Saga pedo
(Pallas, 1771)
DE:
Grosse Sägeschrecke
EN:
Common Predatory Bush-cricket
FR:
La Magicienne dentelée
IT:
Stregona dentellata
Gryllus (Tettigonia) giganteus Villers, 1789 | Saga italica Costa & Costa, 1871 | Tettigopsis nudipes Fischer von Waldheim, 1830 | Locusta serrata Fabricius, 1793 | Tettigopsis vittata Fischer von Waldheim, 1830
Morphologie
Saga pedo ist die grösste mitteleuropäische Heuschrecke. Von den Fühlerspitzen bis zum Ende der Legeröhre misst die Art rund 15 cm. Die Grundfarbe ist grün oder seltener gelblich-braun. Die Fühler sind bräunlich, bei den Larven hell rötlich. Von der Fühlerbasis verläuft ein helles Band über den Halsschild-Unterrand bis zur Basis der Legeröhre. Die Flügel von Saga pedo sind bis auf die Flügelanlagen reduziert und an der Ansatzstelle oft dunkel gezeichnet. Auf den Hinterleibssegmenten befinden sich beidseits der Mitte mehr oder weniger ausgeprägte, dunkle Flecken, die weiss gesäumt sind. Diese Rückenzeichnung kann auch vollständig fehlen. Die Schenkel der langen Hinterbeine sind schlank und nicht kräftig keulenförmig. Die Legeröhre ist gerade oder leicht nach oben gebogen. Das einzige bisher bekannte Männchen gleicht den Männchen anderer Saga-Arten aus Südosteuropa.
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♂ 53 mm
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♀ 53-75 mm
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Ovipositor 31-41 mm
Gesang
Die flügellosen Weibchen von Saga pedo singen nicht. Eine lautvolle Kommunikation der parthenogenetischen Art ist nicht zu erwarten. Das einzige entdeckte Männchen hatte eine leichte Flügeldeformation und hat daher vermutlich nie gesungen.
Verbreitung
Sage pedo ist von Spanien über Mittel- und Osteuropa bis Westsibirien verbreitet. Im Südosten erstreckt sich das Verbreitungsgebiet über den Balkan bis in den Nordosten Griechenlands. Im Mittelmeergebiet ist die Art teilweise häufig. In der Schweiz beschränken sich die Vorkommen auf das Rhoneknie im Wallis und den Calanda bei Chur im Kanton Graubünden. In Österreich kommt Saga pedo im Osten in den Bundesländern Niederösterreich, Wien und dem Burgenland vor.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Ausgewachsene Tiere von Saga pedo findet man von Ende Juni bis Oktober.
Die Weibchen legen die Eier an vegetationslosen Stellen in den Boden ab. Diese überwintern bis zum Schlupf mindestens zweimal und durchlaufen anschliessend 6 Larvenstadien. Als rein karnivore Art ernährt sich Saga pedo von anderen Insekten, auch von Heuschrecken. Dabei ist sie eine perfekte Lauerjägerin, packt vorbeikommende Beutetiere mit den Vorderbeinen und presst sie gegen die bedornte Vorderbrust. Sobald das Beutetier mit den Vorderbeinen fixiert ist, wird es vom Kopf her aufgefressen. Die Individuendichte von Saga pedo ist abhängig von der Dichte der Beutetiere. Trotz der Grösse sind regungslos in der Vegetation sitzende Tiere hervorragend getarnt. Sie werden aber dennoch von Raubvögeln wie dem Rötelfalken (Falco naumanni) entdeckt und gefressen. Da von der Art ausschliesslich weibliche Tiere vorkommen, pflanzt sich Saga pedo parthenogenetisch fort. Es werden unbefruchtete Eier abgelegt, aus denen sich ausschliesslich Weibchen entwickeln. Das einzig bisher bekannte Männchen wurde von Josef Blum im Juli 2005 bei Martigny im Wallis gefunden. Das Individuum gleicht den Männchen der nah verwandten Arten Saga campbelli und Saga rammei im Habitus stark. Als wir das Saga pedo Männchen mit einem Weibchen zusammensetzten, versuchte sich dieses sofort zu verpaaren, wie es auch bei anderen Saga-Arten üblich ist.
Lebensraum
Saga pedo besiedelt Wiesen und langgrasige Weiden an wärmebegünstigten Hängen. Am nördlichen Rand des Verbreitungsgebietes werden kontinentale Trocken- und Halbtrockenrasen mit einem Mosaik aus langgrasigen Bereichen und Büschen bevorzugt. In Südeuropa ist die Art weniger wählerisch und lebt in der französischen Garrigue auch auf Büschen und sogar entlang von Strassenrändern auf Brombeerhecken.
Gefährdung & Schutz
Saga pedo ist in der Schweiz vom Aussterben bedroht und im Gesamtverbreitungsgebiet wird sie von der IUCN als verletzlich eingestuft. In der Schweiz geht die grösste Bedrohung von der Ausdehnung der Rebberge und der Verwaldung der offenen Flächen aus. Durch Entbuschungsmassnahmen und grosszügiges Auflichten der Waldränder kann der Lebensraum erweitert werden. Mit einer extensiven Beweidung kann die Art gefördert werden, wie Projekte in Ostösterreich zeigen.
Rote Listen
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CH:CR (Vom Aussterben bedroht)
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DE:Abwesend
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AT:EN (Stark gefährdet)
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Europa:LC (Nicht gefährdet)
Ähnliche Arten
Was die Grösse und Farbe von Saga pedo betrifft, sind nur die beiden langflügeligen Tettigonia-Arten ähnlich. Diese haben aber bereits ab dem 4. Larvenstadium sichtbare Flügel und als ausgewachsene Tiere überragen die langen Flügel die Hinterknie deutlich. Alle anderen Heuschreckenarten mit ähnlicher Farbe und Grösse haben zumindest kurze Flügel und mehr oder weniger kräftige, keulenförmige Sprungbeine.