Samstag, 07. Juli (1. Tag) - Flug und Anreise in die Ostrhodopen
Treffpunkt und Start der Reise ist am Flughafen Zürich. Wer auf anderem Weg nach Sofia anreisen möchte, soll dies mit uns absprechen. Wir fahren am Ankunftstag direkt in die Ostrhodopen, wo wir gegen Abend in der Umgebung von Madzharovo im Hotel ankommen und noch dessen Umgebung absuchen können. An der Arda warten die beiden Grabschrecken Xya variegata und Xya pfaendleri in hohen Dichten nur darauf, von uns abgelichtet zu werden. Auch die Dornschrecke Tetrix depressa ist in feuchten Mulden zusammen mit Tetrix bolivari anzutreffen.
Sonntag, 08. Juli (2. Tag) - Umgebung von Madzharovo
Wir verbringen den ganzen Tag in der Umgebung von Madzharovo in den Ostrhodopen. Die Landschaft mit den malerischen Flussmäandern der Arda laden zum Verweilen ein. Eines der möglichen Highlights ist die kartoffelgrosse Bradyporus (Callimenus) macrogaster, eine nah Verwandte der griechischen Arten Bradyporus dasypus und Bradyporus oniscus. In den buschreichen Gebieten haben wir Gelegenheit Poecilimon miramae, Sepiana sepium, Saga campbelli und Parapholidoptera castaneoviridis zu fotografieren. Ab und zu sollten wir auch einen Blick. nach oben werfen, denn die Chancen einen Steinadler, Zwergadler oder Adlerbussard zu sehen, sind gross. Je nach Fortschritt der Vegetation und Jahresverlauf sind letzte Individuen der im Frühsommer ausgewachsenen Steinschrecke Paranocarodes chopardi zu finden. Weitere Arten sind die Warzenbeisser Decticus albifrons und Decticus verrucivorus, Platycleis intermedia, Platycleis (Tessellana) carinata, Incertana incerta, Sepiana sepium, Metrioptera oblongicollis, Pholidoptera aptera bulgarica und Acrometopa servillea. Mit etwas Glück sehen wir die sich hier parthenogenetische fortpflanzende Leptophyes punctatissima. Isophya rhodopensis und Isophya rectipennis sind ebenfalls verbreitet, allerdings sind wir für diese Arten wohl bereits zu spät im Jahr unterwegs. Es ist zu hoffen, dass wir da und dort noch einzelne Plumpschrecken antreffen. Paracaloptenus caloptenoides, Asiothmethis limbatus und Odontopodisma decipiens sind mögliche Kurzfühlerschrecken.
Montag, 09. Juli (3. Tag) - Dreiländereck bei Svilengrad
Wir verlassen die wunderschönen Gebiete in den Ostrhodopen und fahren durch den Lebensraum von Ortolan, Zaunammer, Heidelerche und Dorngrasmücke über Svilengrad nach Matochina an die türkische Grenze. Unterwegs überqueren wir den grossen Fluss Mariza, der in Griechenland als Evros bezeichnet wird. Hier befinden wir uns im Dreiländereck zwischen Bulgarien, Griechenland und der Türkei. Die weltbekannte türkische Stadt Edirne liegt nur wenig südlich am Evros. In den mediterranen Steppen- und Buschlandschaften erreichen einige wenige Arten aus der Türkei noch den südöstlichsten Zipfel Bulgariens. Hier versuchen wir Arten wie die Heidegrashüpfer Stenobothrus eurasius macedonicus und Stenobothrus graecus, die Langbeinige Sichelschrecke Acrometopa servillea und Pholidoptera brevipes aufzuspüren. Auch imposante Arten wie die Sägeschrecke Saga natoliae und deren zierliche Verwandte Saga campbelli kommen vor. Im Gebiet sind auch Ramburiella turcomana, Oedipoda miniata, Omocestus minutus und Omocestus petraeus, Chorthippus bornhalmi, Chorthippus loratus, Chorthippus vagans dissimilis und Euchorthippus pulvinatus präsent. Arcyptera microptera, Dociostaurus marroccanus und Oedaleus decorus sind weitere Kandidaten. Wir übernachten in der Umgebung von Svilengrad.
