Gryllus campestris
Linnaeus, 1758
DE:
Feldgrille
EN:
Common Field-cricket
FR:
Le Grillon champêtre
IT:
Grillo campestre
Grillo canterino
Gryllus campestris caudata Krauss, 1886 | Gryllus cephalotes Ramme, 1921 | Acheta hybrida Rambur, 1838
Morphologie
Die Grundfarbe von Gryllus campestris ist tiefschwarz und glänzend. Der Körper ist mehr oder weniger dicht mit feinen, goldgelben Haaren überzogen. Der grosse, rundliche Kopf ist breiter als der Halsschild und verleiht der Art einen vorderlastigen Habitus. Die Fühler sind etwa so lang wie der Körper. Die Flügel erreichen fast das Hinterleibsende, sind schwarz geadert und an der Basis beim Männchen deutlich, beim Weibchen meist nur schwach dunkelgelb gefärbt. Die Hinterflügel liegen zusammengefaltet spiessartig unter den Vorderflügeln. Die Unterseite der Hinterschenkel ist bei Gryllus campestris intensiv rot gefärbt und die Hinterschienen tragen lange, kräftige Dornen. Die gerade Legeröhre der Weibchen ist an der Spitze leicht erweitert und im letzten Drittel etwas nach unten gebogen.
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♂ 18-26 mm
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♀ 19-27 mm
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Ovipositor 8-15 mm
Gesang
Der laute Spontangesang von Gryllus campestris gehört zur typischen Geräuschkulisse einer Frühlingsnacht und ist wohl eine der uns vertrautesten Lautäusserungen der Heuschrecken. Der Gesang besteht aus regelmässig aneinander gereihten Versen, die bei hohen Temperaturen 3-5 Mal pro s und bei tiefen Temperaturen nur noch 1 Mal pro s geäussert werden. Ein Vers besteht aus 4 Silben. Wie bei allen Grillen ist nur die Schliessbewegung stimmhaft. Die Silben nehmen im Verlauf eines Verses an Lautstärke zu. Beim Rivalengesang werden längere Verse mit bis zu 30 Silben pro Vers vorgetragen. Das Frequenzspektrum zeigt ein Maximum zwischen 4 und 5,5 kHz. Der Werbegesang ist leiser und wird mit weniger stark angewinkelten Vorderflügeln vorgetragen. Er besteht aus einem Rascheln, das 2-6 Mal pro s durch ein lauteres „zick“ unterbrochen wird.
Spontangesang von Gryllus campestris bei hohen Frühlingstemperaturen - CH, BE, Wasen, 22 °C, sonnig.
Spontangesang von Gryllus campestris in einer kühlen Sommernacht - CH, BE, Sumiswald, 8 °C, kalte Nacht.
Rivalengesang eines ♂ von Gryllus campestris, das vor seiner Höhle ein anderes ♂ vertreibt - CH, BE, Wasen, 22 °C, sonnig.
Werbegesang von Gryllus campestris - CH, BE, Wasen, 22 °C, sonnig.
Zwei Verse aus dem Spontangesang von Gryllus campestris - CH, BE, Wasen, 22 °C, sonnig.
Verbreitung
Das grosse Verbreitungsgebiet von Gryllus campestris erstreckt sich von Nordafrika über Südeuropa bis in den westasiatischen Raum. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft in einer Geraden von Südengland über die Nord- und Ostseeküste. In der Schweiz und Deutschland werden bis auf die höheren Lagen oberhalb von 1800 m alle Landesteile besiedelt.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Ausgewachsene Tiere von Gryllus campestris treten von April bis August auf, wobei der phänologische Höhepunkt bereits zwischen Mai und Juli erreicht wird.
