Zum Hauptinhalt springen

Pteronemobius lineolatus

(Brullé, 1835)

(Brullé, 1835)

DE:

Gestreifte Sumpfgrille

EN:

Striped Marsh-cricket

FR:

Le Grillon des torrents

Le Grillon des rivières

IT:

Grillo dei torrenti

Observation.org

Orthoptera.Speciesfile.org

IUCN Red List

Synonyme

Gryllus hirticollis Dufour, 1841

Morphologie

Pteronemobius lineolatus ist etwas grösser als Pteronemobius heydenii und nimmt somit eine Zwischenstellung zwischen Pteronemobius heydenii und Nemobius sylvestris ein. Die Grundfarbe ist hellbraun mit meist ausgeprägter dunkler Zeichnung. Vereinzelt sind Tiere annähernd schwarz. Auf dem Scheitel befinden sich drei dunkle Längsbinden. Kopf und Halsschild sind beborstet und unterschiedlich stark, hell gezeichnet. Über den Hinterleib verlaufen vor allem bei den Weibchen helle Fleckenreihen und auch die Beine sind heller als der Körper. Die Vorderflügel bedecken beim Weibchen gut die Hälfte, beim Männchen drei Viertel des Hinterleibs. Die gerade Legeröhre der Weibchen ist etwas länger und an der verdickten Spitze deutlicher gezähnt als jene bei Pteronemobius heydenii. Die Hinterschienen tragen aussen nur 3 Dornen.

  • ♂ 6-11 mm
  • ♀ 7-11 mm
  • Ovipositor 2-4 mm

Gesang

Pteronemobius lineolatus singt typischerweise unter Steinen oder Holzstücken, so dass die Männchen schwierig zu lokalisieren sind. Der mässig laute Spontangesang ist jenem von Pteronemobius heydenii im Aufbau ähnlich. Er besteht aus 3-30 s langen Versen, die in variablen Abständen vorgetragen werden. Bei hohen Temperaturen dauern die Verse 3-7 s. Bei tiefen Temperaturen sind sie deutlich länger, beginnen leise, fast immer mit einigen stotternden Silben, und erreichen die maximale Lautstärke nach dem ersten Drittel, in der Mitte oder erst kurz vor Schluss. Das Frequenzspektrum zeigt ein Maximum bei ca. 4,5 kHz. Nicht selten hört man Rivalengesänge, die Verse sind dann kürzer und folgen schneller aufeinander.

Spontangesang von Pteronemobius lineolatus - FR, Drôme, Recoubeau, 17 °C, sonnig.

Rivalengesang von Pteronemobius lineolatus - CH, TI, Maggiadelta, 15 °C, nachts.

Video: Wolfgang Forstmeier

Verbreitung

Pteronemobius lineolatus ist von Portugal über Spanien, Süd- und Westfrankreich bis Norditalien und das Tessin verbreitet. In der Schweiz ist das Vorkommen auf das Maggia- und Verzascatal im Kanton Tessin beschränkt. Es sind die am tiefsten gelegenen Regionen der Schweiz. Seit den Hitzesommern 2018 und 2019 taucht die Art vereinzelt nördlich der Alpen auf. So konnten Nachweise in Deutschland, Österreich und der Nordschweiz erbracht werden.

This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.


Phänologie & Lebensweise

Ausgewachsene Tiere von Pteronemobius lineolatus erscheinen Ende August und leben bis zum Wintereinbruch.
Die jahreszeitliche Entwicklung der beiden Pteronemobius-Arten ist versetzt. Wenn noch die letzten ausgewachsenen Tiere von Pteronemobius heydenii im Herbst unterwegs sind, können die ersten ausgewachsenen Individuen von Pteronemobius lineolatus gesichtet werden. Im Ausnahmefall sind im August und September an vereinzelten Stellen im Südtessin beide Arten zusammen anzutreffen. Pteronemobius lineolatus hält sich meist unter Steinen und anderem Schwemmgut auf und ist praktisch nie im Freien anzutreffen. Oft hört man unter Steinen den Rivalengesang, wenn mehr als zwei Grillen unter einem Stein versammelt sind.


Lebensraum

Pteronemobius lineolatus besiedelt feuchte Uferbereiche von langsam fliessenden Gewässern und von Seen. Die Lebensräume sind von dauerhaft feuchtem Sediment und einer geringen Vegetationsentwicklung gezeichnet. Diese Bedingungen sind oft in natürlich verbliebenen Flüssen mit grossen Schwemm- und Kiesflächen vorzufinden. Die Tiere halten sich dabei stets unter Steinen, Treibholz oder anderem Schwemmgut auf. An der Maggia bevorzugt Pteronemobius lineolatus die Sand- und Kiesflächen der Stillwasserbereiche und hält sich dort nur wenig über dem Wasserspiegel auf. Die Lebensräume in den französischen Alpen sind jenen im Tessin sehr ähnlich.


Gefährdung & Schutz

Aufgrund des kleinen Verbreitungsgebiets und der stark bedrohten Lebensräume wurde Pteronemobius lineolatus in der Schweiz als vom Aussterben bedroht eingestuft. Die Bedrohung geht von Veränderungen im Wasserhaushalt, baulichen Massnahmen an den Ufern und touristischen Aktivitäten aus. Das Vorkommen ist stark von der natürlichen Dynamik der Flussufer und Auen abhängig und nur durch die Sicherung der Lebensraumqualität dieser Gebiete zu erhalten.

Rote Listen
  • CH:
    CR (Vom Aussterben bedroht)
  • DE:
    Abwesend
  • AT:
    Abwesend
  • Europa:
    LC (Nicht gefährdet)

Ähnliche Arten

Pteronemobius lineolatus kann mit den beiden Arten Pteronemobius heydenii und Nemobius sylvestris verwechselt werden. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal sind die Dornen der Hinterschienen. Pteronemobius heydenii hat 4 auf der Innen- und Aussenseite. Nemobius sylvestris hat sowohl innen als auch auf der Aussenseite nur 3 Dornen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von Pteronemobius heydenii ist die Flügellänge, die bei den Männchen fast das Hinterleibsende erreichen und bei den Weibchen die Hälfte bis zwei Drittel bedecken. Das Weibchen von Nemobius sylvestris hat ausserdem eine längere und gerade Legeröhre und die Flügel sind bei beiden Geschlechtern deutlich kürzer. Die Gesänge der Pteronemobius-Arten sind sich ähnlich. Die Verse von Pteronemobius heydenii dauern durchschnittlich deutlich kürzer und werden in regelmässigen Abständen unterbrochen. Bei tiefen Temperaturen ähneln lange Verse von Pteronemobius lineolatus dem Gesang von Gryllotalpa gryllotalpa. Im Spätsommer und im Herbst singt Gryllotalpa gryllotalpa jedoch nicht.

Pteronemobius heydenii

Nemobius sylvestris

Gryllotalpa gryllotalpa