Natur- und Fotoreise
Natur- und Fotoreise
Südfrankreich im Juni 2012
Nur wenige Autostunden von der Schweiz entfernt, finden wir eine der landschaftlich schönsten und abwechslungsreichsten Regionen des Mittelmeergebietes. Im Süden Frankreichs gibt es interessante Kalksteingebirge, karge Steppenlandschaften, ausgedehnte Feuchtgebiete und mit der Garrigue die typische provenzialische Buschlandschaft.
In diesen Lebensräumen finden unzählige Insekten, Reptilien und Vögel ideale Lebensbedingungen. Anfang Juni ist die beste Zeit, um in Südfrankreich die Insektenfauna kennen zu lernen. Heuschrecken, Zikaden und Libellen können zu Tausenden angetroffen werden. Ziel der Reise ist es, die Natur in einer entspannten Atmosphäre zu geniessen und das Fotografieren und Bestimmen von Tieren zu üben. Der Schwerpunkt liegt bei den Heuschrecken und Zikaden, die in diesem Gebiet eine unglaubliche Vielfalt erreichen. Die Reiseleiter verfügen ebenfalls über profunde faunistische und örtliche Kenntnisse. Wir begegnen an die hundert verschiedenen Heuschreckenarten, darunter seltene und endemische Arten wie die Crau-Steinschrecke oder die Provence-Höckerschrecke. Wir werden pro Tag nur ein relativ kleines Gebiet erkunden, so dass ausreichend Zeit zum Fotografieren und Bestimmen bleibt. Falls wir pro Tag mehrere Stationen ins Auge fassen, liegen diese nur wenige Kilometer auseinander. Die Abende verbringen wir mit gemütlichem Beisammensein, mit Theorie zur Fotografie und Ökologie der Heuschrecken. Mit anschaulichem Bestimmungsmaterial lernen wir die Arten zu unterscheiden.
Reiseleitung
Christian Roesti
Tel.: 079 502 98 00
eMail:
Florin Rutschmann
Tel.: 076 475 37 08
eMail:
Natur- und Fotoreise
Vom 08.-17. Juni 2012 (10 Tage)
Anzahl Reiseteilnehmer/innen:
Mindestens 6 bis maximal 12 Personen
Wir schlafen in guten, zweckmässigen Mittelklassehotels.
Geben Sie uns bei der Anmeldung an, ob sie im Einzel-oder Doppelzimmer schlafen möchten.
Wir fotografieren an Ort und Stelle oder unternehmen kleine bis mittelgrosse Wanderungen.
Kenntnisse der Heuschrecken werden nicht vorausgesetzt. Auch Personen, die sich für andere Tiergruppen interessieren sind herzlich willkommen.
Klima: Tagsüber können die Temperaturen deutlich über 30°C ansteigen, am Abend ist es angenehm warm.
Arrangementpreis
- Pro Person im Doppelzimmer CHF 2250.-
- Zuschlag Einzelzimmer CHF 210.-
Eingeschlossene Leistungen
- Reise mit Bus
- Sämtliche Übernachtungen
- Vollpension (ohne Getränke)
Reiseprogramm
8. Juni
Fahrt von Bern in die Provence
9. Juni - Mont Ventoux (Dept. Vaucluse)
Wir beginnen unsere Beobachtungen am Mont Ventoux und geniessen die wunderschöne kalkige Mondlandschaft der Gipfelregion. Der Mont Ventoux ist einer der legendären Veloberge und immer wieder Etappenziel der Tour de France. An seinen Südhängen gibt es eine grosse Artenvielfalt und wir suchen nach den beiden in Südfrankreich seltenen Grashüpfern Stenobothrus grammicus und Stenobothrus fischeri. Wir fotografieren die Alpenschrecke Anonconotus fuscus, die hier in der Gipfelregion des Mont Ventoux ihre westlichsten Vorkommen aufweist. Wir übernachten im schönen Dörfchen Sault und suchen in der Nacht die Gelbe Grille (Eugryllodes pipiens), welche uns mit ihrem glöckchenartigen Gesang den Weg weist.
10. Juni Coudoux - (Dept. Bouches-du-Rhône)
Wir beschäftigen uns mit einer der interessantesten Heuschrecken-Gruppen, den Arten der Gattung Platycleis. Im Unterschied zu den meisten anderen Heuschrecken sind es hier vor allem die Weibchen, welche sich morphologisch leichter bestimmen lassen. Die Männchen unterscheiden sich hauptsächlich durch die verschiedenen Gesänge. Im Gebiet leben alle südfranzösischen Platycleis-Arten (P. albopunctata, P. intermedia, P. sabulosa, P. affinis, P. falx und P. tessellata). Ziel des Tages ist es, zu lernen, wie man ähnliche Arten an morphologischen und akustischen Merkmalen unterscheiden kann. In manchen Jahren ist das Begehen des Gebietes aufgrund der Waldbrandgefahr untersagt, sämtliche Arten lassen sich aber auch entlang der Strasse beobachten und fotografieren. Wir treffen schöne Arten wie die Provence-Höckerschrecke (Arcyptera kheili) und die grösste Zikadenart Frankreichs (Lyristes plebejus). Im Gebiet singen Provence-, Weissbart- und Samtkopfgrasmücke. Zudem besteht die Möglichkeit, die Heidelerche oder die Blauracke zu beobachten.
