18. Juli (1. Tag) - Reise nach Istrien
Treffpunkt und Start der Reise ist am Flughafen Zürich. Wer auf anderem Weg anreisen möchte, soll dies mit uns absprechen. Unsere Beobachtungen starten wir noch in Slowenien südlich von Ljubliana. Das Laibacher Moor (Ljubljansko barje) ist ein Natura-2000-Gebiet. Hier versuchen wir, mit der seltenen Beissschrecke Zeuneriana marmorata, ein erstes Highlight der Reise zu finden. Danach fahren wir nach Pazin, um uns in unserer Unterkunft einzurichten.
19. Juli (2. Tag) - Umgebung von Svetvinčenat
Im Landesinnern von Istrien wechseln sich extensive Landwirtschaft mit Brachflächen und natürlichen Waldgebieten ab. Hier, in der Umgebung von Bokordići ist die Landschaft mit unzähligen kleinen Kratern durchsetzt. Die sogenannten Dolinen sind natürliche, durch das instabile Karstgestein eingebrochene Senken im Boden. In den feuchteren Teilen auf dem Grund der Dolinen werden Getreide- und Gemüse angepflanzt, oder sie werden als Nachtkoppel für Schafe genutzt. Durch das unterschiedliche Klima in- und ausserhalb der Doline ist eine hohe Diversität an Tieren anzutreffen und die darumliegenden steppenartigen Wiesen mit lockerem Wald sind gute Insektenlebensräume. Brombeergebüsche und Eichen sind der Lebensraum der Säbelschrecken Barbitistes ocskayi und Barbitistes yersini. Wir treffen hier auch auf die Kleine Höckerschrecke (Arcyptera microptera) und die Steinschrecke Prionotropis hystrix hystrix. In den Morgenstunden wärmt sich der Östliche Schmetterlingshaft (Libelloides macaronius) mit geöffneten Flügeln an den Grashalmen auf.
20. Juli (3. Tag) - Učka-Gebirge
Am Fusse des Učka-Massivs machen wir am Morgen unseren ersten Halt. In kleinräumig landwirtschaftlich genutzten Flächen suchen wir nach der Beissschrecke Platycleis romana und der Steppengrille (Melanogryllus desertus). In den angrenzenden Hecken sind die Kleine Strauchschrecke (Yersinella raymondii) oder die Zartschrecken Leptophyes laticauda und Leptophyes punctatissima nicht selten.
Mit 1394 m ist der Gipfel des Vojak die höchste Erhebung des Učka-Gebirges und der Halbinsel Istrien überhaupt. Vom Aussichtsturm blicken wir hinunter in die Hafenstadt Rijeka und auf die Inseln Cres und Krk. In den Bergwiesen auf der Südseite unterhalb des Gipfels finden wir mit der stattlichen Balkan-Bergschrecke (Psorodonotus fieberi illyricus) ein Highlight. Die schweren Tiere sonnen sich gut versteckt in der Vegetation und sind nur schwer zu entdecken. Dabei werden wir vom Schwarzen Apollo (Parnassius mnemosyne) begleitet. Die Wiesen sind voll von Strauchschrecken. So leben hier mit Pholidoptera aptera, Pholidoptera fallax, Pholidoptera littoralis littoralis und Pholidoptera griseoaptera alle “Schweizer Strauchschrecken”. Aus den Büschen erklingen die kurzen und scharfen Laute der Südlichen Buntschrecke (Poecilimon ornatus) einer bulligen und schönen Vetreterin der Gattung Poecilimon. Bicolorana kuntzeni ist ein neues Element und mit unserer Zweifarbigen Beissschrecke nahe verwandt.
