Phaneroptera nana
Fieber, 1853
DE:
Vierpunktige Sichelschrecke
EN:
Southern Sickle Bush-cricket
Mediterranean Katydid
FR:
Le Phanéroptère méridional
IT:
Fanerottera nana
Phaneroptera quadripunctata Brunner von Wattenwyl, 1878
Morphologie
Die Grundfarbe von Phaneroptera nana ist ein eher bläuliches und mattes Grün. Der Körper ist kräftig dunkel punktiert und die helle Flügeladerung kommt gut zur Geltung. Der Körperbau ist schlank aber viel "buckliger" als bei Phaneroptera falcata. Von der Seite betrachtet, ist der Halsschild etwa gleich hoch oder etwas höher wie lang. Die Hinterflügel überragen deutlich die Vorderflügel und die Hinterknie. Das Gesangsorgan des Männchens ist mit vier schwarzen Flecken versehen, die zu zwei grösseren verschmolzen sein können. Beim Männchen sind die Cerci stark einwärts gebogen und laufen kontinuierlich in den Endzahn aus. Die Subgenitalplatte ist gegen das Ende stark verjüngt und dreieckig ausgerandet. Die Legeröhre des Weibchens ist an der Basis fast rechtwinklig nach oben gebogen und im Gegensatz zu Phaneroptera falcata am unteren Rand gleichmässig gekrümmt. An der Basis der Legeröhre verläuft die Lamelle gerade.
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♂ 12-15 mm
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♀ 15-18 mm
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Ovipositor 5-6 mm
Gesang
Der leise bis mässig laute Spontangesang von Phaneroptera nana besteht aus Reihen von Einzelsilben, die in Abständen von 0,2-3 s geäussert werden. Die Silben sind in ihrer Länge variabel und länger als diejenigen von Phaneroptera falcata. Es werden zwei verschiedene Arten von Silben erzeugt, die sich in der Wiederholungsrate der Pulse unterscheiden. Die Silben folgen sich oft regelmässig und sind gut hörbar. Das Frequenzspektrum zeigt ein Maximum bei 14-22 kHz, also mehrheitlich im hörbaren Bereich. Nicht selten hört man zwei Männchen beim Wechselgesang. Vor der Paarung antworten paarungsbereite Weibchen den Männchen in einem kurzen Zeitfenster von ca. 60 ms. Die Silben des Weibchens sind meistens aus 2-3 Pulsen aufgebaut. Das Frequenzspektrum des weiblichen Antwortgesangs zeigt ein Maximum bei 12-20 kHz. Wir konnten mehrmals beobachten, dass das Männchen leisere und kürzere Silben erzeugte, je näher sich die beiden Partner kamen und das Weibchen zum Schluss deutlich lauter sang als das Männchen. Die paarungsbereiten Weibchen bleiben an einem Ort sitzen und werden von den Männchen aktiv aufgesucht, die sich gehend oder auch in kurzen Flugsprüngen nähern.
Spontangesang von Phaneroptera nana - CH, TI, Agarone, 20 °C, nachts.
Einzelsilbe aus dem Spontangesang von Phaneroptera nana - CH, TI, Agarone, 20 °C, nachts.
Einzelsilbe mit grösseren Pulsabständen aus dem Spontangesang von Phaneroptera nana - CH, TI, Agarone, 20 °C, nachts.
Werbegesang des ♂ und dreipulsige Antwort des ♀ von Phaneroptera nana - FR, Haute-Corse, Asco 22 °C, nachts.
