Die Karpaten sind ein riesiger, bewaldeter Hügelzug. Die höchsten Gipfel erreichen eine Höhe von nur 2500 m. Die naturnahen Wälder wechseln sich mit ausgedehnten Hochebenen ab, die auch heute noch extensiv bewirtschaftet werden und eine reiche, an die Landwirtschaft angepasste Fauna beherbergen. In Mähwiesen sind jene Arten häufig, die bei uns aufgrund der intensiven Landwirtschaft schon lange ausgestorben sind. Wir finden Pholidoptera littoralis, P. frivaldszkyi und P. transsylvanica. In den langgrasigen Wiesen singen Polysarcus denticauda und der Warzenbeisser Decticus verrucivorus. In angrenzenden Buschsäumen verstecken sich je nach Ort verschiedene Plumpschrecken wie Isophya camptoxypha oder I. ciucasi.
Das Donaudelta ist nur schon wegen seiner Grösse magisch. Die Donau trennt sich bei Tulcea in drei grosse Arme auf und zwischen diesen breiten sich Feuchtgebiete mit unterschiedlichster Vegetation aus. Ein grosses Highlight sind die vielen Weissbartseeschwalben, die zu dieser Zeit ihre Jungvögel mit kleinen Fischen und anderen Leckerbissen füttern. Das Delta bietet vielen Reiherarten, wie dem Purpurreiher, einen idealen Lebensraum. Im Donaudelta sind wir mit einem Safariboot unterwegs und können an Land unter alten Silber-Weiden den Donau-Schillerfalter (Apatura metis) und auf den Sanddünen von Letea die grosse, heupferdähnliche Heideschrecke Gampsocleis schelkovnikovae beobachten. Wichtig: die Vögel im Delta sind eher scheu und die Zeit hier ist vor allem für das Beobachten gedacht; für das Fotografieren der Vögel sind unsere Bootsfahrten in der Gruppe nicht optimal.
Die Dobrudscha ist ein weitläufiges Steppengebiet zwischen dem Donaudelta und dem Norden Bulgariens. Sie ist mit ihren lösshaltigen Böden die Heimat von Bienenfresser, Blauracke, Isabellsteinschmätzer und dem Ziesel, das hier schön zu beobachten ist. Heute sind die schönen Steppengebiete leider nur noch sehr kleinräumig vorhanden. Am Fusse des wunderschönen Măcin-Gebirges finden wir mit Stenobothrus eurasius und Euchorthippus pulvinatus zwei Arten, die im östlichen Mitteleuropa nur sehr lokal verbreitet sind, sowie die kleine Gottesanbeterin Ameles heldreichi. In verbuschten Gebieten des Babadag-Waldes leben Bradyporus dasypus, Ephippiger ephippiger und Paracaloptenus caloptenoides.
Mittwoch, 06. Juli (1. Tag) - Flug nach Bukarest und Anreise nach Berca
Flug nach Bukarest und anschliessende Fahrt nach Buzău, wo wir in der Umgebung der Vulcanii Noroioşi übernachten.
Donnerstag, 07. Juli (2. Tag) - Umgebung von Berca bei den Vulcanii Noroioşi
Wir beginnen unsere Beobachtungen gleich mit einem riesigen Highlight. Wir besuchen die steppenartigen Wiesen um die beiden Vulkanlandschaften bei Vulcanii Noroioşi. Der Besuch des Vulkanschlammfeldes Pâclele Mici ist ein "Muss". In den Wiesen versuchen wir, eine der speziellsten Langfühlerschrecken Europas, Onconotus servillei, aufzuspüren, was nicht einfach ist. Hier lebt auch Platycleis (Montana) striata, eine Charakterart der westasiatischen Steppengebieten. In der etwas höheren und feuchteren Vegetation finden wir Odontopodisma decipiens und Pachytrachis gracilis. Versteckt im Gras singt Pholidoptera frivaldskyi. Hoffentlich finden wir hier auch Conocephalus hastatus und Saga pedo. Die Beobachtung von Zwerg- und Schlangenadler sind immer möglich.
Freitag, 08. Juli (3. Tag) - Karpaten
Die Fahrt über die eindrücklichen, bewaldeten Karpaten in das nächste Beobachtungsgebiet bei Oderhellen verteilen wir auf zwei Tage, damit wir genügend Zeit haben, auch mal einen Landschafts-Fotostopp einzulegen. Bei Gura Siriului in einer wunderschönen Bergwiese versuchen wir, die Plumpschrecke Isophya ciucasi zu finden. In den blumenreichen Wiesen leben Leptophyes discoidalis, Pholidoptera littoralis und die schöne Pseudopodisma transsylvanica. Wir übernachten in der Umgebung von Braşov.