21. Juli (4. Tag) - Učka-Gebirge
Wir verbringen einen zweiten Tag auf den Hochebenen unterhalb des Vojaks. Die weitläufigen Weidelandschaften unterhalb des Gipfels sind eindrücklich und werden auch heute noch mit Schafen und Pferden beweidet und bleiben dadurch offen. In dieser fantastischen Landschaft brüten Ortolan, Heidelerche, Wendehals, Zaunammer, Kuckuck und Brachpieper in grosser Anzahl. Die Adriatische Mauereidechse (Podarcis melisellensis) ernährt sich von den vielen Insekten. Die trockene Kalklandschaft ist der ideale Lebensraum der Steinschrecke Prionotropis hystrix hystrix. Die Wanstschrecke (Polysarcus denticauda) gehört hier zu den häufigsten Heuschrecken-Arten und ist
praktisch in jedem Busch anzutreffen. Im Exkursionsgebiet sind zudem Sichtungen der seltenen Schönschrecke Paracaloptenus cristatus, Arcyptera microptera und der Europäischen Hornotter (Vipera ammodytes) möglich. In den etwas feuchteren, dolinenartigen Senken stossen wir auf das Tageshighlight, die seltene Gehöckerte Buntschrecke (Poecilimon ampliatus) und auf Odontopodisma
fallax.
22. Juli (5. Tag) - Am Meer im Landschaftsschutzgebiet bei Premantura
Östlich von Premantura an der südlichsten Spitze von Istrien befindet sich die Meeresbucht Valun mit ihrem reizvollen Landschaftsschutzgebiet. Die trockenen, steinigen und stark exponierten Hänge sind höchst interessant. Hier sehen wir einige typische Heuschrecken-Arten des Mittelmeerraums. Dies sind zum Beispiel der Südliche Warzenbeisser (Decticus albifrons) die Zaunschrecke (Sepiana sepium), die Beissschrecke Platycleis intermedia und die Lilienblatt-Sichelschrecke (Tylopsis liliifolia). Typische adriatische Arten sind die Balkan-Sattelschrecke (Ephippiger discoidalis), die Veränderte Beissschrecke (Platycleis modesta), die Langbeinige Sichelschrecke (Acrometopa servillea macropoda) und der Grashüpfer Chorthippus bornhalmi. Hier besteht auch die Möglichkeit, eine kleine Wanderung zu machen und eine Abkühlung im Meer zu geniessen. In der Macchie singen Weisskopf- und Samtkopfgrasmücken.
23. Juli (6. Tag) - Insel Cres
Cres ist eine typisch dalmatinische Insel. Wir nehmen die Fähre in Brestova und starten unsere Beobachtungen bei Predošćica. Ein Grossteil der Insel wird intensiv mit Schafen beweidet, weshalb wir uns auf den nördlichen Teil der Inseln konzentrieren. Wir suchen in den Karstlandschaften nach der Höckerschrecke Arcyptera brevipennis brevipennis. In den Buschgruppen versuchen wir die Dalmatinische Strauchschrecke (Pholidoptera dalmatica) aufzuspüren und haben dabei immer die Möglichkeit, auf die Sägeschrecke (Saga pedo) zu stossen. Unter den Kurzfühlerschrecken sehen wir Oedaleus decorus, Dociostaurus marrocanus, Stenobothrus fischeri und Omocestus petraeus. Auf Cres brüten zudem in zwei Naturschutzreservaten rund 80 Gänsegeierpaare. Die Meeresklippen an der Ostküste der Insel dienen den riesigen Vögeln als Brutfelsen. Mit etwas Glück sehen wir die Altvögel auf der Suche nach Aas. Unter den Vögeln sind Balkansteinschmätzer, Brachpieper, Heidelerche und Blaumerle mögliche Arten zum beobachten oder hören.
