Griechenland 2012
Reisebericht
Griechenland 2012
Anfang Juli (08.-19.07.2012) verbrachten wir (Florin Rutschmann und Christian Roesti) zehn traumhafte Tage in Nordgriechenland. Ziel der Exkursion war es u.a. unsere Natur- und Fotoreise für 2013 vorzubereiten. Florin verweilte anschliessend drei weitere Wochen bis Mitte August in der Gegend. Es waren erfolgreiche, spannende aber auch anstrengende Tage. Für die Heuschrecken und viele andere Insekten waren wir genau im richtigen Moment unterwegs.
Anfang Juli (08.-19.07.2012) verbrachten wir (Florin Rutschmann und Christian Roesti) zehn traumhafte Tage in Nordgriechenland. Ziel der Exkursion war es u.a. unsere Natur- und Fotoreise für 2013 vorzubereiten. Florin verweilte anschliessend drei weitere Wochen bis Mitte August in der Gegend. Es waren erfolgreiche, spannende aber auch anstrengende Tage. Für die Heuschrecken und viele andere Insekten waren wir genau im richtigen Moment unterwegs. Bereits nach den zehn gemeinsamen Tagen waren zumindest im Flachland die Heuschrecken an manchen Orten wie vom Erdboden verschwunden. Demnach hatten nicht nur wir Zweibeiner mit der Hitzewelle zu kämpfen, sondern auch die Heuschrecken!
Was man als Heuschreckenfreund und Insektenfotograf den ganzen Tag so macht, können sich ausser den Eingeweihten nur wenige Leute vorstellen. Es war bisweilen hektisch und vor lauter Enthusiasmus, Aufregung und Fotografieren kamen wir kaum zur Ruhe. Viel zu viele schöne Heuschrecken und andere Insekten, die man auf Teufel komm raus fotografieren will. Schliesslich möchte man von einigen Arten auch noch eine gute Tonaufnahme ohne störende Nebengeräusche machen, was bei den vielen lärmenden Singzikaden, ratternden Motoren oder lautstarkem Partyvolk kein leichtes Unterfangen ist. Das heisst, die Tiere mussten in den selbst gebastelten Insektenkäfig, wo eine bessere Aufnahme mit weniger Umgebungsgeräuschen möglich ist. Leider hatten wir aufgrund des limitierten Gepäckvolumens lediglich einen Käfig dabei, was für die Heuschrecken eine lange Warteschlange nach sich zog. So waren oft sämtliche Behältnisse mit wartenden Kandidaten besetzt. Dabei vergeht der Tag im 0,nichts und nachts konnten wir uns auch nicht wirklich entspannen, da es aus allen Büschen "zirperlete" (Fachausdruck von Stefan Plüss für die Lautäusserung bei Heuschrecken). Einzig die frühen Morgenstunden dienten der Erholung.
Die Nahrungsaufnahme beschränkten wir auf das Nötigste - zwischendurch ein Müesli mit Fruchtsaft, an das man sich mit der Zeit gewöhnt (Milch bleibt bei den Temperaturen zu wenig lange geniessbar), eine Melone oder ein flüchtiger Stopp bei einer "Kantina" am Strassenrand. Aber auch dort hat es bestimmt etwas Spannendes zum beobachten...
Was sich die Leute jeweils dachten, wenn sie uns in den zerrissenen und nach Schweiss stinkenden Klamotten am Strassenrand zwischen Abfall und Staub herumstöbern sahen, blieb uns meist erspart. Ihre Gesichter sprachen Bände! Immerhin, wenn wir die Tiere den Leuten zeigten, gab es ein wohlwollendes Nicken, die Begeisterung hielt sich jedoch in Grenzen.
Lustig waren auch die Begegnungen mit den Hirten, die sich wunderten, was wir suchten. Nach drei, vier Erklärungsversuchen und nachdem wir ihnen Bilder auf dem Kameradisplay zeigten, erkannten sie die Ernsthaftigkeit unseres Unterfangens. Einer brachte am nächsten Morgen sogar seinen Kollegen aus dem Dorf mit, der auch sehen sollte, was da in den Hügeln für Spinner herumtollen. Immerhin er brachte Bier und Cola mit und bot uns seine Hirtenhütte für die Nacht an. Ein andermal wurden wir in den Bergen an der Grenze zu Mazedonien, als wir schon von den Heuschrecklein träumten, von der Grenzpolizei sehr unsanft aus dem Schlaf geleuchtet. Zum Glück haben die noch keine starken LED-Lampen, sonst hätten wir für den Rest der Reise überall nur noch flackernde Punkt-Sterne gesehen! Nachdem wir den ersten Schock etwas verdaut hatten, sollten wir den zwei Uniformierten mit Händen und Füssen erklären, dass wir nichts illegales tun, sondern nur harmlose Heuschrecken fotografieren, na hallelujah! Nachdem wir "Acridi - wie die Heuschrecken auf Griechisch genannt werden - wohl 100-Mal heruntergebetet hatten, glaubten sie schliesslich, was sie hörten. Sleep, sleep, war ihr Kommentar - ja, danke!
Die Ausbeute wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Immerhin haben wir sicher 115 Arten gesehen, über 18'000 Mal auf den Auslöser unserer Kameras gedrückt und seitenweise Beobachtungsnotizen erstellt, die inzwischen alle bei Observation.org einsehbar sind. Eine Art konnten wir für Griechenland neu nachweisen. Es handelt sich um die Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falcata), für uns Mitteleuropäer unspektakulär, aber aus Griechenland war diese Art unseres Wissens bisher nicht bekannt. Aufregend war auch die Beobachtung der Höhlenschrecke Troglophilus neglectus an der Grenze zu Bulgarien. Sie war bisher in Griechenland nur von einem Fundort bekannt.
Das wir in der kurzen Zeit so viele und teilweise spezielle Arten gefunden haben, verdanken wir nicht zuletzt den guten Hinweisen, die uns Arne Lehmann, Roy Kleukers und Luc Willemse gegeben haben. Ein ganz herzliches Dankeschön an dieser Stelle.
Es war ein Heuschrecken-Traum, der nur zu schnell ausgeträumt war – zumindest für dieses Jahr! Im Juli 2013 führt uns die nächste Natur- und Fotoreise nach Nordgriechenland. Mehr Informationen zu dieser Reise finden sich hier.
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