Samstag, 09. Juli (4. Tag) - Karpaten bei Odorhellen
Wir fahren nach Odorhellen. Brachliegende Felder beherbergen in gewissen Jahren grosse Populationen von Tettigonia caudata und Poecilimon fussii. Die guten Felder wechseln sich von Jahr zu Jahr ab, weshalb wir die optimalen Gebiete zuerst suchen müssen. Am Abend versuchen wir, vom Beobachtungs-Hide aus Braunbären zu fotografieren.
Sonntag, 10. Juli (5. Tag) - Karpaten bei Odorhellen, Hochebene von Băile Homorod
Wir verbringen den ganzen Tag auf der Hochebene von Băile Homorod. Die Wiesen hier werden traditionell bewirtschaftet und beherbergen eine unglaubliche Fülle an Heuschrecken. Hier sollten wir auch den Dornfinger (Cheiracanthium sp.) zu Gesicht bekommen. In den Wiesen leben viele Arten, die wir auch aus der Schweiz kennen, wie Polysarcus denticauda, Decticus verrucivorus, Arcyptera fusca und Euthystira brachyptera. Dazu kommen neue Arten wie Isophya camptoxypha und Odontopodisma rubripes.
Montag, 11. Juli (6. Tag) - Fahrt nach Focșani.
Von Odorhellen fahren wir über den Ghimeș-Pass in Richtung Donaudelta. Auf dem Ghimeș-Pass versuchen wir, die Gebirgsschrecke Miramella ebneri zu fotografieren. Die Bergwiesen sind üppig und sehr artenreich. Hier ist auch Isophya stysi häufig, die hier zusammen mit Isophya camptoxypha lebt. Wir übernachten in der Umgebung von Focșani.
Dienstag bis Donnerstag, 12.-14. Juli (7.-9. Tag) - Măcin-Gebirge und Donaudelta
Von Focșani fahren wir nach Tulcea, der Pforte des Donaudeltas. Bei Brăila überqueren wir die Donau und können einen Beobachtungshalt am Fusse des wunderschönen Măcin-Gebirges einlegen. Hier leben Stenobothrus eurasius und Euchorthippus pulvinatus. Mit etwas Glück erspähen wir auch einen Kurzfangsperber, der hier in den hohen Bäumen brütet. Wir lassen unsere Autos in Tulcea und fahren mit Safari- und Gepäckboot in das Donaudelta, wo wir die nächsten drei Nächte verbringen.
Das Donaudelta ist mit seiner Grösse schier unfassbar. Hier ersetzen Boote und Schiffe die Autos. Wir verbringen zwei volle Tage mitten im Donaudelta. Von hier aus machen wir mit dem Boot Exkursionen. An einem Tag widmen wir uns der Vogelwelt, und wollen unter anderem die Weissbartseeschwalben beobachten. Ein Highlight sind die beiden europäischen Pelikanarten. Fast alle europäischen Reiher sind häufig und in gewissen Jahren hat es hunderte von Rallenreihern.
Am zweiten Tag können wir auf dem Weg zu den Sanddünen von Letea Reiher, Zwergscharben, Lachmöwen und Seeschwalben beobachten. Mit viel Glück können wir in einer der grossen Lagunen die Fischmöwe entdecken, ein Highlight für Ornithologen. In den feuchten Lebensräumen auf den Sanddünen von Letae versuchen wir, die grosse Heideschrecke Gampsocleis schelkovnikovae zu entdecken, die zwar immer zu hören, aber nicht so leicht gefunden ist. Auf den Sanddünen leben Acrotylus longipes, Calliptamus barbarus, Omocestus minutus und die Nasenschrecke Acrida ungarica (im Juli meist als Larven anzutreffen).
Freitag bis Sonntag, 15.-17. Juli (10.-12. Tag) - Dobrudscha
Die letzten drei Tage der Reise verbringen wir in der Dobrudscha. Obwohl die ursprüngliche Landschaft heute im Bezug auf die Naturwerte stark reduziert ist, schlägt hier jedem Naturinteressierten das Herz höher. Die Blauracke ist häufig und wir sehen Bienenfresser und Neuntöter. Ein Ziel ist es, das Ziesel schön zu beobachten. Unter den Heuschrecken erwarten wir Saga pedo, Oedipoda meridionalis, Oedaleus decorus und Celes variabilis. Am letzten Tag fahren wir nach Bukarest zurück, von wo wir in die Schweiz zurückfliegen.