AT:CR (Vom Aussterben bedroht)
-
Europa:NT (Potenziell gefährdet)
Ähnliche Arten
Celes variabilis ist Psophus stridulus sehr ähnlich, letztere ist allerdings grösser und kräftiger gebaut. Der Halsschild-Mittelkiel ist bei Psophus stridulus von der Seite betrachtet bogenförmig aufgewölbt und weist keine deutliche Quernaht (Sulcus) auf. Zudem überragen die Flügel der Männchen von Psophus stridulus die Hinterknie deutlich. Besonders das Weibchen von Celes variabilis ähnelt sehr den Oedipoda-Arten. Im Gegensatz zu Celes variabilis haben beide Oedipoda-Arten eine deutliche Zeichnung aus Querbändern auf den Vorderflügeln. Die Flügel der Oedipoda-Arten überragen die Hinterknie deutlich und der Dorsalkiel auf den Hinterschenkeln fällt in der Mitte deutlich ab.
Im Feld sind auch Verwechslungen mit Calliptamus-Arten möglich, wobei insbesondere die Weibchen ähnlich gezeichnet sein können. Alle Calliptamus-Arten haben jedoch deutlich grössere Augen und keinen erhöhten Halsschild-Mittelkiel.