18. Juni (1. Tag) - Anreise nach Istrien
Treffpunkt und Start der Reise ist am Flughafen in Zürich. Eine individuelle Anreise per Bahn oder von einem anderen Ort ist nach Absprache problemlos möglich. Von Zürich gibt es einen Nachtzug nach Ljubljana. Je nach saisonaler Entwicklung machen wir auf der Fahrt Richtung Pazin einen ersten Fotostopp. An interessanten Gebieten mangelt es auf der Strecke nicht.
19. Juni (2. Tag) - Umgebung von Svetvinčenat
Im Landesinnern von Istrien wechseln sich extensive Landwirtschaft mit Brachflächen und Waldgebieten ab. Hier, in der Umgebung von Bokordići ist die Landschaft mit unzähligen kleinen Kratern durchsetzt. Die sogenannten Dolinen sind natürliche, durch das instabile Karstgestein eingebrochene Senken im Boden. In den feuchteren Teilen auf dem Grund der Dolinen werden Getreide und Gemüse angepflanzt, oder sie dienen als Nachtkoppel für die Schafe. Durch das unterschiedliche Klima in- und ausserhalb der Dolinen ist eine hohe Diversität an Insekten anzutreffen. Vor allem die steppenartigen Wiesen mit lockerem Wald sind gute Insektenlebensräume. Brombeergebüsche und Eichen sind der Lebensraum der Säbelschrecken Barbitistes ocskayi und Barbitistes yersini. In manchen Jahren sitzen sie hier zu Tausenden auf Büschen und Bäumen. Wir treffen hier auch auf die Kleine Höckerschrecke (Arcyptera microptera) und die Steinschrecke Prionotropis hystrix hystrix sowie die Strauchschrecke Pholidoptera femorata. In den Morgenstunden wärmt sich der Östliche Schmetterlingshaft (Libelloides macaronius) mit geöffneten Flügeln an den Grashalmen auf.
20. Juni (3. Tag) - Učka-Gebirge
Am Morgen machen wir Halt an einer üppigen Wiese mit Gebüschen und Waldrändern. Hier tummeln sich so viele Heuschrecken, dass man Mühe bekommt, sich auf eine Einzelne zu konzentrieren. Ein Highlight unter den vielen Arten wird die Südliche Gebirgsschrecke (Miramella irena) sein. Am Nachmittag zieht es uns in die Höhe. Mit 1394 m ist der Gipfel des Vojak die höchste Erhebung des Učka-Gebirges und der Halbinsel Istrien überhaupt. Vom Aussichtsturm blicken wir hinunter auf die Hafenstadt Rijeka und die Inseln Cres und Krk. Auf einer kurzen Wanderung hinunter nach Mala Učka begleitet uns der Schwarze Apollo (Parnassius mnemosyne) und der Baumweissling (Aporia crataegi). Die Wiesen entlang des Weges sind voll von Strauchschrecken. So leben hier mit Pholidoptera aptera, Pholidoptera fallax, Pholidoptera littoralis littoralis und Pholidoptera griseoaptera alle “Schweizer Strauchschrecken”. Aus den Büschen erklingen die kurzen und scharfen Laute der Südlichen Buntschrecke (Poecilimon ornatus) einer bulligen und schönen Vertreterin der Gattung Poecilimon. Die in der Region endemische Beissschrecke Bicolorana kraussi wird uns am heutigen Tag zum ersten Mal begegnen. Die Art ist mit unserer Zweifarbigen Beissschrecke (Bicolorana bicolor) nahe verwandt.