Verbreitung
Phaneroptera nana ist im Mittelmeerraum von Portugal über Spanien, Frankreich, Italien und den Balkan bis in die Türkei verbreitet. In Italien und auf vielen Mittelmeerinseln ist die Art häufig. In der Schweiz kommt Phaneroptera nana im Tessin, den Südalpentälern, im Wallis und bei Genf vor. In den letzten Jahren konnte sich die Art auch in der Region Basel etablieren und ist dort in der Stadt mittlerweile häufig anzutreffen. Einzelne Nachweise liegen inzwischen auch aus den Kantonen Aargau und Zürich vor. Für Deutschland ist Phaneroptera nana aus Baden-Württemberg in der Nähe von Basel bekannt und breitet sich entlang des Rheingrabens aus. Im Raum Frankfurt scheint sie sich ebenfalls etabliert zu haben. Mit den trocken-heissen Sommer der letzten Jahre, ist mit einer deutlichen Ausbreitung nördlich der Alpen zu rechnen.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Ausgewachsene Tiere von Phaneroptera nana finden sich von Juni bis November mit einem Höhepunkt im August und September.
Bei Phaneroptera nana kann man noch spät im Jahr Larven gemeinsam mit ausgewachsenen Tieren beobachten. Dies lässt vermuten, dass die Larven im Frühling und Frühsommer während einer grossen Zeitspanne schlüpfen. Die Eier werden zwischen die obere und untere Epidermis der Blätter verschiedener Sträucher abgelegt. Phanerotera nana ist vorwiegend nachtaktiv und beginnt in der Dämmerung zu singen. In der Siedlung wird sie von Lichtquellen angelockt, weshalb man sie immer wieder an und in Gebäuden findet.
Lebensraum
Phaneroptera nana ist bei der Habitatwahl nicht wählerisch, bevorzugt aber warme Standorte. Sie lebt vorwiegend in höheren Vegetationsschichten und steigt hoch in die Bäume hinauf. Es werden Hecken, Weinberge, Ruderalstandorte, Waldränder oder langgrasige Wiesen besiedelt. Häufig trifft man die Art im Siedlungsgebiet an, wo sie sich in den Büschen von Gärten und in Parkanlagen aufhält. Im Wallis werden Gebüschgruppen in der trockenen Felsensteppe besiedelt. Im Tessin sind die Lebensräume oft feucht und liegen entlang von Bächen und Kanälen.
Gefährdung & Schutz
Phaneroptera nana hat sich in den letzten Jahren nördlich der Alpen stark ausgebreitet und wird sich auch in Deutschland etablieren. Die Fähigkeit, in menschlichen Siedlungen zu leben, macht sie wenig verletzlich. Sie ist nicht gefährdet.
Rote Listen
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CH:LC (Nicht gefährdet)
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DE:* (Ungefährdet)
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AT:LC (Nicht gefährdet)
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Europa:LC (Nicht gefährdet)
Ähnliche Arten
Phaneroptera nana wird oft mit Phaneroptera falcata verwechselt. Mit etwas Erfahrung können sie aber anhand der Farbe, des Habitus und der Äderung der Flügel erkannt werden. Eine ausführliche Beschreibung befindet sich bei Phaneroptera falcata. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal ist die Form der männlichen Subgenitalplatte und der Cerci. Bei Phaneroptera falcata ist die Subgenitalplatte gegen das Ende lappig erweitert und die Cerci sind hinter der Mitte verdickt. Der Gesang von Phaneroptera nana kann mit den Gesängen von Phaneroptera falcata und der Leptophyes-Arten verwechselt werden. Die Silben von Phaneroptera nana sind etwas länger als diejenigen von Phaneroptera falcata und deutlich länger als diejenigen der Leptophyes-Arten. Im Unterschied zu Phaneroptera falcata können bei Phaneroptera nana die einzelnen Pulse herausgehört werden, wodurch der Laut reibender klingt. Da Phaneroptera nana tiefere Frequenzen erzeugt als Phaneroptera falcata, ist sie auch besser zu hören, mit gutem Gehör bis 25 m weit. Die gelegentlich versartige Reihung der Silben von Phaneroptera falcata kommt bei Phaneroptera nana nicht vor. Im Unterschied zu den Leptophyes-Arten erzeugt Phaneroptera nana die Silben in deutlich kürzeren Abständen.