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Omocestus rufipes

(Zetterstedt, 1821)

(Zetterstedt, 1821)

DE:

Buntbäuchiger Grashüpfer

EN:

Woodland Grasshopper

FR:

Le Criquet noir-ébène

IT:

Omocesto nero

Observation.org

Orthoptera.Speciesfile.org

IUCN Red List

Synonyme

Oedipoda cruentata Brullé, 1832 | Oedipoda geniculata Brullé, 1832 | Locusta miniata Stephens, 1835 | Gryllus ventralis Zetterstedt, 1821 | Acridium viridulum Wesmaël, 1838 | Chorthippus zetterstedti Fieber, 1852

Morphologie

Die Grundfarbe von Omocestus rufipes variiert von dunkelbraun über dunkelgrau bis fast schwarz. Die beiden Geschlechter unterscheiden sich farblich. Die Männchen sind annähernd schwarz und weisen auf der Rückenseite oft eine ockerfarbene Zeichnung auf Kopf, Halsschild und den Flügelkanten auf. Auffallend ist die meist leuchtend rot gefärbte Hinterleibsspitze. Bei einigen Männchen sind auch die Hinterbeine leuchtend rot. Die Weibchen sind in der Grundfarbe variabler und haben fast immer einen grünen Rückenstreifen. Die Hinterleibsspitze ist höchstens leicht rötlich, meist aber unauffällig gefärbt. Charakteristisch sind die weissen Tasterspitzen beider Geschlechter und die bunte Bauchseite. Sie ist von vorne nach hinten grün, gelb und rot gefärbt. Die hellen Halsschild-Seitenkiele sind im ersten Drittel mässig stark nach innen gebogen, ihr Abstand an der schmalsten Stelle misst etwa die Hälfte der breitesten Stelle am Hinterrand. Die Flügel überragen bei beiden Geschlechtern geringfügig die dunklen Hinterknie. Das helle Stigma liegt am Ende des 3. Viertels der Flügel. Das Medialdfeld ist nicht erweitert und speziell beim Weibchen hell-dunkel gefleckt. Die Legeröhrenklappen der Weibchen sind im Unterschied zu Omocestus viridulus kurz und etwa halb so lang wie die Subgenitalplatte.

  • ♂ 11-15 mm
  • ♀ 13-20 mm

Gesang

Der Spontangesang von Omocestus rufipes besteht aus mässig lauten Versen, die 5-10 (-15) s dauern. Sie werden bis kurz vor dem Ende stetig lauter. Der Werbegesang besteht aus mehreren Versen, die etwas länger und leiser sind. Nach einigen solchen Versen folgt ein leiserer Vers von nur 5-10 s Dauer, wobei die Silbenfolge langsamer ist. Das nach hinten Schleudern der Hinterschienen, das Omocestus viridulus oft zeigt, konnten wir bei Omocestus rufipes nie beobachten.

Spontangesang von Omocestus rufipes. Die Pausen zwischen den vier Versen wurden stark verkürzt, die Versreihenfolge wurde beibehalten - CH, BE, Wasen, 25 °C, sonnig.

Spontangesang von Omocestus rufipes. Die Pause zwischen den beiden Versen wurde nachträglich verkürzt - CH, BE, Wasen, 25 °C, sonnig.

Video: Wolfgang Forstmeier

Verbreitung

Omocestus rufipes ist von Portugal über Mitteleuropa bis in den Süden Grossbritanniens und Skandinaviens verbreitet, wo die nördliche Arealgrenze erreicht wird. Richtung Osten findet man die Art bis in die Mongolei. Im Mittelmeerraum ist Omocestus rufipes weit verbreitet und häufig. In der Schweiz sind Vorkommen in allen Landesteilen bekannt. Nur im Wallis, im Tessin und in der Region Basel ist die Art häufig. In Deutschland liegen die grössten Vorkommen in den südlichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg. Aber auch im Norden Deutschlands ist die Art verbreitet, wenn auch nicht flächendeckend.

This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.


Phänologie & Lebensweise

In Mitteleuropa können ausgewachsene Tiere von Omocestus rufipes von Mai bis November gefunden werden.
Im Mittelmeerraum sind die ersten Imagines schon im März oder April zu finden und können fast das ganze Jahr über angetroffen werden. Es treten dort vermutlich zwei Generationen auf, die sich zum Teil zeitlich überschneiden. Die späte Generation kann den Winter überdauern. Auch in der Schweiz sind an wärmebegünstigten Stellen mehrere Generationen möglich. Im Tessin konnten wir am Mt. Caslano bereits im März singende Tiere hören. Die Eier werden an gut besonnten, vegetationslosen Stellen in den Boden abgelegt. In Weidegebieten konnten wir beobachten, wie die Weibchen auch in trockenen Kuhdung ablegten. Im Folgejahr schlüpfen die Larven und durchlaufen 4 Stadien.


Lebensraum

Omocestus rufipes besiedelt trockenwarme Standorte mit spärlichem Bewuchs. Bevorzugt werden Lebensräume wie Wiesen und Weiden, Steppen, steinige Hanglagen, Heiden, Böschungen und Waldlichtungen. Im Schweizer Mittelland sind die letzten verbliebenen Lebensräume südlich bis westlich ausgerichtete Böschungen, Schaf- und Rinderweiden. Bekannt sind auch Vorkommen auf trockenen Moorflächen. Im Tessin findet man Omocestus rufipes auch in Brombeerhecken und Adlerfarnfluren, im Übergangsbereich von der Kraut- zur Strauchschicht.


Gefährdung & Schutz

Omocestus rufipes ist eine Charakterart der extensiven Weidewirtschaft und durch die Aufgabe dieser Beweidungsformen bedroht. Durch die Intensivierung des Grünlands wird das Mikroklima der Lebensräume verändert und die Lebensgrundlage für die sensible Art zerstört. Die Art kann durch Beweidung oder jährliche Mahd gefördert werden. Eine Verfilzung der Grasnarbe sowie Verbuschung sind nördlich der Alpen durch entsprechende Pflegemassnahmen zu unterbinden.

Rote Listen
  • CH:
    NT (Potenziell gefährdet)
  • DE:
    2 (Stark gefährdet)
  • AT:
    VU (Verletzlich)
  • Europa:
    LC (Nicht gefährdet)

Ähnliche Arten

Die Weibchen können mit Omocestus viridulus verwechselt werden. Diese besitzen aber im Unterschied zu Omocestus rufipes etwas hellere Körperseiten und deutlich längere Legeröhrenklappen. Der Hinterleib ist bei beiden Geschlechtern nie leuchtend rot. Omocestus haemorrhoidalis ist deutlich kleiner und die Halsschild-Seitenkiele sind sehr stark nach innen gebogen. Die Weibchen von Omocestus rufipes gleichen oft jenen der Chorthippus-Arten. Das beste Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Chorthippus-Arten sind die abgesetzten, weissen Enden der Taster und das nicht erweiterte Präcostalfeld. In Klang und Silbenwiederholungsrate gleichen sich die Gesänge von Omocestus rufipes und Omocestus viridulus sehr. Das deutlichste Unterscheidungsmerkmal ist die Verslänge, die bei Omocestus viridulus selten unter 15 s sinkt. Der Gesang von Omocestus rufipes ist etwas leiser, und die Verse erreichen die maximale Lautstärke erst kurz vor Schluss.

Omocestus haemorrhoidalis

Omocestus viridulus