11. Juni - Col des Portes (Dept. Bouches-du-Rhône)
Wir starten früh morgens, um den landschaftlich wunderschönen Col des Portes (631 m) zu erreichen. Von hier aus wandern wir gemütlich auf den Pic des Mouches (1011 m), den höchsten Gipfel der Gebirgskette „Montagne Sainte-Victoire“. Hier finden wir eine isolierte Population von Stenobothrus grammicus und haben eine schöne Aussicht auf die Mittelmeerküste um Marseille. Wir geniessen die Abgeschiedenheit in den Bergen. In dieser Gegend befindet sich eine grosse Population der Steinschrecke (Prionotropis hystrix azami).
Mit etwas Glück und Geduld können wir die Weibchen dieser gut getarnten Heuschrecke beim Singen beobachten, ein Verhalten, das meines Wissens kaum jemand beobachtet, geschweige denn gefilmt hat.
12. Juni - Crau (Dept. Bouches-du-Rhône)
Wir bewegen uns in einem ehemaligen Flussdelta der Durance, der berühmten Crau. Südlich von Saint-Martin-de-Crau besuchen wir den Etang des Aulnes und die mit vielen Steinhaufen geschmückte Steppenlandschaft (Coussoules). Die Kanäle in der Nähe des Parkplatzes sind eines der besten Gebiete für Libellen in ganz Frankreich. Wir treffen auf die Marokkanische Wanderheuschrecke (Dociostaurus maroccanus), auf die Schönschrecke Calliptamus wattenwylianus und die Ödlandschrecke Oedipoda carpentieri. Wir haben die Möglichkeit, Mittelmeerraubwürger, Rötelfalke, Spiessflughuhn und Zwergtrappe zu beobachten. Am Etang des Aulnes können wir unsere Bestimmungsfähigkeiten an den Dornschrecken-Arten Tetrix bolivari, Tetrix ceperoi, Tetrix undulata und Paratettix meridionalis trainieren. Wir hören die häufige Singzikade Tettigetta argentata.
13. Juni - Istres (Dept. Bouches-du-Rhône)
Der heutige Tag ist der Crau-Steinschrecke (Prionotropis rhodanica) gewidmet. Prionotropis rhodanica ist eine in der Crau endemische Heuschrecke. Die besuchte Stelle ist die einzige, an der sie ausserhalb des Schutzgebietes gesehen werden kann. Wir suchen die seltene und gut getarnte Heuschrecke in einem kargen Lebensraum zwischen Naturschutz- und Militärsperrgebiet. Daneben treffen wir in dieser wunderschönen Steppenlandschaft auch auf Arten wie Omocestus raymondii und Stenobothrus festivus (siehe Titelbild).
14. Juni - La petite Camargue (Dept. Gard)
Diesen Tag verbringen wir in einem der grössten Feuchtgebiete Europas, der Camargue. Die weissen Pferde und die schwarzen Kampfstiere sind das Wahrzeichen dieser weiten Landschaften.
Hier suchen wir nach den für diesen Lebensraum typischen Brutvögeln. Sämtliche Reiherarten Europas können hier beobachtet werden. Mit Paracinema tricolor und Melanogryllus desertus treffen wir zwei Heuschrecken-Arten, welche in der Schweiz seit langem ausgestorben sind. Eine der kleinsten Ödlandschrecken, die Kegelkopfschecke, ist hier ebenfalls heimisch.
15. Juni - Plateau d’Aumelas bei Cournonterral (Dept. Hérault)
Das Plateau liegt nordwestlich von Montpellier, nördlich des Städtchens Cournonterral. Abgesehen von ein paar wenigen motivierten Velofahrern sind wir alleine, geniessen den Tag und die Ruhe. Hier liegt eine der schönsten Steppen Südfrankreichs, sie ist an Insektenreichtum kaum zu überbieten.
Wir finden die riesige endemische Unterart des Warzenbeissers (Decticus verrucivorus monspelliensis) und die Sattelschrecke Ephippiger diurnus „cruciger“ mit dem schwarzen Kreuz auf dem Halsschild. Arcyptera brevipennis vicheti, Stenobothrus festivus und Omocestus petraeus zählen ebenfalls zu den Fotomotiven. Die beiden Gottesanbeterinnen Ameles decolor und Mantis religiosa sind häufig. Diverse Zikadenarten wie Tettigetta argentata, Tettigetta pygmea, Tibicina haematodes und Lyristes plebejus sorgen für musikalische Untermalung. Am Abend essen wir im Städchen die obligatorische Pizza bei einem Freund im Take-Away.
16. Juni - Jokertag in der Umgebung von Cournonterral (Dept. Hérault)
Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Wir entscheiden am Vorabend spontan, was uns das Programm des heutigen Tag bringen soll. Je nach Interesse suchen wir einen bereits besuchten Ort wieder auf, um das Fotografieren zu vertiefen oder wir erkunden eine noch unbekannte Stelle. Es besteht die Möglichkeit, individuell einen Ruhetag einzulegen.
17. Juni - Rückfahrt nach Bern
Wir fahren, mit einem kurzen Abstecher bei Mornas, nach Bern zurück. Am Schlosshügel von Mornas suchen wir nach den beiden Ameisengrillen Myrmecophilus aequispina und M. myrmecophilus. Die Suche nach diesen kleinsten europäischen Grillenarten ist mühsam und das Fotografiern eine echte Herausforderung. Mit den letzten Beobachtungen von Aiolopus strepens, Acrotylus fischeri und Ramburiella hispanica müssen wir leider Abschied nehmen von der südfranzösichen Sonne und reisen mit vielen schönen Erinnerungen und Fotos zurück in die Schweiz.