21. Juni (4. Tag) - Landschaftsschutzgebiet bei Premantura
Östlich von Premantura an der südlichsten Spitze von Istrien befindet sich die Meeresbucht Valun in einem reizvollen Landschaftsschutzgebiet. Die trockenen, steinigen und stark exponierten Hänge sind nicht nur schön, sondern auch höchst interessant. In der Macchie singen Weisskopf- und Samtkopfgrasmücken. Einige typische Heuschrecken-Arten des Mittelmeerraums sind hier vorzufinden. Zum Beispiel der Südliche Warzenbeisser (Decticus albifrons) die Zaunschrecke (Sepiana sepium), die Beissschrecke Platycleis intermedia und die Lilienblatt-Sichelschrecke (Tylopsis lilifolia). Typische adriatische Arten sind die Balkan-Sattelschrecke (Ephippiger discoidalis), die Veränderte Beissschrecke (Platycleis modesta), die Langbeinige Sichelschrecke (Acrometopa servillea macropoda) und der Braune Balkan-Grashüpfer (Chorthippus bornhalmi). Wer sich im blau leuchtenden Meer eine Abkühlung gönnen möchte, gelangt über einen Wanderweg ans Meer.
22. Juni (5. Tag) - Učka-Gebirge
Wir verbringen einen zweiten Tag auf den Hochebenen im Učka-Gebirge unterhalb des Vojaks. Die weitläufigen Weidelandschaften unterhalb des Gipfels sind eindrücklich. Die Gebiete werden auch heute noch mit Schafen und Pferden beweidet und bleiben dadurch offen. In dieser fantastischen Landschaft brüten Ortolan, Heidelerche, Wendehals, Zaunammer, Kuckuck, Sumpfmeise, Brachpieper und Steinhuhn in grosser Anzahl. Die Adriatische Mauereidechse (Podarcis melisellensis) ernährt sich von den vielen Insekten. Die trockene Kalklandschaft ist der ideale Lebensraum der grossen Steinschrecke Prionotropis hystrix hystrix. Die Wanstschrecke (Polysarcus denticauda) gehört hier zu den häufigsten Heuschrecken-Arten und ist praktisch in jedem Busch anzutreffen. Im Exkursionsgebiet sind zudem Sichtungen der seltenen Kleinen Höckerschrecke (Arcyptera microptera) und der Europäischen Hornotter (Vipera ammodytes) möglich. In den etwas feuchteren dolinenartigen Senken stossen wir auf das Tageshighlight, die seltene Gehöckerte Buntschrecke (Poecilimon ampliatus) und auf Odontopodisma fallax.
23. Juni (6. Tag) - Insel Cres
Für einmal verlassen wir Istrien und besuchen mit Cres eine typisch dalmatinische Insel. In Brestova setzen wir mit der Fähre über und starten unsere Beobachtungen bei Predošćica. Ein Grossteil der Insel wird intensiv mit Schafen beweidet, weshalb wir uns auf den nördlichen Teil konzentrieren. Wir suchen in der Karstlandschaften nach der Höckerschrecke Arcyptera brevipennis brevipennis. In den Buschgruppen versuchen wir die Dalmatinische Strauchschrecke (Pholidoptera dalmatica) aufzuspüren und stossen dabei immer wieder auf die Sägeschrecke (Saga pedo). Unter den Kurzfühlerschrecken sind Oedaleus decorus, Dociostaurus marrocanus, Stenobothrus fischeri und Omocestus petraeus zu erwarten. Auf Cres brüten zudem in zwei Naturschutzreservaten rund 80 Gänsegeierpaare. Die riesigen Vögel nutzen die Meeresklippen an der Ostküste als Brutfelsen und fliegen hoffentlich auf der Suche nach Aas über unseren Standort. Unter den Vögeln sind auch Balkansteinschmätzer, Brachpieper, Heidelerche und Blaumerle mögliche Arten.