24. Juli (7. Tag) - Brovinje auf der Halbinsel Crna Punta
Südlich von Labin befindet sich die Schwarze Spitze (Crna Punta), eine kleine Halbinsel, die von Meeresbuchten umgeben ist. Im Süden der kleinen Halbinsel befindet sich das Dorf Brovinje. Von hier aus machen wir eine freiwillige, rund einstündige Wanderung auf das karstige Hochplateau. Schon beim Aufstieg wimmelt es von Heuschrecken. Es leben hier die Langfühlerschrecken Acrometopa servillea macropoda, Tylopsis liliifolia, Leptophyes laticauda, Barbitistes ocskayi, Barbitistes yersini, Poecilimon elegans, Decticus albifrons, Eupholidoptera schmidti, Rhacocleis germanica, Pachytrachis striolatus, Saga pedo und Ephippiger discoidalis. Die Liste der hier ansässigen Kurzfühlerchrecken ist ebenfalls beachtlich. Es leben hier Prionotropis hystrix hystrix, Pezotettix giornae, Anacridium aegyptium, Odontopodisma fallax, Calliptamus italicus, Stenobothrus fischeri und Stenobothrus rubicundulus. Mit etwas Glück sehen wir auch die östliche Haubenfangschrecke Empusa fasciata. Auf den Blüten der Christbäume oder an Wasserlachen am Boden sammeln sich viele Tagfalter wie der Blauschwarze Eisvogel (Limenitis reducta) oder der Zürgelbaum-Schnauzenfalter (Libythea celtis). Auf dem Rückweg haben wir die Möglichkeit, in einem feuchten, schilfigen Gebiet Arten wie Pholidoptera femorata, Tettigonia caudata, Sepiana sepium und Modicogryllus bordigalensis zu sehen.
25. Juli (8. Tag) - Jokertag
Unsere Reise neigt sich bereits dem Ende zu. Wir entscheiden uns am Vorabend spontan, was uns das Programm des heutigen Tages bringen soll. Je nach Interesse suchen wir einen bereits besuchten Ort wieder auf, um das Fotografieren zu vertiefen oder wir erkunden eine noch unbekannte Stelle. Natürlich bietet der Jokertag auch die Möglichkeit, individuell einen Ruhetag in Pazin einzulegen, endlich eine Postkarte zu schreiben oder auch einfach mal durch das Städtchen Pazin zu flanieren. Ganz in der Nähe der Unterkunft befindet sich eine kleine aber imposante Schlucht mit hohen Bäumen in denen Nachts die Zwergohreule singt.
Möglichkeit: Auf dem Weg nach Buzet machen wir einen kleinen Umweg in die Umgebung von Motovun und suchen die riesige Unterart der Grossen Goldschrecke Chrysochraon dispar giganteus. Die Umgebung von Račja Vas im Hinterland von Buzet ist landschaftlich sehr reizvoll. Es wechselt sich extensive Landwirtschaft mit natürlicher Hügellandschaft ab. Hier lebt die Beissschrecke Platycleis romana. In den höheren Strukturen leben Bicolorana kuntzeni, Roeseliana roeselii und die Flügellose Knarrschrecke (Micropodisma salamandra). Wir nehmen eine kleine Waldstrasse und fahren in eine grosse Waldlichtung auf rund 1100 m. In diesem Blumenparadies tummeln sich viele verschiedene Tagfalterarten. Es leben hier Baumpieper, Heidelerche und Zippammer. Die Lichtung ist ein super Ort, um die Balkan-Bergschrecke (Psorodonotus fieberi illyricus) zu beobachten. Je nach Klima sind auch schon die ersten Individuen von Paracaloptenus cristatus ausgewachsen.
26. Juli (9. Tag) - Höhlen von Postojna und Rückreise nach Zürich
Wir packen unser Hab und Gut mit vollen Speicherkarten, vielen Erinnerungen und Eindrücken zusammen und machen uns auf in Richtung Ljubliana. Auf halber Strecke gönnen wir uns etwas Abwechslung und besuchen die Karsthöhlen von Postojna, die Postojnska jama. Die Höhlen sind weltbekannt und ziehen jedes Jahr hunderttausende von Touristen an. Auf einer zweistündigen Zugfahrt mit kleiner Wanderung bleibt Zeit, die verschiedensten Stukturen in der riesigen Höhle zu studieren und zu fotografieren. Im Proteus Vivarium haben wir Gelegenheit den Grottenolm (Proteus anguinus), eines der urtümlichsten Amphibien, zu sehen. Aufgrund der versteckten Lebensweise in den unterirdischen Fliessgewässern können wir den Grottenolm nicht in seinem natürlichen Lebensraum beobachten. Im Eingangsbereich der Grotten hält sich die Höhlenschrecke Troglophilus neglectus auf.