Barbitistes serricauda
(Fabricius, 1794)
DE:
Laubholz-Säbelschrecke
EN:
Common Saw Bush-cricket
Saw-tailed Bush-cricket
FR:
Le Barbitiste des bois
IT:
Barbitiste delle siepi
Barbitistes assimilis Fieber, 1853 | Barbitistes virgineus Navás, 1908
Morphologie
Die Grundfarbe von Barbitistes serricauda ist hell- bis dunkelgrün, mit unterschiedlich stark ausgeprägten dunklen Punkten. Die Körperunterseite ist gelb. Nicht selten treten bunt gefärbte Tiere auf, die dunkelgrün bis fast schwarz sind. Besonders bei dunkel gezeichneten Männchen sind die Beine intensiv rot gefärbt. Bei den Weibchen sind dunkle Individuen seltener. Der helle Hinteraugenstreifen verläuft über den Halsschild, die Flügelseiten und setzt sich oft auf dem Hinterleib fort. Im Bereich von Kopf und Halsschild ist der helle Streifen dunkel gesäumt. Dieses Merkmal ist bereits bei den Larven deutlich sichtbar. Die schuppenförmigen Flügel sind bei den Männchen auf den Flügeldecken charakteristisch rotbraun gefärbt und verfügen über einen gelblichen Seitenrand. Die Flügel der Weibchen sind kürzer, am Hinterrand praktisch gerade und auf den Flügelflächen grünlich, gelblich bis bräunlich. Sie sind nur selten einheitlich gefärbt. Das wichtigste Bestimmungsmerkmal sind die männlichen Cerci. Sie sind deutlich s-förmig geschwungen und überkreuzen sich in Ruhestellung an den Enden. Das Cercusende läuft kontinuierlich in den Endzahn aus. Die Legeröhre ist nur im letzten Drittel nach oben gebogen und an der Spitze kräftig gezähnt.
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♂ 15-20 mm
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♀ 17-24 mm
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Ovipositor 8-11 mm
Gesang
Der Gesang von Barbitistes serricauda ist leise und wird ohne US-Detector oft überhört. Bei guten Bedingungen ist er 10-15 m weit hörbar. Die 3-5 s dauernden Verse werden mehrmals pro Minute erzeugt. Ein Vers besteht aus 2-5 Silbengruppen scharfer "t-t-t"-Lauten. Die Anzahl der Silben variiert zwischen 1-7. Bei tiefen Temperaturen sinkt die Anzahl Silben pro Silbengruppe. Bei hohen Individuendichten singen die Männchen wild durcheinander. Sie scheinen keinen typischen Wechselgesang zu haben.
Spontangesang von Barbitistes serricauda - CH, VS, Cambioula, 20 °C.
Spontangesang von Barbitistes serricauda - CH, TG, Immenberg, 23 °C (Aufnahme Florin Rutschmann).
Spontangesang von Barbitistes serricauda - CH, SG, Gommiswald, 22 °C (Aufnahme Bruno Keist).
Einzelner Vers aus dem Spontangesang von Barbitistes serricauda - CH, SG, Gommiswald, 22°C (Aufnahme Bruno Keist).
Verbreitung
Barbitistes serricauda ist mittel- und osteuropäisch verbreitet. Im Südwesten begrenzen die Pyrenäen das Verbreitungsgebiet. Im Norden reicht das Areal bis Belgien, Norddeutschland und Polen. Südlich der Alpen ist die Art von Nordostitalien über den nördlichen Balkan bis in die Schwarzmeerregion verbreitet. In der Schweiz ist Barbitistes serricauda nördlich der Alpen weit verbreitet und besiedelt auch das Wallis, das Unterengadin und Münstertal. Sie fehlt im Tessin, Bergell und Puschlav, wo sie von der ähnlichen Barbitistes obtusus abgelöst wird. In Deutschland liegt der Verbreitungsschwerpunkt im Süden. Gegen Norden liegen bis auf wenige Gebiete nur einzelne Fundorte vor.
This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.
Phänologie & Lebensweise
Ausgewachsene Tiere von Barbitistes serricauda treten von Anfang Juli bis Mitte Oktober auf.
