04. Juli (2. Tag) - Mont Ventoux
Wir beginnen unsere Beobachtungstour am Mont Ventoux und geniessen die wunderschöne kalkige Mondlandschaft der Gipfelregion. Der Mont Ventoux ist einer der legendären Veloberge und immer wieder Etappenziel der Tour de France. An den Südhängen tummelt sich aber auch eine grosse Artenvielfalt, wobei unser Augenmerk den beiden in Südfrankreich seltenen Grashüpfern Stenobothrus grammicus und Stenobothrus fischeri gilt. Die hübsche Gebirgsschrecke mit dem komplizierten Namen Podisma amedegnatoae steht ebenfalls auf dem Programm. Ausgewachsene Tiere der Alpenschrecke Anonconotus fuscus, welche hier in der Gipfelregion des Mont Ventoux ihr westlichstes Vorkommen erreicht, bekommen wir lediglich in einem günstigen Heuschreckenjahr zu Gesicht. Nachts machen wir uns auf die Suche nach der Gelben Grille (Eugryllodes pipiens), welche uns mit ihrem glöckchenartigen Gesang den Weg weist. Übernachten werden wir im historischen Dörfchen Sault mit Blick auf den Mont Ventoux.
05. Juli (3. Tag) - Standorte unterwegs nach Rians
Auf der Fahrt von Sault Richtung Rians besuchen wir spannende Lebensräume direkt entlang der Strasse und können unter vielen andern z.B. die Haubenfangschrecke (Empusa pennata) oder die Südfranzösische Säbelschrecke (Barbitistes fischeri) beobachten. Nach der Überquerung des Flusses Durance werder wir einen Abstecher auf deren Kiesbänke machen und uns nach den winzigen Dreizehenschrecken (Xya variegata) umsehen. Und wenn wir schon auf der Suche nach kleinen Arten sind, wird uns die Westliche Dornschrecke (Tetrix ceperoi) mit Sicherheit ebenfalls über den Weg hüpfen.
Weitere Highlights des Tages sind sicherlich die schöne Provence-Höckerschrecke (Arcyptera kheili), der Spanische Grashüpfer (Ramburiella hispanica) und die grösste Zikadenart Frankreichs (Lyristes plebejus). Im Gebiet singen Provence-, Weissbart- und Samtkopfgrasmücke. Zudem besteht die Möglichkeit, die Heidelerche oder eine Blauracke zu erspähen.
06. Juli (4. Tag) - Col des Portes
Unweit des Hotels widmen wir unsere Aufmerksamkeit nochmals der Provence-Höckerschrecke - einfach, weil sie so hübsch und in der Morgensonne besonders fotogen ist. Bei der Suche nach der Höckerschrecke werden wir auch über andere Schönheiten wie den Libellen-Schmetterlingshaft (Libelloides coccajus) stolpern.
Anschliessend ziehen wir weiter, um die Abgeschiedenheit des landschaftlich wunderschönen Col des Portes (631 m) zu geniessen. Hier besteht die Möglichkeit, gemütlich zum Pic des Mouches (1011 m) zu wandern, den höchsten Gipfel der Gebirgskette „Montagne Sainte-Victoire“, um die schöne Aussicht auf die Mittelmeerküste von Marseille zu bewundern. Den meisten wird jedoch die unmittelbare Umgebung ausreichend Spannung bieten, um zu verweilen. Denn in dieser Gegend befindet sich eine grosse Population der Steinschrecke (Prionotropis hystrix azami). Mit etwas Geduld können wir die Weibchen dieser gut getarnten Heuschrecke bei ihrem Gesang beobachten. Der Sattelschrecke Ephippiger provincialis können wir auf den Büschen und krautigen Pflanzen begegnen. Mit viel Glück treffen wir auf den seltenen Schmetterlingshaft Puer maculatus, der nicht nur peltzartig behaart ist sondern auch über stark verdickte Fühlerenden verfügt.
07. Juli (5. Tag) - Crau - Libellen-Tag
Wir bewegen uns in einem ehemaligen Flussdelta der Durance, der berühmten Crau. Auf einer Morgenexkursion lauschen wir in der Dämmerung den eigenartigen Furzlauten der Zwergtrappen und können Triel, Mittelmeerraubwürger, Rötelfalke und Spiessflughuhn beobachten. Südlich von Saint-Martin-de-Crau besuchen wir den Etang des Aulnes und die mit vielen Steinhaufen geschmückte Steppenlandschaft (Coussoules). Die Kanäle in der Nähe des Parkplatzes sind eines der besten Gebiete für Libellen in ganz Frankreich. Hier leben Grosse Zangenlibelle (Onychogomphus uncatus), Gekielter Flussfalke (Oxygastra curtisii), Pokal-Azurjungfer (Erythromma lindenii) und Bronzene Prachtlibelle (Calopteryx haemorrhoidalis). Unter den Heuschrecken begegnen wir der Marokkanischen Wanderheuschrecke (Dociostaurus maroccanus), der Schönschrecke Calliptamus wattenwylianus sowie der Ödlandschrecke Oedipoda charpentieri. Am Etang des Aulnes können wir unsere Bestimmungsfähigkeiten an den Dornschrecken-Arten Tetrix bolivari, Tetrix ceperoi, Tetrix undulata und Paratettix meridionalis trainieren. Im Hintergrund begleitet uns dabei die häufige Singzikade Tettigettalna argentata, deren unscheinbarer Gesang leicht überhört wird.
