Arcyptera fusca
(Pallas, 1773)
DE:
Grosse Höckerschrecke
EN:
Large Banded Grasshopper
FR:
L' Arcyptère bariolée
Le Criquet bariolé
IT:
Arciptera screziata
Gryllus cothurnatus (Creutzer, 1799) | Gryllus (Locusta) nympha (Stoll, 1813) | Arcyptera stollii Fieber, 1853 | Gryllus (Locusta) variegatus (Sulzer, 1776) | Gryllus versicolor (Gmelin, 1788)
Morphologie
Die Färbung von Arcyptera fusca variiert von gelblich bis olivgrün. Eine kontrastreiche dunkle Fleckung überzieht die Körperseiten und die Hinterbeine. Die hellen, meist dunkel gesäumten Halsschild-Seitenkiele sind annähernd gerade und höchstens vor der Mitte leicht einwärts gebogen. Die dunklen Flügel des Männchens überragen die Hinterschenkel. Das Cubitalfeld der breiten Flügel ist stark erweitert. Die Flügel des Weibchens sind verkürzt und erreichen etwa das zweite Drittel des Hinterschenkels. An der Flügelbasis befindet sich ein gelblicher Längsstreifen. Die Hinterknie sind dunkel und durch einen hellen, oft gelblichen Ring abgegrenzt. Die Hinterschienen sowie die Unterseite des Hinterschenkels sind leuchtend rot.
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♂ 22-30 mm
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♀ 29-42 mm
Gesang
Der laute Gesang von Arcyptera fusca dürfte jedem Bergwanderer schon aufgefallen sein. Die unverkennbaren "chrä chrä tschschsch chrä"-Laute erinnern an das Geräusch eines Spielzeugautos, das man auf dem Boden aufzieht und nach vorne schnellen lässt. Vielfach beginnt ein Männchen zu singen, worauf die benachbarten Männchen einstimmen. In einer typischen Gesangssequenz folgt auf 1-2 isolierte Silben eine kurze, kaum wahrnehmbare scharfe Silbe, die in einen Schwirrvers übergeht. Danach folgen abgesetzt wieder 1-5 Silben wie zu Beginn der Sequenz. Der Schwirrvers ist in seiner Länge variabel und dauert 1-3 s. Bei tiefen Temperaturen oder wenn sich die Tiere gestört fühlen, äussern sie über längere Zeit nur isolierte Silben. Manche Männchen legen zwischen den einzelnen Gesangssequenzen grosse Distanzen zurück. Im Flug erzeugen sie ein leises, raschelndes Geräusch.
Spontangesang von Arcyptera fusca - CH, BE, Boltigen im Simmental, 27°C, sonnig.
Spontangesang von Arcyptera fusca - CH, BE, Boltigen im Simmental, 27°C, sonnig.
Spontangesang von Arcyptera fusca - CH, BE, Boltigen im Simmental, 27°C, schattig.
Verbreitung
Das Verbreitungsareal von Arcyptera fusca reicht von den spanischen Pyrenäen über die Alpen bis in die Karpaten. Südlich reichen die Vorkommen über die Balkanhalbinsel bis nach Mittelgriechenland und in die Türkei. In der Schweiz liegt der Verbreitungsschwerpunkt in den Walliser Alpen. Die Art findet man auch im Tessin und im Unterengadin. Nördlich der Alpen sind nur wenige isolierte Vorkommen in Baden-Württemberg (Schwäbische Alb) und Bayern (bei Augsburg) bekannt.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Ausgewachsene Tiere von Arcyptera fusca können ab Ende Juni bis Ende Oktober beobachtet werden.
Die Eiablage erfolgt an offenen Stellen in sandigen, erdigen bis tonigen Boden. Die Embryonalentwicklung ist vermutlich mehrjährig. Nach dem Schlupf durchlaufen die Larven 5 Stadien. Die Populationsgrössen können sehr stark variieren. Unter idealen Bedingungen, mit milden Wintern und trockenen Sommern, sind sogar Massenvorkommen möglich, wobei Arcyptera fusca auch schon als Kulturschädling aufgetreten ist.
Gefährdung & Schutz
Arcyptera fusca gilt in der Schweiz als verletzlich. Die grösste Bedrohung für die Vorkommen von Arcyptera fusca geht von der Nutzungsaufgabe oder einer Nutzungsänderung aus. Kleinräumig unterschiedliche Sukzessionsstadien sind für die Art wichtig, weshalb zur Förderung eine Beweidung der Mahd vorzuziehen ist. Die optimierte Mahd hat kleinräumig und im Rotationsverfahren zu erfolgen. Offene Bodenstellen können künstlich geschaffen werden. Besondere Beachtung und Schutz ist den wenigen Vorkommen in Deutschland zu schenken.
Rote Listen
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CH:VU (Verletzlich)
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DE:1 (Vom Aussterben bedroht)
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AT:EN (Stark gefährdet)
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Europa:LC (Nicht gefährdet)
Ähnliche Arten
Arcyptera fusca kann aufgrund der Grösse, Zeichnung und den breiten Flügeln in der Schweiz und Deutschland praktisch nicht verwechselt werden. Farblich ist Stethophyma grossum ähnlich. Diese Art ist aber kleiner und auf dem Halsschild weniger kontrastreich gezeichnet. Zudem besiedelt sie ausschliesslich Feuchtgebiete. Ähnlich breite und dunkle Flügel besitzt Stenobothrus rubicundulus, der jedoch kleiner ist und über gebogene Halsschild-Seitenkiele verfügt. Ebenso breite und dunkle Flügel hat Stauroderus scalaris. Der Gesang kann mit Stauroderus scalaris verwechselt werden, mit dem Arcyptera fusca oft vergesellschaftet ist.
In Ost- und Südeuropa kommen weitere Arten der Gattung Arcyptera vor, die teilweise schwierig zu bestimmen sind.