Dienstag, 10. Juli (4. Tag) - Zentralbalkan bei Karnare
Wir verlassen den Südosten und fahren ins Balkangebirge, wo wir uns bei Karlowo im Nationalpark Zentralbalkan aufhalten. Die Ebene ist von landwirtschaftlich genutztem Acker- und Weideland sowie Brachland geprägt. Die Hänge des Balkangebirges beherbergen weitläufige Wälder mit offenen Felspartien und Lichtungen. Oberhalb der Waldgrenze eröffnet sich eine ausgedehnte Weidelandschaft mit grandioser Weitsicht ins Tal. Die Bergwiesen werden mit behirteten Schafherden bewirtschaftet. Reisst die Baumschicht etwas auf, finden wir typische Arten wie die Buntschrecke Poecilimon thoracicus. Sie gehört zu den schönsten Langfühlerschrecken, die wir auf der Reise antreffen können. Mit Isophya obtusa, Barbitistes constrictus, Polysarcus denticauda, Poecilimon fussi, Poecilimon schmidti, Psorodonotus fieberi, Metrioptera oblongicollis, Pholidoptera frivaldskyi, Pholidoptera aptera karnyi und Pholidoptera fallax treffen wir auf eine attraktive Artenpalette unter den
Langfühlerschrecken. Unter den Kurzfühlerschrecken treffen wir auch auf bekannte Arten wie Stenobothrus rubicundulus, Stauroderus scalaris, Euchorthippus declivus oder Euthystira brachyptera, die wir auch aus der Schweiz kennen.
Mittwoch bis Samstag, 11.-14. Juli (5.-7. Tag) - Südwesten bei Sandanski und Pirin-Gebirge
Die letzten drei Tage verbringen wir in der Umgebung von Sandanski im Südwesten von Bulgarien. Hier können wir sowohl in die mediterranen Lebensräume an der Grenze zu Griechenland vordringen als auch in die karstigen Gebiete des Pirin-Gebirges. In den trockenwarmen Lebensräumen im Flachland ist die seltene Beissschrecke Platycleis macedonica anzutreffen. Zu den typischen Arten gehören Tylopsis liliifolia, Ancistrura nigrovittata, Poecilimon brunneri, Poecilimon zwicki und die bullige Bucaphaloptera bucephala. Bradyporus dasypus, die riesige “kleine Maus” ist im Gebiet ebenfalls verbreitet, jedoch nicht häufig. Das Fotografieren der scheuen und sehr flugtüchtige Platycleis escalerai erfordert sowohl Glück als auch viel Geduld. Wer die Nerven für die grösste Beissschrecke Europas nicht aufbringen kann, dem bieten die Sägeschrecken Saga natoliae und Saga campbelli dankbare motive. Des Weiteren sind Leptophyes albovittata, Tessellana carinata, Metrioptera tsirojanni, Platycleis
affinis, Rhacocleis germanica, Dociostaurus anatolicus, Dociostaurus brevicollis, Acrotylus patruelis und Stenobothrus fischeri teilweise nicht selten. In den Waldlichtungen an den Abhängen des Pirin-Gebirges leben Arten, die wir von den Griechenlandreisen kennen. Es sind dies die Buntschrecken Poecilimon orbelicus und Poecilimon thoracicus, die zierliche Bergschrecke Anterastes serbicus, die grosse Bergschrecke Psorodonotus fieberi und die Grosse Buntschrecke Poecilimon ornatus. An offenen, karstigen Stellen hoffen wir auf den “Alpenpropeller” Stenobothrus rubicundulus. Auch die Wanstschrecke Polysarcus denticauda ist in geringer Zahl anwesend. Wir werden das Programm für die drei letzten Tage den Wetterbedingungen anpassen und können bei warmen Temperaturen auch bei Bansko ins Hochgebirge fahren. In den alpinen Lebensräumen des Pirin-Gebirges leben Aeropedellus variegatus, Melanoplus frigidus und Myrmeleotettix maculatus. In den Wiesen um Bansko, einem bekannten Skiresort, erwarten uns mit Poecilimon affinis, Poecilimon zwicki, Ispohya buresi, Isophya
speciosa und Tettigonia balcanica weitere Highlights. Wer vor der Abreise einen Ruhetag einlegen will, kann das hier sehr gut auf eigene Faust machen. Einen Jokertag wie auf anderen Reisen, haben wir aufgrund der kurzen Reisedauer nicht eingeplant. Am letzten Tag besuchen wir mit dem Rila-Kloster ein kulturelles Highlight mitten im gleichnamigen Gebirge. Das orthodoxe Kloster Rila wurde im 10. Jahrhundert gegründet und ist das bedeutendste und grösste Kloster Bulgariens. Es gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Neben dem imposanten Kloster lohnt es sich jedoch auch, einen Blick in die nahegelegenen Wiesen zu werfen, wo Poecilimon thoracicus, Poecilimon gracilis, Pholidoptera frivaldszkyi oder Tettigonia balcanica auf uns warten.
Sonntag, 15. Juli (8. Tag) - Rückreise
Nach einem kurzen, letzten Stopp auf dem Weg nach Sofia müssen wir die Kameras einpacken und in den Flieger steigen.