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Modicogryllus frontalis

(Fieber, 1844)

(Fieber, 1844)

DE:

Östliche Grille

EN:

Eastern Stripe-headed Cricket

FR:

Le Grillon oriental

Observation.org

Orthoptera.Speciesfile.org

IUCN Red List

Synonyme

Gryllus frontalis variety alata Jacobson, 1904 | Gryllus caudatus Singer, 1869 | Gryllus hermsdorfensis Zeller, 1856 | Gryllus pubescens Eversmann, 1859 | Acheta turanicus Bey-Bienko, 1933

Morphologie

Die Grundfarbe von Modicogryllus frontalis ist dunkel braun bis fast schwarz. Aufgrund der feinen und dichten Behaarung erhält Modicogryllus frontalis einen gräulichen Schimmer. Der glänzend schwarze Kopf verfügt über eine gerade, scharf abgegrenzte, helle Linie zwischen den Augen. Auf dem Scheitel ist meist eine unregelmässige helle Fleckung vorhanden, die zu einem Querband verbunden sein kann. Die Vorderflügel reichen meist etwa bis zur Hinterleibsmitte, können aber auch das Hinterleibsende erreichen. Die Knickkanten der Flügel sind heller grau. Die Hinterflügel sind in der Regel reduziert, können aber auch voll entwickelt sein und dabei die Vorderflügel überragen. Mit entwickelten Hinterflügel sind die Tiere flugfähig. Der Legebohrer ist gerade und an der Spitze lanzettförmig erweitert.

  • ♂ 11-12 mm
  • ♀ 12-13 mm
  • Ovipositor 6-8 mm

Gesang

Modicogryllus frontalis verfügt über keinen Spontangesang. Die Männchen erzeugen einen Rivalengesang, wenn sich andere Männchen in unmittelbarer Umgebung befinden, oder einen Werbegesang, wenn sie auf ein Weibchen treffen. Der leise Werbegesang besteht aus einem Rascheln, das alle 0,4-0,6 s durch 1-5 deutlich lautere „tick“-Laute unterbrochen wird. Das Frequenzspektrum dieser Laute zeigt ein Maximum bei ca. 20 kHz. Beim Rivalengesang erzeugen die Männchen Verse aus bis zu 25 Silben. Es lassen sich Verse aus zwei verschiedenen Silbentypen unterscheiden. Einerseits werden Verse mit einem reinen Ton erzeugt (Frequenzspektrum Max. ca. 5,5 kHz) andererseits sind Verse aus kürzeren, geräuschhaften Silben zu hören (Frequenzspektrum Max. ca. 18-20 kHz). Diese Verse aus kurzen Silben erinnern etwas an die Verse aus Makrosilben der Antaxius-Arten.

Werbegesang von Modicogryllus frontalis - DE, Baden-Württemberg, Buggingen, 23°C, nachts.

Rivalen- und Werbegesang von Modicogryllus frontalis. Auf dieser Aufnahme balzt ein ♂ vor dem ♀ und ein anderes ♂ gesellt sich dazu, dabei kommt es zum Rivalengesang - DE, Baden-Württemberg, Buggingen, 23°C, nachts.

Video: Wolfgang Forstmeier

Verbreitung

Das Hauptverbreitungsgebiet von Modicogryllus frontalis liegt in Ost- und Südosteuropa, wobei die Art bis in die Mongolei vorkommt. Die westlichsten Vorkommen von Modicogryllus frontalis befinden sich in Frankreich bei Colmar und in Süddeutschland bei Buggingen. In Deutschland sind einige wenige Vorkommen aus Baden-Württemberg bekannt, in Bayern gilt die Art als ausgestorben.

This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.


Phänologie & Lebensweise

Ausgewachsene Tiere können von April bis in den September beobachtet werden.
Die Eier werden in den Boden abgelegt und schlüpfen noch im selben Jahr. Aus diesem Grund können in den Sommermonaten sowohl Larven als auch ausgewachsene Tiere gleichzeitig beobachtet werden. Die Überwinterung erfolgt entweder in den letzten Larvenstadien oder als ausgewachsenes Tier. Die Art ist vorwiegend nachtaktiv. Während des Tages verweilen die Tiere in Erdspalten, unter Steinen oder am Boden unter Gegenständen.


Lebensraum

Als ausgesprochen wärmeliebende Art besiedelt Modicogryllus frontalis in Mitteleuropa ausschliesslich Wärmeinseln wie Rebberge, Steinbrüche oder Kiesgruben. Seltener findet man sie in Trocken- oder Halbtrockenrasen mit geringer Vegetationsentwicklung, offenen Bodenstellen oder Schuttfluren. Beliebt sind auch lückig bewachsene Ruderalflächen mit einem hohen Anteil von Schotter oder Steinen, die ein Hohlraumsystem bilden. In Osteuropa konnten wir sie im Gleisschotter entlang von Bahnlinine beobachten.


Gefährdung & Schutz

In Mitteleuropa gilt die Art als stark gefährdet. Aus diesem Grund sind die Habitate ungeschmälert zu erhalten und durch gezielte Eingriffe zu erweitern. Einerseits können besiedelte Kiesgruben oder Steinbrüche durch regelmässiges Entbuschen vor einer Vergandung bewahrt werden. Andererseits sollten durch periodische Eingriffe frische Schuttflächen geschaffen werden. Bei Trockenrasen, trockenen Böschungen etc. kann auch eine Beweidung für die Art förderlich sein. In jedem Fall müssen Pflege- und Fördermassnahmen situativ festgelegt werden.

Rote Listen
  • CH:
    Abwesend
  • DE:
    1 (Vom Aussterben bedroht)
  • AT:
    EN (Stark gefährdet)
  • Europa:
    LC (Nicht gefährdet)

Ähnliche Arten

Zu den ähnlichen Arten zählt an erster Stelle Modicogryllus bordigalensis, welche normalerweise aber deutlich heller ist, längere Flügel besitzt und auf dem Scheitel 2-4 feine Längslinien hat. Ähnlich ist auch Acheta domesticus, die aber nie so dunkel und einheitlich gefärbt ist. Nemobius sylvestris ist bräunlich gefärbt ist. Ihr fehlt die gerade, helle Linie zwischen den Augen. Der Werbegesang von Modicogryllus frontalis kann leicht mit den Werbegesängen von anderen Grillenarten verwechselt werden. Meistens sieht man jedoch die Tiere, bevor man sie hört.

Eumodicogryllus bordigalensis

Acheta domesticus

Nemobius sylvestris