In warmen Jahren kann im Herbst eine zweite Generation von August bis November auftreten. Die Tiere überwintern im letzten oder vorletzten Larvenstadium in selbst gegrabenen Wohnröhren, die sie bis zu 40 cm tief in den Boden graben. Im Frühjahr ist Gryllus campestris nach 1-2 Häutungen ausgewachsen. Insgesamt durchlaufen die Larven bis zu 12 Stadien. Die Eiablage erfolgt in die Wände der Wohnröhre selbst oder in lockeren Boden. Nach 2-3 Wochen schlüpfen die Larven und halten sich während den ersten Larvenstadien gerne unter Steinen oder Totholz auf. Je nach Witterungsbedingungen sind die Populationen natürlicherweise erheblichen Bestandsschwankungen ausgesetzt. Sobald die Tiere im Spätsommer eine eigene Wohnröhre besitzen, sind sie territorial und verteidigt ihre Wohnröhre gegen Eindringlinge und Rivalen. Dabei kann es zu turbulenten Kämpfen kommen, die mit den weit geöffneten Mundwerkzeugen bestritten werden und bisweilen tödlich enden können. Wahrscheinlich verbringen die Tiere nicht ihr gesamtes Leben in derselben Höhle. Es kommt immer wieder zu Wechsel, wobei verlassene Wohnröhren wiederbesiedelt oder auch neue gegraben werden.
Lebensraum
Gryllus campestris gilt als trockenheits- und wärmeliebend. Feuchte Gebiete werden gemieden. Typische Lebensräume sind sonnige, magere Wiesen und Weiden sowie Bahn- und Strassenböschungen. Geneigte, südexponierte Flächen werden bevorzugt, da der Wärmehaushalt günstiger ist und das Regenwasser rasch abfliesst. In beweideten Flächen werden oft jene Bereiche bevorzugt, die vom Vertritt weniger betroffen sind.
Gefährdung & Schutz
Gryllus campestris gilt in der Schweiz als nicht gefährdet. In Deutschland wird die Art als gefährdet eingestuft.
Als Folge der intensivierten Landnutzung und der Aufgabe extensiver Bewirtschaftungsformen hat Gryllus campestris bedeutende Bestandsrückgänge erfahren. Neben der Erhaltung von Halbtrocken- und Trockenrasen in Hanglagen stellt der Biotopverbund eine Fördermassnahme dar. In günstigen Jahren, wenn die Populationsdichte hoch ist, kann die flugunfähige Art so neue Lebensräume besiedeln und den genetischen Austausch aufrecht erhalten. Zur Förderung können Wiesen extensiv beweidet oder ein- bis zweischürig bewirtschaftet werden. Der Verzicht auf mineralische Dünger und Jauche ist für die Erhaltung der Lebensraumqualität wichtig. Vom Einsatz bodenverdichtender Geräte sollte abgesehen werden, da dies den Bau der Wohnröhren erschwert. Wirtschaftlich uninteressante Wegböschungen sollten regelmässig entbuscht werden und nicht mittels Terrainaufschüttung nutzbar gemacht werden. Diese Böschungen stellen im intensiv genutzten Grünland meist die einzigen verbliebenen Lebensräume dar.
Rote Listen
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CH:LC (Nicht gefährdet)
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DE:* (Ungefährdet)
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AT:LC (Nicht gefährdet)
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Europa:LC (Nicht gefährdet)
Ähnliche Arten
Dank ihrer Grösse, der tiefschwarzen Färbung, der roten Hinterschenkel-Unterseite und der Lebensweise in Wohnröhren ist Gryllus campestris in Mitteleuropa kaum zu verwechseln. Einzig die Larven können mit anderen Grillen-Arten verwechselt werden. Der Gesang von Acheta domesticus klingt ähnlich, die Pausen zwischen den Versen sind jedoch unregelmässiger und die Anzahl Silben eines Verses variiert zwischen 2 und 4, was den unregelmässigen Charakter verstärkt. Ausserdem findet man Acheta domesticus selten auf Wiesen, sondern eher in Siedlungsnähe oder bei Lagerplätzen. Im Mittelmeerraum kommt mit Gryllus bimaculatus eine weitere, ähnliche Art vor. Der Kopf ist bei dieser etwas schmaler als das Halsschild und die Hinterflügel überragen den Hinterleib deutlich.