Oecanthus pellucens
(Scopoli, 1763)
DE:
Weinhähnchen
EN:
European Tree-cricket
Italian Cricket
FR:
Le Grillon d'Italie
IT:
Grillo arboricolo
Grilletto canterino
Acheta aquea Fabricius, 1798 | Acheta italicus Fabricius, 1781 | Semblis lutaria Petagna, 1792
Morphologie
Oecanthus pellucens ist blass ockerfarben bis strohgelb gefärbt. Oft befinden sich auf der Körperoberseite und auf den Hinterschenkeln dunklere Flecken oder Punkte. Charakteristisch ist der Habitus, der eher an an einen Ohrwurm oder eine Wanze als an eine Heuschrecke erinnert. Oecanthus pellucens ist lang, schlank und etwas abgeflacht. Kopf und Mundwerkzeuge sind nach vorne ausgerichtet. Die glasigen Vorderflügel bedecken bei beiden Geschlechtern den Hinterleib, diejenigen des Männchens sind hinten verbreitert und abgerundet und ungefähr gleich lang wie die Hinterflügel. Beim Weibchen sind sie schmaler, liegen eng am Körper an und werden von den Hinterflügeln deutlich überragt. Beide Geschlechter verfügen über lange Cerci, die beim Weibchen meist eng an der Legeröhre anliegen und diese verdecken und schützen. Die Legeröhre ist gerade und an der Spitze dunkel, verbreitert und leicht gezähnt.
-
♂ 10-13 mm
-
♀ 11-14 mm
-
Ovipositor 6-8 mm
Gesang
Der sehr laute Spontangesang von Oecanthus pellucens gehört zur typischen Geräuschkulisse einer Nacht im Mittelmeergebiet. Er wird erst mit Einbruch der Dämmerung vorgetragen. An bedeckten, kühleren Tagen kann man auch tagsüber einzelne Verse hören. Die Gesangsaktivität erreicht ihr Maximum bei völliger Dunkelheit. Singende Männchen lassen sich auf eine Distanz von über 300 m feststellen. Je nach Position zum singenden Tier ist der Gesang unterschiedlich laut. Beim Werbegesang sind die einzelnen Verse leiser und werden in schnellerer Folge vorgetragen als beim Spontangesang. Das Frequenzspektrum zeigt ein Maximum bei ca. 2,5-3,5 kHz.
Spontangesang von Oecanthus pellucens - CH, TI, Arzo, 19 °C, nachts.
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet von Oecanthus pellucens reicht von Nordafrika über Südwesteuropa bis in die Niederlande, wo bisher die nördlichsten Beobachtungen vorliegen. Das Hauptverbreitungsgebiet ist der Mittelmeerraum und seine Inseln. In der Schweiz sind die wärmebegünstigten Regionen wie das Tessin, Wallis und die Region um Genf besiedelt. Über die Jurasüdflanke hat Oecanthus pellucens inzwischen auch den Weg in die Nordschweiz gefunden. In Deutschland findet man sie hauptsächlich entlang des Rheingrabens. Östlich des Rheins finden sich in Deutschland nur noch wenige Vorkommen.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Ausgewachsene Tiere von Oecanthus pellucens können von Juni bis Oktober beobachtet werden.
Die Eier werden einzeln in markhaltige Pflanzenstängel abgelegt. Im Folgejahr schlüpfen die Larven ab Ende Mai und durchlaufen 5 Stadien. Da Oecanthus pellucens nachtaktiv ist, bekommt man sie nicht häufig zu Gesicht. Den Tag verbringen die Tiere gut getarnt z.B. in einem eingerollten Blatt oder an einem Pflanzenstängel sitzend. Dabei wird der ganze Körper eng an die Sitzwarte geschmiegt und die Extremitäten werden längs ausgerichtet, dass sie kaum mehr vom Untergrund zu unterscheiden sind. Nachts, wenn die Tiere aktiv sind, lassen sie sich im Schein der Stirnlampe einfach finden. Es ist allerdings nicht immer einfach, die männlichen Sänger genau zu orten.
Gefährdung & Schutz
Oecanthus pellucens gilt als nicht gefährdet, da sie sich in den letzten Jahren ausbreiten konnte.
Rote Listen
-
CH:LC (Nicht gefährdet)
-
DE:* (Ungefährdet)
-
AT:LC (Nicht gefährdet)
-
Europa:LC (Nicht gefährdet)
Ähnliche Arten
Aufgrund des charakteristischen Habitus ist Oecanthus pellucens kaum mit anderen Heuschrecken zu verwechseln. Der Gesang kann mit Nemobius sylvestris verwechselt werden, wenn die Körperachse eines singenden Männchens parallel zum Betrachter ausgerichtet ist und der Gesang dabei relativ leise erscheint. Der Gesang von Nemobius sylvestris ist wesentlich leiser, die Verse sind unregelmässiger aneinander gereiht und erscheinen daher weniger monoton. Der Gesang von Modicogryllus bordigalensis ist leiser und die hellen Verse werden in schnelleren Folgen wiederholt, die Pausen dazwischen sind nur knapp wahrnehmbar. Der Gesang von Gryllotalpa gryllotalpa ist dumpfer und andauernd.