08. Juli (6. Tag) - Crau
Morgens suchen wir das Naturschutzgebiet „marais du vigueirat“ auf und stöbern in der Ufervegetation die seltene Dunkle Binsenjungfer (Lestes macrostigma) auf. Neben den Libellen werden wir auf die Vogelwelt achten, denn Purpurreiher, Rallenreiher, Nachtreiher und Zwergdommel sind nicht selten. Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Crau-Steinschrecke (Prionotropis hystrix rhodanica). Prionotropis hystrix rhodanica ist in der Crau endemisch und wurde von der IUCN als “vom Aussterben bedroht” eingestuft. Zudem ist die Zukunft des Lebensraums durch Ausbaupläne der Armeeanlagen ungewiss. Die besuchte Stelle ist die einzige, an der sie ausserhalb des Schutzgebietes gesehen werden kann. Wir suchen die seltene und gut getarnte Heuschrecke in einem kargen Lebensraum zwischen Naturschutz und Militärsperrgebiet. Daneben treffen wir in dieser wunderschönen Steppenlandschaft auch auf Arten wie Omocestus raymondi und Stenobothrus festivus.
09. Juli (7. Tag) - La petite Camargue
Wir durchqueren eines der grössten Feuchtgebiete Europas, die Camargue. Am Dorfrand von Mas Thibert suchen wir entlang der Kanalböschung nach der Beissschrecke Metrioptera azami. Weisse Pferde und schwarze Kampfstiere prägen die weiten Landschaften. Hier suchen wir nach den für diesen Lebensraum typischen Brutvögeln. Sämtliche Reiherarten Europas können hier beobachtet werden. Mit Paracinema tricolor und Melanogryllus desertus treffen wir zwei Heuschrecken-Arten, welche in der Schweiz seit langem ausgestorben sind. Eine der kleinsten Ödlandschrecken, die Flachfühlerschrecke, ist hier ebenfalls heimisch.
Südlich von Montpellier steuern wir die Küste und Lagunenlandschaft auf. Wer eine Abkühlung sucht, findet diese bei einem Bad im Meer. Unmittelbar neben dem Strand durchkämen wir die Sanddünen nach der grössten Chorthippus-Art in Europa - dem leuchtend grünen Chorthippus jucundus.
10. Juli (8. Tag) - Plateau d’Aumelas
Das Plateau liegt nordwestlich von Montpellier, nördlich des Städtchens Cournonterral. Abgesehen von einigen motivierten Radfahrern sind wir hier unter uns, geniessen den Tag und die Ruhe. Mitten in einer der schönsten Steppen Südfrankreichs, ist der Insektenreichtum kaum zu überbieten. Wir finden die riesige endemische Unterart des Warzenbeissers (Decticus verrucivorus monspelliensis) und die Sattelschrecke Ephippiger diurnus „cruciger“ mit dem schwarzen Kreuz auf dem Halsschild. Arcyptera brevipennis vicheti, Stenobothrus festivus und Omocestus petraeus zählen ebenfalls zu den Fotomotiven. Auch die Sägeschrecke (Saga pedo) oder andere Giganten wie der Grosse Eichenbock (Cerambyx cerdo) können wir ausfindig machen. Die beiden Gottesanbeterinnen Ameles decolor und Mantis religiosa sind ebenfalls häufig. Diverse Zikadenarten wie Tettigettalna argentata, Tettigettula pygmea, Tibicina haematodes und Lyristes plebejus sorgen für musikalische Untermalung.
11. Juli (9. Tag) - Jokertag
Unsere Reise neigt sich bereits dem Ende zu. Wir entscheiden am Vorabend spontan, was uns das Programm des heutigen Tages bringen soll. Je nach Interesse suchen wir einen bereits besuchten Ort wieder auf, um das Fotografieren zu vertiefen oder wir erkunden eine noch unbekannte Stelle. Natürlich bietet der Jokertag auch die Möglichkeit, individuell einen Ruhetag einzulegen, endlich die nötigen Postkarten zu schreiben oder auch einfach mal durch das Städtchen Cournonterral zu flanieren.
12. Juli (10. Tag) - Rückreise in die Schweiz
Leider müssen wir bereits Abschied nehmen von der südfranzösichen Sonne und reisen mit vielen schönen Erinnerungen und Fotos zurück in die Schweiz.