Die Eier werden kurz nach der Paarung unter die Rinde von Bäumen wie Eichen, Kiefern und Birken abgelegt und überdauern 2-3 Jahre. Die ersten Larven findet man ab Mai entlang von strukturreichen Waldrändern und in Hecken im Übergangsbereich der Kraut- und Strauchschicht. Sie durchlaufen 5 Stadien bis sie ausgewachsen sind. Da der leise Gesang oft überhört wird und sich die Tiere häufig in den Baumkronen aufhalten oder reglos im Laubwerk sitzen, ist die Art schwierig zu finden. Der Einsatz eines US-Detektors kann bei der Suche sehr hilfreich sein. Gute Chancen Barbitistes serricauda zu finden, bestehen nach einem stürmischen Gewitter, wenn einige Tiere aus der Kronenschicht herunterfallen und sich anschliessend auf dem niederen Buschwerk aufwärmen.
Lebensraum
Barbitistes serricauda besiedelt unterschiedliche Lebensräume. Häufig ist sie an sonnigen Waldrändern, Hecken und auf Waldlichtungen zu finden. Neuere Nachweise deuten darauf hin, dass sie neben Laubmischwäldern genauso in Fichtenkulturen auftritt. Selten hält sich Barbitistes serricauda in Magerrasen oder Wachholderheiden auf. In höheren Lagen werden auch offene Lebensräume besiedelt. Im Wallis lebt sie in den trockenwarmen Felsensteppen und ist auf Wacholder oder Kiefern anzutreffen.
Gefährdung & Schutz
In Mitteleuropa gilt Barbitistes serricauda als ungefährdet. Allerdings wird ihr in kleineren Naturräumen hohe Priorität im Naturschutz eingeräumt, so gilt sie z.B. in Wien als streng geschützt. Durch die Schaffung von gestuften, strukturreichen Waldrändern sowie offenen Wäldern kann Barbitistes serricauda gefördert werden. Neben einer gut ausgebildeten Krautschicht für die Larvalentwicklung sind besonnte Übergänge zu Gehölzen für die Thermoregulation wichtig. Für die Eiablage sind Gehölze mit strukturreicher Borke wie z.B. Eichen geeignet.
Rote Listen
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CH:LC (Nicht gefährdet)
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DE:* (Ungefährdet)
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AT:LC (Nicht gefährdet)
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Europa:LC (Nicht gefährdet)
Ähnliche Arten
Im Südosten Deutschlands, in Österreich und Osteuropa kommt mit Barbitistes constrictus eine sehr ähnliche Art vor. Sie unterscheidet sich anhand der männlichen Cerci, die bei Barbitistes constrictus im mittleren Bereich leicht verdickt sind und sich abrupt in die Spitze verengen. Südlich der Alpen ist Barbitistes serricauda mit Barbitistes obtusus zu verwechseln. Auch in diesem Fall gelingt die sichere Unterscheidung anhand der männlichen Cerci. Sie sind bei Barbitistes obtusus am Ende leicht verdickt verrundet, wobei ein kleiner Zahn aufsitzt. Die Weibchen sind morphologisch nicht eindeutig zu unterscheiden. In der Schweiz ist jedoch noch kein Fundort bekannt, an dem die beiden Arten gemeinsam vorkommen. Auch der Gesang der beiden Barbitistes-Arten ist sehr ähnlich und unterscheidet sich in der Anzahl Silben pro Silbengruppe, im Rhythmus und in der Geschwindigkeit der Silbenwiederholung. Auf der Balkanhalbinsel kommen weitere Barbitistes-Arten vor, die sich neben anderen Mekmalen auch anhand der Subgenitalplatte der Männchen unterscheiden lassen. Oft werden die Weibchen von Barbitistes serricauda mit den Leptophyes-Arten verwechselt. Die Legeröhren unterscheiden sich jedoch in ihrer Form deutlich. Die Leptophyes-Arten verfügen über eine an der Basis stark aufwärts gebogene und spitz zulaufende Legeröhre, die an der Spitze nie deutlich gezähnt ist. Die Cerci der Männchen der Leptophyes-Arten sind nie s-förmig geschwungen und die Subgenitalplatte ragt bei den Barbitistes-Arten nach oben nie über die Basis der Cerci hinaus. Die Larven sind besonders in den frühen Stadien kaum zu unterscheiden. Die Cerci von Isophya kraussii sind nicht s-förmig geschwungen und die Legeröhre ist am Unterrand gleichmässig aufwärts gebogen.