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Chorthippus dichrous

(Eversmann, 1859)

(Eversmann, 1859)

DE:

Östlicher Wiesengrashüpfer

EN:

Two-coloured Grasshopper

Observation.org

Orthoptera.Speciesfile.org

IUCN Red List

Synonyme

Chorthippus dorsatus australia Predtechenskii, 1928

Morphologie

Chorthippus dichrous gehört zu den grössten und schlankesten Vertretern der mitteleuropäischen Chorthippus-Arten. Die Grundfarbe ist ähnlich variabel wie bei den nahe verwandten Arten, häufig sind dabei hellbraune bis graue Farbtöne vorherrschend. Nicht selten sind jedoch auch grüne Farben anzutreffen. Regelmässig kommen zweifarbige Tiere vor, wobei meistens die Körperseiten hellbraun, grau oder grün sind und der Rücken dunkel bräunlich. Die Halsschild-Seitenkiele sind annähernd gerade und können im hinteren Bereich leicht nach aussen divergieren. Die schmalen Vorderflügel überragen bei beiden Geschlechtern die körperfarbenen Hinterknie deutlich und sind ungefähr so breit wie der Hinterschenkel. Beim Weibchen verläuft im Costalfeld oft ein weisser Längsstreifen und das Medialfeld kann dunkel gezeichnet sein. Das helle Stigma befindet sich am Ende des zweiten Drittels und ist meist unscheinbar oder fehlt ganz. Besonders bei den Männchen ist das letzte Flügel-Viertel annähernd parallelseitig und am Ende verrundet. Die schmalen Hinterschenkel sind rund 5x so lang wie breit. Das Abdomenende ist beim Männchen auf der Oberseite blass bräunlich bis orange gefärbt. Der Kopf ist von der Seite betrachtet, speziell beim Männchen, spitzwinkliger als bei den nahe verwandten Arten.

  • ♂ 13-18 mm
  • ♀ 17-24 mm

Gesang

Der charakteristische Gesang von Chorthippus dichrous ist die sicherste Nachweismethode für die Art. Der Spontangesang ist mässig laut und besteht aus 1-10 Einzelversen, die in mehr oder weniger regelmässigen Abständen zu einer Serie aneinandergereiht werden. Oft wird der letzte Vers etwas verzögert erzeugt. Typischerweise werden 3-6 Verse in Serie aneinandergereiht. Nach einer Serie folgt eine längere Pause, in der die Männchen oft den Standort wechseln. Ein einzelner Vers dauert je nach Temperatur 300-800 ms. Zu Beginn eines Verses sind 1-3 Silben lauter und härter hörbar, die mit synchron bewegten Beinen geäussert werden. Während der folgenden 5-8 Silben werden die Beine asynchron bewegt, wobei die einzelnen Silben durch die Überlagerung der Beinbewegungen oszillografisch kaum mehr sichtbar sind. Die Lautstärke ist während des Verses ziemlich konstant und fällt nur am Ende leicht ab, was aufgrund der kurzen Einzelverse kaum hörbar ist. Der Rivalengesang besteht aus etwas explosiveren Versen, wobei die Abstände zwischen den Versen der einzelnen Männchen oft kürzer ausfallen.

Fünf Verse aus dem Spontangesang von Chorthippus dichrous - HU, Bács-Kiskun, Fülöpháza, 08.07.2017, 25 °C, sonnig.

Serie aus fünf Versen aus dem Spontangesang von Chorthippus dichrous - HU, Bács-Kiskun, Fülöpháza, 08.07.2017, 25 °C, sonnig.

Serie aus fünf Versen aus dem Spontangesang von Chorthippus dichrous - HU, Bács-Kiskun, Fülöpháza, 08.07.2017, 25 °C, sonnig.

Serie aus vier Versen aus dem Spontangesang von Chorthippus dichrous - HU, Bács-Kiskun, Fülöpháza, 08.07.2017, 25 °C, sonnig.

Einzelner Vers aus dem Spontangesang von Chorthippus dichrous. Die ersten zwei Silben werden mit synchroner Beinbewegung erzeugt. - HU, Bács-Kiskun, Fülöpháza, 08.07.2017, 25 °C, sonnig.

Rivalengesang zweier Männchen von Chorthippus dichrous. Zwischen zwei Versen des ersten Männchens folgt ein Vers des zweiten Männchens. - HU, Bács-Kiskun, Fülöpháza, 08.07.2017, 25 °C, sonnig.

Video: Wolfgang Forstmeier

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet von Chorthippus dichrous erstreckt sich vom östlichen Mitteleuropa über Südosteuropa und die Türkei bis nach China. Die westlichsten Vorkommen befinden sich im Neusiedler See-Gebiet in Österreich sowie in der Slowakei. Vereinzelte Funde an der March und im nördlichen Weinviertel in Niederösterreich wurden schon länger nicht mehr bestätigt. Am Neusiedler See ist Chorthippus dichrous weit verbreitet und häufig.

This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.


Phänologie & Lebensweise

Ausgewachsene Tiere von Chorthippus dichrous findet man von Mitte Juni bis Mitte Oktober. Die höchsten Individuendichten dieser eher späten Art werden zwischen Ende Juli und Mitte September erreicht.


Lebensraum

Chorthippus dichrous besiedelt eher etwas feuchtere, hochwüchsige und üppige Wiesen, regelmässig zusammen mit Platycleis affinis oder Gampsocleis glabra. Am Neusiedler See werden unter anderem die Uferbereiche der Salzlacken bewohnt. In Ungarn findet man die Art auch in dicht bewachsenen Wiesen auf sandigem Untergrund zusammen mit Conocephalus fuscus.


Gefährdung & Schutz

Aufgrund des grossen Verbreitungsgebiets und der besiedelten Lebensräume ist Chorthippus dichrous in Europa nicht gefährdet. Mögliche Gefährdungsursachen gehen von einer landwirtschaftlichen Intensivierung der Graslandnutzung aus. Aufgrund taxonomischer Schwierigkeiten wurde die Art in Österreich früher oft verkannt, weshalb erst in den letzten Jahren ein detaillierteres Bild der tatsächlichen Situation möglich wurde.

Rote Listen
  • CH:
    Abwesend
  • DE:
    Abwesend
  • AT:
    EN (Stark gefährdet)
  • Europa:
    LC (Nicht gefährdet)

Ähnliche Arten

Beide Geschlechter von Chorthippus dichrous können mit den sehr ähnlichen Arten Chorthippus albomarginatus, Chorthippus oschei und Chorthippus dorsatus verwechselt werden. Chorthippus dichrous ist mit Abstand die schlankeste Art mit den längsten und schmalsten Flügeln. Chorthippus albomarginatus und Chorthippus oschei lassen sich aufgrund der s-förmig geschwungenen Radialader und der kürzeren Flügel unterscheiden, zudem sind deren Flügel etwas breiter. Die Hinterfüsse sind bei Chorthippus oschei typischerweise weisslich. Auch Chorthippus dorsatus lässt sich anhand der breiteren und kürzeren Flügel unterscheiden, wobei diese höchstens leicht die Hinterknie überragen. Die Flügelenden sind bei Chorthippus dorsatus nicht parallelseitig und am Ende spitz abgerundet. Die Halsschild-Seitenkiele sind bei Chorthippus dorsatus stärker nach innen geschwungen und divergieren im hinteren Bereich deutlich auseinander. Anhand des Gesangs lassen sich die erwähnten Arten am einfachsten unterscheiden.

Chorthippus albomarginatus

Chorthippus oschei

Chorthippus dorsatus