24. Juni (7. Tag) - Brovinje auf der Halbinsel Crna Punta
Südlich von Labin befindet sich die Schwarze Spitze (Crna Punta), eine kleine Halbinsel, die von Meeresbuchten umgeben ist. Wir verbringen den ganzen Tag im Gebiet auf der Crna Punta. Im Süden der kleine Halbinsel befindet sich das Dorf Brovinje. Von hier aus machen wir eine freiwillige, rund einstündige Wanderung auf das karstige Hochplateau. Schon beim Aufstieg wimmelt es von Heuschrecken. Es leben hier die Langfühlerschrecken Acrometopa servillea macropoda, Tylopsis lilifolia, Leptophyes laticauda, Barbitistes ocskayi, Barbitistes yersini, Poecilimon elegans, Decticus albifrons, Eupholidoptera schmidti, Rhacocleis germanica, Pachytrachis striolatus, Saga pedo und Ephippiger discoidalis. Die Liste der Kurzfühlerschrecken, die wir finden können, ist ebenfalls beachtlich. Dazu gehören beispielsweise Prionotropis hystrix hystrix, Pezotettix giornae, Anacridium aegyptium, Odontopodisma fallax, Calliptamus italicus, Stenobothrus fischeri, Stenobothrus rubicundulus und Chorthippus bornhalmi. Mit etwas Glück sehen wir auch die Östliche Haubenfangschrecke (Empusa fasciata). Auf den Blüten der Christbäume oder an Wasserlachen am Boden sammeln sich viele Tagfalter wie der Blauschwarze Eisvogel (Limenitis reducta) oder der Zürgelbaum-Schnauzenfalter (Libythea celtis). Auf dem Rückweg haben wir die Möglichkeit, in einem feuchten und schilfigen Gebiet einen weiteren Halt einzulegen. Arten wie Pholidoptera femorata, Tettigonia caudata, Sepiana sepium und Modicogryllus bordigalensis können wir zu Gesicht bekommen.
25. Juni (8. Tag) - Jokertag
Unsere Reise neigt sich langsam dem Ende zu. Wir entscheiden am Vorabend spontan, was uns das Programm des heutigen Tages bringen soll. Je nach Interesse suchen wir einen bereits besuchten Ort wieder auf, um das Fotografieren zu vertiefen oder wir erkunden eine noch unbekannte Stelle. Natürlich bietet der Jokertag auch die Möglichkeit, individuell einen Ruhetag in Pazin einzulegen, endlich eine Postkarte zu schreiben oder auch einfach mal durch das beschauliche Städtchen Pazin zu flanieren. Möglichkeiten: Auf dem Weg nach Buzet machen wir einen kleinen Umweg in die Umgebung von Motovun und suchen die riesige Unterart der Grossen Goldschrecke (Chrysochraon dispar giganteus), die ihrem Namen alle Ehre macht. Die hügelige Umgebung von Račja Vas im Hinterland von Buzet ist landschaftlich sehr reizvoll. Hier ist die Beissschrecke Platycleis romana anzutreffen. In den höheren Strukturen leben Bicolorana kraussi, Roeseliana roeselii und die hübsche Flügellose Knarrschrecke (Micropodisma salamandra). Oder aber wir nehmen bei Brest eine kleine Waldstrasse und fahren zu einer riesigen Doline, die als grosse Waldlichtung auf rund 1100 m mit Pferden beweidet wird. In diesem Blumenparadies tummeln sich viele verschiedene Tagfalter und Wildbienen. Es können hier die Gesänge von Baumpieper, Heidelerche und Zippammer gehört werden. Die Lichtung ist zudem ein idealer Ort, um die Balkan-Bergschrecke (Psorodonotus illyricus) zu beobachten.
26. Juni (9. Tag) - Höhle von Postojna und Rückreise
Bereits müssen wir unser Hab und Gut wieder zusammenpacken. Mit vollen Speicherkarten und einer Fülle von Eindrücken machen wir uns auf in Richtung Ljubliana. Auf halber Strecke gönnen wir uns etwas Abwechslung und besuchen die Karsthöhlen von Postojna. Die weltbekannten Höhlen ziehen jedes Jahr hunderttausende von Besuchenden an. Auf einer zweistündigen Fahrt mit kurzem Fussmarsch können die verschiedensten Stukturen in der riesigen Höhle bestaunt und fotografiert werden. Im Proteus Vivarium haben wir Gelegenheit, den Grottenolm, eines der urtümlichsten Amphibien, zu sehen. Zum Abschluss kann im Eingangsbereich der Grotte die Höhlenschrecke Troglophilus neglectus entdeckt werden.