Platycleis grisea
(Fabricius, 1781)
DE:
Graue Beissschrecke
FR:
La Decticelle grisâtre
IT:
Grillastro minore
Grillo di cespuglio
No synonym!
Morphologie
Platycleis grisea unterscheidet sich kaum von Platycleis albopunctata. Zusätzlich erschwert die Variabilität die Bestimmung einzelner Individuen erheblich und manchmal ist es unmöglich, aufgrund morphologischer Merkmale die Art zu bestimmen. Die Grundfarbe von Platycleis grisea ist grau bis braun marmoriert. Entlang der Körperseiten und der Hinterschenkel befindet sich eine unregelmässige dunkle Fleckung. Kopf- und Halsschildoberseiten sind oft einfarbig braun oder rötlich, können aber auch andere Farbtöne aufweisen. Die Halsschild-Seitenlappen sind auf der ganzen Länge hell gesäumt. Die langen Flügel erreichen die Hinterknie oder überragen diese geringfügig. Das Medialfeld ist mit dunklen Flecken versehen, die von hellen Queradern unterbrochen werden. Die hellen, männlichen Cerci sind gerade und weisen hinter der Mitte einen Innenzahn auf. Die Titillatoren sind zierlicher als bei Platycleis albopunctata und haben eine schmale Basis. Die weibliche Subgenitalplatte ist annähernd parallelseitig und am Ende nur leicht verjüngt. Die Seitensklerite sind an der Basis mit der Subgenitalplatte verwachsen. Die dunkle Legeröhre ist deutlich nach oben gebogen und läuft sichelförmig in die Spitze aus.
-
♂ 16-23 mm
-
♀ 18-24 mm
-
Ovipositor 8-12 mm
Gesang
Der Spontangesang von Platycleis grisea ist fast identisch mit demjenigen von Platycleis albopunctata und kann nicht als Unterscheidungskriterium herangezogen werden. Im Gegensatz zu Platycleis albopunctata erzeugt Platycleis grisea öfter Verse aus 5-6 Silben. Tiere von Platycleis grisea aus dem Tessin sind tendenziell etwas grösser als Tiere von Platycleis albopunctata nördlich der Alpen und singen daher vielleicht etwas lauter.
Spontangesang von Platycleis grisea bei hohen Temperaturen - CH, GR, Castaneda, 23 °C, sonnig (Aufnahme Bruno Keist).
Spontangesang von Platycleis grisea bei tiefen Temperaturen mit dem US-Detektor aufgenommen - CH, TI, Isone, Mt. Matro, 10 °C, nachts.
Ausschnitt aus dem Spontangesang von Platycleis grisea bei hohen Temperaturen - CH, TI, Isone, Mt. Matro, 23 °C, nachts.
Verbreitung
Platycleis grisea ist grundsätzlich auf der Südabdachung der Alpen verbreitet und von der westlichen Verbreitungsgrenze in den südfranzösischen Alpen über ganz Italien und die Balkanhalbinsel bis in die Türkei verbreitet. In der Südschweiz erreicht sie die nördliche Verbreitungsgrenze. Man findet sie im Tessin, den Alpensüdtälern und im Engadin. In Österreich scheint mit Ausnahme von Vorarlberg nur die südosteuropäische Platycleis grisea vorzukommen.
Die Karte zeigt das Verbreitungsgebiet von Platycleis albopunctata ohne Unterscheidung der Unterarten. Zu beachten ist der Text zur Verbreitung.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Ausgewachsene Tiere von Platycleis grisea können von Juni bis Ende Oktober gefunden werden.
Die Lebensweise unterscheidet sich nicht von derjenigen der Nominatform. Die Eier werden in den Boden, in Pflanzenstängel oder Moospolster abgelegt. Die Larven schlüpfen zwischen März und April und durchlaufen 7 Stadien. Die Tiere sind tag- und nachtaktiv und besonders die Männchen steigen oft in ca. 50 cm Höhe, um zu singen. Sie singen typischerweise mit dem Kopf nach unten an einem Grashalm. Wie die anderen Platycleis-Arten ernährt sich Platycleis grisea von Grasblüten und deren Samen, Kräutern und kleinen Arthropoden.
Lebensraum
Platycleis grisea bevorzugt trockene und warme Lebensräume mit unterschiedlich dichter Vegetation. Sie besiedelt Halbtrocken- und Trockenrasen, Felsensteppen, Heiden, Steinbrüche, Böschungen oder auch Adlerfarnfluren. Häufig findet man sie in Weidelandschaften mit einer hohen Strukturvielfalt. In diesen Gebieten weist die Vegetation verfilzte Bereiche unmittelbar neben lückiger oder vegetationslosen Stellen auf.
Gefährdung & Schutz
Da Platycleis grisea in der Schweiz trotz des relativ kleinen Verbreitungsgebiets häufig ist, gilt sie als nicht gefährdet. Der Verlust von Magerrasen durch landwirtschaftliche Intensivierung kann die Art lokal zum Verschwinden bringen. Die gute Mobilität ermöglicht es ihr, rasch neue Habitate zu besiedeln.
Rote Listen
-
CH:LC (Nicht gefährdet)
-
DE:Abwesend
-
AT:NT (Potenziell gefährdet)
-
Europa:NE (Nicht beurteilt)
Ähnliche Arten
Die beiden Arten Platycleis albopunctata und Platycleis grisea unterscheiden sich neben der Verbreitung anhand der Titillatoren und der weiblichen Subgenitalplatte. Eine eindeutige Zuordnung aufgrund von morphologischen Merkmalen ist wegen der Variabilität nicht immer möglich. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal scheinen neben den Titillatoren die Seitensklerite der weiblichen Subgenitalplatte zu sein. Sie sind bei Platycleis albopunctata an der Basis nicht mit der Subgenitalplatte verwachsen. Bei Platycleis albopunctata wird die weibliche Subgenitalplatte gegen das Ende schmaler. Am Gesang lassen sich die beiden Arten nicht unterscheiden. Dunkle Individuen von Decticus verrucivorus sind durch die imposante Grösse, die längere und nur am Ende leicht nach oben gebogene Legeröhre der Weibchen zu unterscheiden. Ausserdem ist der Mittelkiel des Halsschilds bei Decticus verrucivorus auf der ganzen Länge ausgebildet. Tessellana tessellata ist deutlich kleiner, trägt eine kontrastreichere Vorderflügelzeichnung und die Legeröhre des Weibchens ist kurz und stark nach oben gebogen. Die Arten der Gattungen Metrioptera, Bicolorana und Roeseliana haben alle deutlich kürzere Flügel. Nachts kann der Gesang von Platycleis grisea mit demjenigen von Pholidoptera fallax verwechselt werden.